Finanzen

Fed nimmt Investoren die Hoffnung auf eine mildere Zinspolitik

Mehrere Vertreter der Federal Reserve haben erneut erklärt, die Zinsen würden weiter angehoben. Denn einige Investoren hoffen weiter auf ein Ende der Zinswende.
Autor
04.08.2022 16:17
Aktualisiert: 04.08.2022 16:17
Lesezeit: 2 min
Fed nimmt Investoren die Hoffnung auf eine mildere Zinspolitik
Was Fed-Präsident Jerome Powell am 27. Juli sagte, wird nun durch seine Kollegen verstärkt: Die Zinsen werden weiter steigen. (Foto: dpa) Foto: Manuel Balce Ceneta

Auf ihren letzten beiden Sitzungen hatte die Fed den Leitzins in ungewöhnlich großen Schritten bereits um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht. Nun sagte der Präsident der Chicagoer Fed, Charles Evans, am Dienstag zu Reportern, er hoffe, dass die US-Notenbank ihre Zinserhöhungen für den Rest des Jahres abmildern könnte. Er hielt jedoch auch eine weitere große Zinserhöhung auf der nächsten Fed-Sitzung am 20. und 21. September für möglich.

„Ich denke, es bleibt noch genug Zeit, um eine vernünftige Einschätzung von 50, aber auch 75 zu erreichen“, zitiert ihn das Wall Street Journal. Danach werde die Zentralbank hoffentlich in der Lage sein, die Zinssätze bei ihren letzten beiden Sitzungen des Jahres im November und Dezember und bis Anfang 2023 in traditionelleren Schritten von einem Viertelprozentpunkt anzuheben.

Insgesamt hat die Fed die Zinssätze in den letzten Monaten bereits viermal angehoben, nachdem sie noch im März nahe null gelegen hatten. Auf ihrer Sitzung in der vergangenen Woche hat sie den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 2,25 Prozent und 2,5 Prozent erhöht - trotz der heraufziehenden Rezessionsgefahr in den USA. Denn die „Inflationsbekämpfung hat Priorität“, hieß es.

Lässt der Preisdruck nach?

Die Präsidentin der Federal Reserve von Cleveland, Loretta Mester, äußerte sich besorgt, dass man vorschnell zu dem Schluss kommen könnte, dass der Preisdruck nachlasse. Denn die Inflation liege sehr weit über dem 2-Prozent-Ziel der Notenbank. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns, denn wir haben noch keine Wende in der Inflation gesehen“, sagte sie in einem Webinar mit der Washington Post. „Es muss ein nachhaltiger, mehrmonatiger Beweis dafür sein, dass die Inflation ihren ersten Höhepunkt erreicht hat - wir haben noch nicht einmal das gesehen - und dass sie sich nach unten bewegt.“

Mary Daly, die Präsidentin der Fed von San Francisco, sagte, dass die Bemühungen der Zentralbank, die Preise durch eine Verlangsamung der Nachfrage zu senken, noch lange nicht abgeschlossen seien. „Der Ausblick, den ich für am wahrscheinlichsten halte, ist wirklich, dass wir die Zinsen anheben und sie dann für eine Weile auf dem Niveau halten, das wir für angemessen halten“, sagte sie in einem auf LinkedIn gestreamten Interview.

Evans sagte, er beobachte die US-Wirtschaftsdaten genau auf Anzeichen dafür, dass sich die höheren Kreditkosten auf Investitionen, Ausgaben und Einstellungen auswirken. „Die Zinssätze sind höher, aber sie sind nicht notwendigerweise straff“, sagte er. Bei dem von Evans am Dienstag skizzierten Zinspfad würden die Zinsen bis Dezember auf eine Spanne zwischen 3,25 und 3,5 Prozent ansteigen.

Laut Evans, der im Januar in den Ruhestand treten wird, sind zwei oder drei Zinserhöhungen von je einem Viertelpunkt Anfang 2023 angemessen. Die Fed könnte die Zinssätze noch etwas länger anheben, wenn die Inflation nicht weiter auf das 2-Prozent-Ziel der Fed zurückgeht, so Evans. „Ich würde einen Weg bevorzugen, der sanfter zu dem von uns gewünschten Ziel führt und nicht aus einem unerwarteten Grund schnell wieder zurückgegangen werden muss.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Science Europe-Chefin: Wir können Trump nicht ändern, aber wir können unser Handeln ändern
29.10.2025

Datensperren in den USA, restriktive Regeln in China. „Science Europe“ fordert einen Kurswechsel. Europa muss seine technologische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chipmangel in der deutschen Industrie verschärft sich: Wo die Ursachen liegen und warum die Folgen dramatisch sind
29.10.2025

Der zunehmende Chipmangel trifft Deutschlands Industrie empfindlich. Steigende Engpässe, geopolitische Spannungen und die Abhängigkeit...

DWN
Finanzen
Finanzen Mercedes-Benz-Aktie trotzt Gewinneinbruch: Anleger reagieren positiv auf Quartalszahlen
29.10.2025

Die Mercedes-Benz-Aktie überrascht trotz massiver Gewinnrückgänge mit steigenden Kursen. Der Autobauer kämpft mit Absatzflauten,...

DWN
Finanzen
Finanzen BASF-Aktie legt zu: Quartalszahlen besser als erwartet – neues Aktienrückkaufprogramm
29.10.2025

Die BASF-Aktie zeigt überraschende Stärke – trotz schwacher Nachfrage und globaler Unsicherheiten. Positive Quartalszahlen und ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Bank-Aktie profitiert von starken Quartalszahlen – Erträge und Gewinne über Erwartungen
29.10.2025

Die Deutsche Bank-Aktie glänzt nach starken Quartalszahlen – doch kann das Institut den Erfolg auch langfristig sichern? Rekordgewinne,...

DWN
Panorama
Panorama Aktivrente: Warum viele Ältere weiterarbeiten wollen
29.10.2025

Immer mehr ältere Menschen wollen auch im Ruhestand nicht auf Arbeit verzichten. Viele Rentner bleiben beruflich aktiv – aus Freude,...

DWN
Politik
Politik Lawrow bringt Nichtangriffsgarantie für Europa ins Spiel
29.10.2025

Russlands Krieg in der Ukraine erschüttert die Sicherheit Europas, die Zeichen stehen auf Aufrüstung. Nun fällt bei Außenminister...

DWN
Politik
Politik Gegengewicht zu China: Japan und USA stärken Allianz
28.10.2025

Die USA bleiben Japans Schutzmacht. Bei einem Gipfeltreffen in Tokio kündigen beide Länder eine weitere Vertiefung ihrer...