Politik

 China verlängert Manöver: „Warnung an USA und Taiwan“

Mit einer Verlängerung der Manöver rund um Taiwan hat China die Spannungen um die demokratische Inselrepublik weiter angeheizt.
08.08.2022 12:13
Lesezeit: 2 min
 China verlängert Manöver: „Warnung an USA und Taiwan“
Das von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichte Foto zeigt eine Mitglied der chinesischen Volksbefreiungsarmee bei einer Militärübung auf See, während im Hintergrund Taiwans Fregatte Lan Yang zu sehen ist. (Foto: dpa) Foto: Lin Jian

Ungeachtet der ursprünglichen Ankündigungen, wonach die „Kampfübungen“ in der Luft und zur See am Sonntag zu Ende sein sollten, dauerten sie am Montag noch an. Die Volksbefreiungsarmee habe sich in der Meerenge der Taiwanstraße auf „gemeinsame Einsätze gegen Unterseeboote und zum Angriff auf See konzentriert“, berichtete das chinesische Staatsfernsehen.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Peking, Wu Qian, bezeichnete die Manöver als „notwendige Warnung an die USA und Taiwan“. Es sei eine „angemessene“ Reaktion auf deren „Provokationen“. Die Spannungen seien „bewusst“ von den USA geschaffen worden, indem die Vorsitzende des Repräsentantenhauses in Washington, Nancy Pelosi, vergangene Woche gegen Widerstand aus Peking nach Taipeh gereist sei.

Die chinesische Führung lehnt solche offiziellen Kontakte anderer Länder zu Taipeh ab, weil sie die Insel als Teil der Volksrepublik ansieht. Hingegen versteht sich Taiwan längst als unabhängig. Mit den Manövern übte die Volksbefreiungsarmee nicht nur eine See- und Luftblockade, sondern auch eine mögliche Eroberung der Insel. Einige chinesische Kommentatoren meinten, dass die Militärübungen regelmäßig stattfinden und eine neue Normalität werden könnten.

„Chinas Militäroperationen dauern an“, bestätigte Taiwans Militär. Ein Sprecher sagte in Taipeh, die Streitkräfte der demokratischen Inselrepublik würden eine angemessene Antwort geben. Er rechtfertigte auch die Entscheidung, dass in dem 23-Millionen-Einwohner-Land am Donnerstag kein Raketenalarm gegeben wurde. An dem Tag hatte China elf ballistische Raketen gestartet, von denen eine nach Berichten nahe der Hauptstadt Taipeh flog. Die Raketen hätten wegen ihrer Flugbahn keine Gefahr dargestellt, beteuerte der Militärsprecher.

China verteidigte die Manöver

„China hat allen Grund, eine energische Antwort zu geben“, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin. Ziel sei, Kräfte in Taiwan zu bestrafen, die Unabhängigkeit wollten. Auch sollten jene, die sich einmischten, gewarnt werden, sagte Wang Wenbin mit Blick auf die USA. „Taiwan ist Teil Chinas.“ Es sei nur normal, in den „eigenen Gewässern“ auch Militärübungen abzuhalten.

Taiwans Militär berichtete, dass chinesische Flugzeuge allein am Sonntag 66 Einsätze geflogen seien. Dabei hätten 22 Flugzeuge die inoffizielle, aber bisher meist respektierte Mittellinie der Taiwanstraße überquert. Auch hätten 14 Kriegsschiffe in der Meerenge an den Manövern teilgenommen. Taiwans Streitkräfte hätten die Bewegungen eng verfolgt und über Funk auch Warnungen ausgesprochen.

Über der vorgelagerten taiwanischen Insel Kinmen (Quemoy), die nur zwei Kilometer von der chinesischen Küste entfernt liegt, sei am Sonntagabend auch wieder eine chinesische Drohne entdeckt worden, berichtete das Verteidigungsministerium in Taipeh. Seit den 1950er-Jahren hatte es keinen chinesischen Überflug der Insel mehr gegeben.

In anderen Seegebieten im Norden im Golf von Bohai und im Gelben Meer sowie im Süden im Südchinesischen Meer vor der Küste der Provinz Guangdong plant Chinas Militär diese Woche weitere Manöver. Auch Taiwan hat für Dienstag und Donnerstag im Süden Schießübungen der Artillerie im Rahmen von jährlichen Übungen angekündigt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Deutsche Start-ups setzen auf Roboterküchen
02.12.2025

Kochroboter erobern Kantinen, Kliniken und Supermärkte. Zwei deutsche Start-ups wollen rund um die Uhr frisch kochen lassen und dabei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückkehr in den Arbeitsmarkt: Immer mehr Rentner gehen auf Jobsuche
02.12.2025

Die Aktivrente soll Arbeit im Ruhestand attraktiver machen. Auch wenn die Koalition sich noch über das Rentenpaket streitet, planen viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...