Es sieht so einfach aus! Zahllose TV-Formate – vornehmlich aus den USA – machen vor, wie unkompliziert (und schnell) eine Renovierung sein kann. Vermeintlich ohne größere Schwierigkeiten entstehen traumhafte Immobilien, die kaum Wünsche offenlassen. Insbesondere die angepriesenen Bäder hatten es mir schon immer angetan. Edle Fliesen, luxuriöse Regenduschen, ausgefallene Designerelemente und pfiffige Lösungen für knifflige Grundrisse – das war genau das, was ich immer wollte. Dass die schöne, bunte TV-Welt hart an der Realität vorbeigeht, musste ich lernen – auf die unangenehme Tour…
Vorweg: Mein kleines Traumbad mit zeitlosen Metrofliesen, einer geräumigen Glasdusche und Retro-Toilette möchte ich um nichts in der Welt mehr hergeben. Bis dieses jedoch in Betrieb gehen konnte, vergingen Monate. Und nein, nochmals würde ich diese „Baustelle“ nicht so angehen.
Am Anfang – vor gut einem Jahr – stand der Gedanke: „No limit, no rules“. Mit der fertigen Idee im Kopf, ging es zum Badausstatter meines Vertrauens. Bereits vor mehr als zehn Jahren begab ich mich schon einmal vertrauensvoll in diese Hände. Damals klappte alles wie am Schnürchen. Eine Dekade später hätten Wunsch und Wirklichkeit nicht weiter auseinanderliegen können.
Plan B bis Z
Fehler Nummer eins: Ich war festgefahren in meinen Vorstellungen. Ich wollte ganz bestimmte Fliesen, ganz bestimmte Armaturen und am Ende sollte das Bad einen ganz bestimmten Look haben. Heute weiß ich: Vorab-Recherche ist gut. Doch die eigenen Begebenheiten unterscheiden sich oft gravierend von dem, was man glaubt, umsetzen zu können. Der Profi-Tipp lautet daher: Sammeln Sie ruhig Ideen. Doch bleiben Sie offen für einen Plan B bis Z. Denn nicht selten tun sich Möglichkeiten auf, die man als Laie so gar nicht auf dem Zettel hat.
Fehler Nummer zwei: Ich ruhte mich auf alten Erfahrungen aus. Die Preise der ersten Renovierung waren mir noch sehr geläufig. Ich kalkulierte entsprechend mit einem Budget, das meines Erachtens „super“ passen würde. Weit gefehlt! Die böse Überraschung folgte auf dem Fuße. Der Profi-Tipp: Es scheint aus heutiger Sicht nicht zu viel angesetzt, für ein simples Bad – je nach Größe – gut und gerne mehrere Zehntausend Euro einzuplanen. Und das nicht nur aufgrund von unvorhergesehenen Mehrausgaben.
Fehler Nummer drei: Ich wollte das komplexe Vorhaben in Eigenregie stemmen. Sprich, sämtliche Gewerke wurden individuell von mir organisiert und angegangen. Entstanden ist so eine durchaus anspruchsvolle „Choreographie“ der Handwerker, die nicht nur jede Menge Telefonate vonnöten machte, sondern auch das Nervenkostüm teils bis aufs Äußerste strapazierte. Und wer kann schon von sich behaupten, in sämtlichen Disziplinen – vom Gas-Wasser-Installateur, über den Elektriker bis hin zum Fliesenleger – ein Profi zu sein. Ich nicht. Das stellte ich schnell fest. Der Profi-Tipp: Eine saubere Kommunikation und Koordination sind bei der zügigen Verwirklichung der eigenen Wellnessoase das A und O. Suchen Sie sich ein Unternehmen, das Lösungen aus einer Hand anbietet. Das spart Zeit, Nerven und oftmals – aufgrund der besseren Konditionen – auch Geld.
Mit dem Kopf durch die Wand
Fehler Nummer vier: Ich wollte sprichwörtlich mit dem Kopf durch die Wand. Pragmatisch, wie ich nun einmal bin, sollte die Planung und Umsetzung so schnell wie möglich erfolgen. Keine großen Debatten, keine langwierigen Entscheidungsprozesse. Und das bei einem Vorhaben, das die meisten von uns nur ein- bis zweimal im Leben umsetzen. Die Folge, vieles änderte sich im Zuge der verschiedenen Bauabschnitte. Das verursachte Mehrkosten und natürlich auch zeitliche Verzögerungen. Der Profi-Tipp: Nehmen Sie sich Zeit. Ein routinierter Bad-Planer macht auch gerne mehrere Beratungstermine bis am Ende wirklich alles „steht“.
Fehler Nummer fünf: Wer braucht schon „Schnickschnack“ lautet seit jeher meine Devise. Entsprechend ging ich auch die Planung an. Im Zuge des Beratungsgespräches entstand natürlich ein Grundriss – sogar in Farbe. Ich war überzeugt, eine solche Darstellung reicht völlig aus. Doch wie Bilder täuschen können. Der Profi-Tipp: Nutzen Sie die technischen Möglichkeiten! Falls eine dreidimensionale Darstellung Ihres Traumbades nicht von Haus aus angeboten wird, fragen Sie danach. Unbedingt!
Fehler Nummer sechs: Fliese ist Fliese. Davon war ich überzeugt. Als (vor)erfahrene Bauherrin wusste ich bereits: Fliesen sind das nachhaltige Produkt schlechthin. Das Ausgangsmaterial ist nach wie vor klassischer Ton. Dazu kommen Zuschlagstoffe wie Quarz, Kaolin und Feldspat, also ganz natürliche Ausgangsprodukte. Fliesen können einzeln ausgetauscht oder recycelt werden. Zudem sind sie ein perfekter Wärmeleiter. Und umgekehrt können sie auch kühlen. Mein Schluss: Die Pflege kann nicht so anspruchsvoll sein. Auch hier war ich auf dem Holzweg. Der Profi-Tipp: Verwenden Sie unbedingt die vom Hersteller angedachten, ökologischen Pflegeprodukte, damit sich keine unerwünschten Rückstände bilden und die Wellnessoase lange in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlt.
Am Ende des Tages ist mein Traumbad mit gut dreimonatiger Verzögerung entstanden. Ich war mutig in der Farbwahl und in den Kombinationsmöglichkeiten. Dafür ernte ich heute viel anerkennendes Lob und Bewunderung, das Beste aus diesem Raum herausgeholt zu haben. Doch noch einmal würde ich das Ganze sicher nicht so angehen. Und wie steht es mit Ihnen?
Die Autorin ist der Redaktion bestens bekannt, will aber in diesem Fall anonym bleiben... Wohl auch, um es sich nicht mit den Bauarbeitern zu verscherzen.