Finanzen

Royal Bank of Scotland: Zahltag für den britischen Steuerzahler

Großbritannien bereitet den Verkauf der verstaatlichen RBS vor, indem es giftige Kredite im Umfang von 38 Milliarden Pfund in eine Bad-Bank auslagert. Der britische Steuerzahler musste die Großbank 2008 mit 46 Milliarden Pfund retten. Ein Großteil des Geldes ist für immer verloren.
01.11.2013 13:44
Lesezeit: 2 min

Die britische Großbank RBS richtet auf Druck der Regierung eine interne Müllhalde für besonders riskante Kredite ein. Mit der Bad-Bank soll der Abbau der Darlehen im Volumen von 38 Milliarden Pfund beschleunigt und die Privatisierung des in der Krise verstaatlichten Geldhauses vorbereitet werden. Kurzfristig fallen allerdings Milliarden-Abschreibungen an, was den Investoren an der Börse missfiel.

„Ich denke, dadurch wird es einfacher, die Bank zu verkaufen und unser Geld zurückzubekommen“, sagte der britische Finanzminister George Osborne am Freitag im BBC-Radio zu den Plänen. Allerdings sei ein Verkauf vor der nächsten Parlamentswahl 2015 unwahrscheinlich.

Die Regierung in London kontrolliert 81 Prozent der Royal Bank of Scotland (RBS). Das Paket ist an der Börse momentan gut 18 Milliarden Pfund (21,3 Milliarden Euro) wert. Die Steuerzahler auf der Insel mussten die RBS 2008 mit 46 Milliarden Pfund retten.

Mit dem Umbau soll auch das Verhältnis der Bank zur Regierung geglättet werden. Diese betonte, der Schritt werde sich positiv auf die Kreditvergabe auswirken. Weil die verschobenen Darlehen von 38 Milliarden Pfund in den nächsten drei Jahren vollständig abgebaut sein sollen, wird Eigenkapital von 10 bis 11 Milliarden frei, das bislang als Risikopuffer gebunden ist.

Mit der Maßnahme ist eine Aufspaltung der Großbank vorerst vom Tisch. Der neue RBS-Chef Ross McEwan sagte, das Verhältnis zum Staat und den Aufsichtsbehörden könne dadurch auf ein neues Fundament gestellt werden.

Kritiker der internen Bad-Bank monieren jedoch, dass sich nur wenig ändere. Denn RBS habe bereits ein internes Abbauprogramm, das Vermögenswerte, die nicht mehr zum Kerngeschäft zählen, reduzieren solle. In der Einheit liegen schon Problemkredite im Volumen von 45 Milliarden Pfund. Bis 2016 sollen es nur noch 20 Milliarden Pfund sein. Einer der zehn größten privaten Investoren der Bank sagte, es handele sich um kosmetische Übungen.

Die Bank betonte, durch den beschleunigten Risiko-Abbau bis Ende 2015 auf eine Kernkapitalquote von rund 11 Prozent kommen zu können - das liegt deutlich über den Vorgaben des neuen Regelwerks Basel III. Ein Jahr später sollen es 12 Prozent sein. Das wären drei Punkte mehr als heute. Mit dem Kernkapital schützen sich Banken gegen Krisen.

Die RBS teilte weiter mit, im laufenden Quartal würden wegen der Bad-Bank Abschreibungen von 4,0 bis 4,5 Milliarden Pfund nötig. An der Börse fielen die Aktien des Instituts deswegen um knapp 4 Prozent.

Zugleich kündigte RBS wie bereits die Deutsche Bank, UBS und der britische Konkurrent Barclays an, bei den Ermittlungen zu mutmaßlichen Manipulationen am Devisenmarkt mit mehreren Regierungen zusammenzuarbeiten. Intern würden derzeit die Kommunikation und Geschäftspraktiken im Devisenhandel durchleuchtet.

Im Tagesgeschäft hatte die RBS im dritten Quartal Schwierigkeiten. Der operative Gewinn schrumpfte auf 438 Millionen Pfund von 909 Millionen im Vorjahreszeitraum. Wie die Konkurrenten verzeichneten die Briten vor allem im Investment-Banking Einbußen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...