Politik

Differenzen im Ukraine-Krieg: G20-Treffen endet ohne Kommuniqué

Das Treffen der G20-Finanzminister in Indonesien hat wegen der unterschiedlichen Positionen zum Ukraine-Krieg ohne ein gemeinsames Abschlusskommuniqué geendet.
16.07.2022 14:15
Aktualisiert: 16.07.2022 14:15
Lesezeit: 1 min
Differenzen im Ukraine-Krieg: G20-Treffen endet ohne Kommuniqué
Russland stellvertretender Finanzminister Timur Maksimow am Freitag beim G20-Treffen in Indonesien. (Foto: dpa) Foto: Made Nagi

Die G20-Finanzminister haben ihr Treffen in Indonesien aufgrund unterschiedlicher Positionen zum Krieg Russlands und der Ukraine ohne ein gemeinsames Abschlusskommuniqué beendet. Allerdings habe über Anstrengungen zur Bewältigung von Nahrungsmittelengpässen und die meisten anderen Konferenzthemen Übereinstimmung geherrscht, sagte der indonesische Finanzminister Sri Mulyani Indrawati als Gastgeber am Samstag zum Abschluss des zweitägigen Treffens in Nusa Dua auf der Insel Bali. Alle Teilnehmer hätten sich zum Geist der Zusammenarbeit und des Multilateralismus bekannt. Auch US-Finanzministerin Janet Yellen sprach von einer starken Übereinstimmung der G20-Vertreter unter anderem in Fragen der Nahrungsmittelversorgung.

Bereits vor Abschluss des Treffens hatten Insider gesagt, dass kein gemeinsames Abschlusskommuniqué erwartet werde. Die Bewertung des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Folgen des Krieges spaltet die Gruppe der zwanzig führenden Industrie- und Schwellenländer, zu denen auch Russland gehört. "Die Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit der G20 wird durch den Krieg in der Ukraine, für den eines der G20-Mitglieder die volle Verantwortung trägt, sehr stark behindert", war aus dem französischen Finanzministerium verlautet.

China, Indien und Südafrika treten Russland gegenüber bei der Bewertung von dessen Angriff auf die Ukraine wesentlich zurückhaltender auf als etwa die USA und europäische Staaten. Im April hatte es in Washington ebenfalls keine gemeinsame G20-Abschlusserklärung der Finanzminister gegeben.

Bereits am Freitag hatten unter anderem US-Finanzministerin Yellen und ihre kanadische Kollegin Chrystia Freeland den seit 24. Februar dauernden Krieg verurteilt und ihn als die momentan größte Bedrohung für die Weltwirtschaft bezeichnet. Der russische Finanzminister Anton Siluanow nahm einem Insider zufolge nur virtuell an dem Treffen teil, vor Ort war allerdings sein Stellvertreter.

Bei der Eröffnung des zweiten Sitzungstages hatte der Gouverneur der indonesischen Zentralbank, Perry Warjiyo, gesagt, die Mitglieder hätten fruchtbare Gespräche geführt. Doch die G20 müsse konkrete Ergebnisse liefern, um die Weltwirtschaft zu unterstützen. "Es ist wichtig, dass wir uns weiterhin auf das konzentrieren, was wir dieses Jahr erreichen wollen, da dies auch eine positive Botschaft an die Weltgemeinschaft über die Rolle und die Bemühungen der G20 zur Unterstützung der globalen Erholung senden wird."

Auf der Agenda standen unter anderem die Finanzstabilität nach der Corona-Pandemie, Krypto-Währungen und klimabedingte Finanzrisiken. Bei den G20-Verhandlungen ging es auch um die Entschuldung armer Länder, die Vorbereitung auf künftige Pandemien sowie die Bekämpfung der Inflation.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.