Politik

Russisches Gold-Verbot: EU setzt Schweiz unter Druck

Lesezeit: 2 min
28.07.2022 17:45  Aktualisiert: 28.07.2022 17:45
Während der Import von russischem Gold in EU-Mitgliedstaaten verboten ist, ist in der Schweiz eine Debatte um das russische Goldembargo entfacht.
Russisches Gold-Verbot: EU setzt Schweiz unter Druck
In der Schweiz drängt man auf einen schnellen Entscheid zum russischen Goldembargo. (Foto: dpa)
Foto: Armin Weigel

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Umgang mit russischem Gold sorgt für Unstimmigkeiten: In der Schweiz – dort sind einige der weltweit größten Goldraffinerien beheimatet – wartet man dringend auf einen Entscheid des Bundesrates zum Embargo von russischem Gold. Allerdings: Die Mitglieder weilen derzeit in Urlaub, und die nächste Sitzung ist erst am 17. August anberaumt. So lange will Brüssel jedoch nicht zuwarten. Und auch in der Schweiz mehren sich die Stimmen, die eine sofortige Entscheidung fordern, um den russischen Angriffskrieg weder direkt noch indirekt zu unterstützen.

Russisches Gold und die EU-Mitgliedsstaaten

Die EU ist den Schweizern bei den Sanktionen einiges voraus. Bereits am 21. Juli twitterte Josep Borrell, Vizepräsident der EU-Kommission, von „einem weiteren wichtigen Schritt, die Finanzierung des russischen Krieges einzudämmen."

Mit dem 22. Juli ist es nun für die EU-Mitgliedstaaten verboten, russisches Gold zu importieren. Gold ist für Russland ein wichtiges Exportgut. So verkaufte Russland im Jahr 2020 noch Gold im Wert von 18,7 Milliarden Dollar und war damit weltweit der viertgrößte Exporteur.

Der Schweizer Unmut und die Erwartungen der EU an die Schweiz

Der Umgang mit russischem Gold sorgte in der Schweiz für Diskussionen, nachdem der Schweizer Zoll Goldimporte über 3,3 Tonnen mit russischer Herkunft in den Monaten Mai und Juni nachträglich als unproblematisch eingestuft hatte.

Während nun die Schweizerische Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler sowie der Zoll dringend vom Kauf russischen Goldes abraten, hat sich unter dem Namen Swiss Precious Metals Institute eine Juristengruppe formiert, die betont, dass Goldimporte aus Russland weiterhin legal seien.

Allerdings: Die Erwartungen der EU gegenüber der Schweiz sind klar. So hat der Europäische Rat, in dem sich mehrmals im Jahr die Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel zusammenfinden, Ende Juni einen klaren Appell an Drittsaaten und an EU-Bewerberländer gerichtet: „Der Rat ruft alle Länder dazu auf, sich den Sanktionen anzuschließen. Dabei geht es den EU-Staatschefs hauptsächlich darum, die letzten Schlupflöcher zu stopfen, die Putin noch bleiben.

Trotz Sitzungspause des Bundesrates treffe das zuständige Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft derzeit schon mal alle Vorkehrungen, um die Sanktionen des siebten Sanktionspaketes der EU in die Wege zu leiten. Dabei ist auch nicht davon auszugehen, dass die Schweiz beim Goldembargo ausschert, zumal sich die Eidgenossen bisher allen EU-Sanktionspaketen angeschlossen haben, die von der EU als Reaktion auf die russische Militäraggression in der Ukraine erlassen wurden.

Grundsätzlich ist der Import von russischem Gold in die Schweiz weiterhin erlaubt. Dabei sind zwei Arten von Gold aus Russland zu unterscheiden. Einmal das Gold, das vor dem 7. März hergestellt wurde, und solches aus späterer Produktion. Für ersteres gilt, dass es importiert und auch gehandelt werden darf. Allerdings ist der Handel für russisches Gold, das nach dem 7. März produziert wurde, verboten, es sei denn eine Raffinerie schmilzt es um. Dann darf ein solches Gold auch gehandelt werden. Die Voraussetzung dafür ist aber die Einhaltung der Sorgfaltspflichten nach Edelmettalkontroll- und Geldwäschereigesetz. (ps)


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...