Finanzen

Goldman Sachs zweifelt am Fortbestand der Euro-Zone

Die Investment-Bank Goldman Sachs hat in einer Untersuchung festgestellt, dass es in der Euro-Zone trotz aller Brachial-Maßnahmen der EZB nach wie vor kein einheitliches Zins-Niveau gibt. Wenn dieser Zustand anhält, könnte die Euro-Zone zerfallen, sagt ein hochrangiger Goldman-Banker. Die Debatte über Eurobonds geistert wieder durch die Märkte.
02.01.2014 01:07
Lesezeit: 1 min

Goldman Sachs hat die Zinsen in den Euro-Staaten analysiert und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Trotz aller Bazookas von Mario Draghi zahlen Unternehmen in Nordeuropa deutlich geringere Zinsen als Unternehmen in Südeuropa.

Huw Pill, Europa-Analyst bei Goldman, sagte der FT, dass diese im Fachjorgan „Fragmentierung“ genannte Ungleichheit dazu führen könnte, dass „die Werthaltigkeit der Währungsunion in diesem Fall in Frage gestellt werden dürfte“. Zwar hätte die Euro-Zone einige wichtige Fortschritte gemacht, doch „der Prozess de Heilung der Finanzmärkte ist langsam und zögerlich“.

Julian Callow von Barclays legt den Finger noch tiefer in die Wunde: Weil Griechenland und Zypern faktisch Staatspleiten hingelegt haben – mit den von Investoren sehr ungern gesehenen Folgen wie Schuldenschnitt und Zwangs-Enteignung – sei „der Geist aus der Flasche“: „Die Zinsen sind in jenen Staaten hoch, die am dringendsten niedrige Zinsen brauchen.“

Diese Diskussion ist ein Vorspiel zu einer erneuten Diskussion von Eurobonds. Diese könnten für Staaten ebenso bald gefordert werden wie für Unternehmens-Kredite (Euro-Projekt-Bonds). Die EZB hat bereits erste Versuchs-Ballone gestartet und hätte die Euro-Bonds gerne - weil sie glaubt, dass ihre Arbeit dadurch wesentlich erleichtert würde. Mit den nun heraufbeschworenen Katastrophen-Szenarien leisten Goldman dem ehemaligen Goldman-Banker Mario Draghi wertvolle Schützenhilfe.

Angela Merkel hat die Diskussion bisher gescheut.

Doch mit der Großen Koalition und ihrer faktisch ungebremsten Machtfülle könnte Merkel schon bald eine neue Offenheit demonstrieren.

Wir wollen die zu erwartenden Argumentation hier vorwegnehmen: Die Fragmentierung im Kreditmarkt macht die Einführung von Eurobonds alternativlos.

Denn die Alternative wäre der Zerfall der Währungsunion. Die will jedoch niemand, weil für Deutschland gut ist, was für den Euro gut ist.

Die Euro-Rettung lebt von der Wiederkehr des ewig Gleichen und einer gewissen Abstumpfung des Publikums bei so technischen Themen.

Das sind die Spielfelder, auf denen Angela Merkel gewöhnlicher Weise ihre größten politischen „Erfolge“ einfährt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...