Finanzen

Schattenbanken zocken mit Vollkasko vom Steuerzahler

Schattenbanken wie Versicherungskonzerne haben trotz der Finanzkrise weitere Billionen-Risiken angehäuft. Die weitgehend unregulierten Unternehmen hoffen auf eine Vollkasko-Unterstützung vom Steuerzahler. Sie sehen in der Zusage Mario Draghis, den Euro zu retten - koste es, was es wolle - die Lizenz zum unbegrenzten Risiko.
05.01.2014 02:17
Lesezeit: 2 min

Im großen Kasino der Spekulanten geht es vor allem darum, Geldgeschäfte möglichst komplex zu gestalten und keine Spuren zu hinterlassen. Die Machenschaften dienen allein dazu, um sie vor der Öffentlichkeit gänzlich zu verschleiern.

Es sind vor allem die Schattenbanken, die im internationalen Geldgeschäft zu einem Risiko für die Öffentlichkeit geworden sind (mehr zu den Schattenbanken und dem großen Plan der Banken, der hinter dieses Einrichtungen steht - hier).

Über Schattenbanken läuft der größte Teil des Derivatehandels, die „over the counter“, also außerbörslich gehandelt werden. Dabei werden Schattenbanken oftmals von den regulären Banken finanziert oder sind deren Töchter. Schattenbanken sind also mit den Geschäftsbanken eng verwoben oder gar Teil von Bankengruppen.

Schattenbanken, oder auch "Nichtbanken-Bankensektor" genannt, sind Hedgefonds und Geldmarktfonds. Diese wiederum sind eng verflochten mit Investmentfonds und Versicherungsgesellschaften.

Im internationalen Klub der Giganten stellen auch Versicherungsgesellschaften ein großes Risiko dar. Denn schon einmal musste ein Versicherungskonzern mit Milliardensummen „gerettet“ werden.

„Schatten-Banken-, Versicherungs-Riesen und ,over the counter‘- (OTC) Derivate sind die größten Herausforderungen der globalen Finanzaufsicht auf ihrer Liste der ‚unerledigten Aufgaben‘“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview.

Weiter sagte Dombret, die Regulierungsbehörden hätten große Fortschritte bei der Erstellung und Genehmigung strengerer Bestimmungen erreicht, um die Banken insgesamt sicherer zu machen, da der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 das Weltfinanzsystem in eine Krise stürzte. Doch mehrere andere Bereiche seien noch nicht ausreichend geregelt.

Dabei bezieht sich Dombret auf die Tatsache, dass die Regulierungsbehörden kaum über einen Start hinsichtlich des Umgangs mit „too big to fail“-Versicherern hinausgekommen sind, um künftig ähnliche Problem wie bei der US-Versicherungsgesellschaft American International Group (AIG) zu vermeiden.

Die Zahlen der Bundesbank zeigen die gewaltigen Verflechtungen, die auch klar machen: Der Domino-Effekt ist systemimmanent.

Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hatte dem Konzern AIG zur Zeit der Subprime-Krise 2008 einen Kredit von 85 Milliarden US-Dollar gewährt, da dem Versicherungsriesen wegen der ausfallenden Hypothekenkredite, die über CDS (Credit Default Swaps) abgesichert waren, Rekordverluste beschert wurden.

Parallel dazu griff die US-amerikanische Regierung der AIG zwei Monate später mit 150 Milliarden Dollar unter die Arme, um den Kollaps des Versicherungs-Giganten zu verhindern. Es war die größte staatliche Hilfsmaßnahme für ein privates Unternehmen, die jemals geleistet wurde.

In dem Reuters-Interview bringt Dombret seine größte Sorge zum Ausdruck. Diese Besorgnis gilt dem geschätzten 70 Billionen US-Dollar "Nichtbanken-Bankensektor" und den Geldmarktfonds, vor allem solchen mit Mark-to-Market-Echtzeitsystemen. Denn diese „Nichtbanken“ unterstützten die offiziellen Banken bei der Finanzierung „einiger Regierungen“, wie Dombret sich vorsichtig kryptisch äußerte.

Tatsache ist, dass nicht nur die Banken in Staatsanleihen investieren, es sind genau so auch Schattenbanken, Hedgefonds und Versicherungskonzerne. Demnach liegen auch bei diesen Playern jede Menge Risiken. Die Zusage Draghis, den Euro zu erhalten „koste es, was es wolle“, dürfte diese Player erfreut haben, denn es bedeutet nichts anderes, als dass ihnen Draghi im Fall des Falles wertlos gewordene Staatsanleihen wieder abkauft. Ein Versicherungsschutz, wie er besser nicht geht.

Nach Angaben von EU-Kommissar Michel Barnier stehen Schattenbanken für rund 50 Prozent des Weltfinanzmarktes. Im Euroraum beträgt der Anteil am globalen System der Schattenbanken 21 Billionen Dollar.

Im globalen Spiel der Finanzakteure sind alle mit allen verflochten, auch die Banken mit den Schattenbanken. Auch ganz reguläre Banken besorgen sich von den Schattenbanken ihr Kapital. Das ganze Konglomerat ist ein einziger Verschiebebahnhof von Risiken der „Global Player“ von einem Land ins andere.

Für die Steuerzahler bedeutet dies nichts Gutes. Im Fall des Falles muss er womöglich demnächst auch noch Schattenbanken retten, wie im Jahr 2008 die US-amerikanischen Steuerzahler den Versicherungsriesen AIG.

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