Wirtschaft

Inflation in Großbritannien steigt über 10 Prozent

Die bereits hohe Inflation in Großbritannien hat sich weiter beschleunigt. Im Juli lagen die Verbraucherpreise um 10,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
17.08.2022 09:56
Aktualisiert: 17.08.2022 09:56
Lesezeit: 2 min

Die britischen Verbraucherpreise sind im Juli so stark gestiegen wie seit Anfang 1982 nicht mehr und haben überraschend die Zehn-Prozent-Marke geknackt. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 10,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Office for National Statistics (ONS) am Mittwoch in London mitteilte.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Teuerungsrate mit 9,8 Prozent noch einstellig bleiben würde - so wie im Juni, als die Verbraucherpreise um 9,4 Prozent stiegen. Der neuerliche Inflationsschub auf der Insel wird angetrieben von explodierenden Energiekosten und Lieferkettenproblemen.

Auch im Vergleich zum Vormonat Juni bleibt der Preisauftrieb hoch. In dieser Betrachtung legten die Verbraucherpreise im Juli um 0,6 Prozent zu. Analysten hatten hier einen Anstieg um 0,4 Prozent erwartet. Im Monatsvergleich stiegen vor allem die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke sowie die Transportkosten. Kleidung und Schuhe wurden hingegen billiger.

Die rasant anziehenden Lebenshaltungskosten, die auch durch absehbar weiter steigende Energierechnungen befeuert werden dürften, setzen die britische Notenbank unter Druck. Die Bank von England (BoE) hatte zuletzt den größten Zinsschritt seit 27 Jahren gewagt, um die Inflation in Schach zu halten.

Im Einzelhandel stiegen die Preise im Vereinigten Königreich auf Jahressicht im Juli um 12,3 Prozent - der höchste Wert seit März 1981. Von Juni auf Juli kletterten sie um 0,6 Prozent. "Die Inflation unter Kontrolle zu bringen, ist für mich oberste Priorität", sagte Finanzminister Nadhim Zahawi nach Veröffentlichung der Preis-Daten. Dabei spielten neben der unabhängigen Geldpolitik auch verantwortungsvolle Steuer- und Ausgabe-Entscheidungen eine Rolle sowie Reformen zur Förderung von Produktivität und Wachstum.

GROSSE REZESSIONSSORGEN

Die britische Wirtschaft ist im Frühjahr bereits leicht geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging von April bis Juni zum Vorquartal um 0,1 Prozent zurück. Die Notenbank befürchtet, dass die Wirtschaft in eine tiefe Rezession rutschen und die Inflation im Oktober die Schwelle von 13 Prozent überschreiten wird.

Auf die Verbraucher werden im Zuge der Energiekrise einem Prognose-Institut zufolge im Winter zudem noch massiv steigende Kosten zukommen. Demnach dürfte der staatliche Preisdeckel für die durchschnittliche jährliche Energierechnung im Januar auf mehr als 4200 Pfund angehoben werden, ein Plus von 230 Prozent zum Vorjahresmonat.

Im Kampf gegen die rasant steigenden Preise hatte die BoE den Leitzins zuletzt um einen halben Prozentpunkt auf 1,75 Prozent angehoben. Mit höheren Zinsen soll verhindert werden, dass sich der Inflationsanstieg in der Wirtschaft festsetzt und sich somit Löhne und Preise weiter hochschaukeln. Für die Mitte September anstehende Sitzung der Notenbank hält sich BoE-Chef Andrew Bailey alle Optionen offen. Die Geldpolitik sei nicht auf einem vorab festgelegten Pfad, betonte er nach dem jüngsten Zinsbeschluss. (rtr/dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...