Politik

Wahlkampf in Griechenland: Politiker spüren den Zorn der Bürger

Lesezeit: 1 min
10.04.2012 10:16
Die Griechen begegnen ihren Politikern im Wahlkampf mit unverhohlener Aggression. Diese untergraben mit populistischen Änderungs-Anträgen die Politik des Ministerpräsidenten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell

Frankreichs Industrie: Verheerende Bilanz in der Ära Sarkozy

Im Wahlkampf zeigen die Griechen ihren Politikern, wie wenig sie von ihnen halten - vor allem wenn dieser der sozialistischen PASOK und der Nea Dimokratia angehören. Sie gelten als korrupt und werden als "Diebe und Verräter" beschimpft. Die griechischen Bürger machen diese beiden Parteien einerseits für die hohe Verschuldung des Landes und andererseits für die harten Sparmaßnahmen verantwortlich (gerade genehmigten sich beide Parteien Sonderzahlungen – hier). Die schlechte Sicht auf die Abgeordneten der beiden Parteien zeigt sich auch bei der Aufstellung der Kandidaten. "Es gibt weniger Leute als sonst, die anstreben, sich zur Wahl zu stellen“, sagte ein hochrangiges Mitglied der PASOK-Partei der FT. Sowohl angesehene Fachleute noch prominente lokale Regierungsbeamte hätten Angebote abgelehnt.

Die neuesten Meinungsumfragen vom Wochenende zeigen, dass PASOk und Nea Dimokratia derzeit zusammen auf lediglich 40 bis 41 Prozent der Stimmen kommen würden. Das ist deutlich weniger als die 50 Prozent, die benötigt würden, um die begonnenen und der Troika zugesicherten Reformen weiter durchzusetzen. Die internationalen Kreditgeber zählen auf die beiden großen Parteien. Die Mehrheit der Wähler setzt derzeit auf die kleinen Oppositionsparteien von der extrem linken Griechischen Kommunistischen Partei bis hin zur extrem rechten Chrysi Avgi. Und diese Oppositionsparteien sprechen sich gegen die Reformen aus.

Die neue Regierung wird es bei den Mehrheitsverhältnissen nach den Wahlen, die möglicher Weise am 6. Mai stattfinden werden, nicht leicht haben. Das zweite Rettungspaket für Griechenland sieht beispielsweise vor, dass die neue Regierung allein bis Juli zusätzliche 11 Milliarden Euro an Ausgabenkürzungen gesetzgeberisch umsetzen muss. „Die Umfragen zeigen, dass die nächste Regierung in einer schwächeren Position sein wird, als ihr Vorgänger“, “, sagt der politische Kommentator George Kyrtsos, „Was auch immer als nächstes passiert, wir schauen auf Instabilität."

Und so muss Ministerpräsident Lucas Papademos nun seit längerem damit umgehen, dass die Koalitionsabgeordneten populistische Änderungsanträge in den Raum werfen, um damit bei potentiellen Wählern zu punkten. Auch wenn sie damit die bisherigen Errungenschaften der Regierung untergraben. „Die Disziplin der vergangenen Monate hat sich abgeschwächt, und Herr Papademos wird ins Abseits gedrängt werden“, so George Kyrtsos, „weil die Abgeordneten von beiden Parteien versuchen, ihre Wahl-Attraktivität zu erhöhen."

Mehr zum Thema

Griechenland: Anstieg von Betrug durch illegale Goldhändler und Pfandhändler

Schweiz: Protest gegen geplante Banken-Kontrolleure aus Deutschland

Griechenland vermietet Polizisten und Polizeiautos

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...