Deutschland

Auftragsstau in der deutschen Industrie so lang wie nie zuvor

Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind so voll wie noch nie. Grund sind die gestörten Lieferketten.
17.08.2022 09:35
Aktualisiert: 17.08.2022 09:35
Lesezeit: 1 min

Die Auftragsbücher der deutschen Industriebetriebe sind so voll wie noch nie. Der Bestand an Bestellungen sei im Juni um 0,5 Prozent zum Vormonat gewachsen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es einen Zuwachs von 14,1 Prozent. "Damit hat der Auftragsbestand des Verarbeitenden Gewerbes einen neuen Höchststand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2015 erreicht", wie die Statistiker betonten.

Grund dafür ist die schon vor dem russischen Krieg in der Ukraine anhaltende Knappheit an Vorprodukten, die durch die Corona-Welle beim wichtigsten deutschen Handelspartner China mit regelmäßigen Lockdowns noch verschärft wird. Wegen der dadurch gestörten Lieferketten gibt es bei vielen Unternehmen nach wie vor Probleme beim Abarbeiten ihrer Aufträge. Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich um 2,0 Prozent zum Vormonat, die aus dem Ausland sanken hingegen um 0,3 Prozent.

Die Reichweite des Auftragsbestands gab im Juni leicht auf 8,0 Monate nach, nachdem sie im Mai noch bei 8,1 Monaten gelegen hatte. Diese gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen ist die Reichweite mit 11,8 Monaten besonders hoch.

Falls sich die Lieferengpässe in den kommenden Monaten auflösen, könnte das die Produktion in der deutschen Industrie beleben. Die Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten dürfte für die deutsche Industrie aber auch in der zweiten Jahreshälfte ein großes Problem sein.

Im Juli klagten 73,3 Prozent der befragten Firmen über entsprechende Engpässe, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Umfrage herausfand. "Neben der grundsätzlichen Knappheit bei elektronischen Komponenten tragen weiterhin auch Probleme in der weltweiten Logistik, insbesondere im Schiffsverkehr, zu den Beschaffungsproblemen bei", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. (rtr)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...