Finanzen

Vor Bailout-Abstimmung: Wirtschaftsminister Spaniens widerspricht Auflagen

Lesezeit: 1 min
19.07.2012 11:22
Um Finanzhilfen zu erhalten, müssen spanische Banken einen Stresstest durchlaufen, heißt es im Memorandum zum Banken-Bailout Spaniens, über das heute der Bundestag abstimmt. In aussichtslosen Fällen ist auch eine geordnete Pleite vorgesehen. Der spanische Wirtschaftsminister sagt nun jedoch, es gebe keinen Plan, Banken zu schließen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Schon im Vorfeld der heutigen Abstimmung des Bundestags über das Banken-Bailout für Spanien gibt es einige Bedenken unter den Abgeordneten – eine Kanzlermehrheit ist nicht sicher. SPD und Grüne wollen sich erst bei ihren Fraktionssitzungen kurz vor der Sondersitzung mit anschließender Abstimmung entscheiden.

Die Unstimmigkeiten im Bundestag über das Rettungspaket werden nun direkt aus Spanien mit neuen Aussagen vergrößert. Schon vor der Ratifizierung wird das für die Hilfen ausgearbeitete Memorandum aus spanischer Sicht scheinbar nicht ernst genug genommen. Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos sagte mit Nachdruck, dass es keine Pläne gebe, irgendeine Bank zu schließen. Im Memorandum ist es jedoch anders festgelegt. Alle spanischen Banken müssen demnach einen Stresstest über sich ergehen lassen, um ihren Kapitalbedarf zu ermitteln. Je nach Ergebnis des Tests erhalten die Geldhäuser Auflagen für ihre Restrukturierung, Rekapitalisierung oder ihre Abwicklung: „Die spanischen Behörden und die Europäische Kommission werden die Lebensfähigkeit der Banken auf der Grundlage der Ergebnisse des Stresstests und der Umstrukturierungspläne beurteilen. Banken, die als nicht lebensfähig erachtet werden, werden in einer geordneten Weise aufgelöst werden“, heißt es in dem Memorandum.

Ganz Unrecht hat Luis de Guindos allerdings nicht. So gibt es bisher überhaupt keine EU-Vorschriften bezüglich des Umgangs mit Bankenpleiten wie im Falle Spaniens, wenn Gelder gewährt werden. Es herrscht kein harmonisierter Rechtsrahmen für die Schließung oder Umstrukturierung, so Karel Lannoo, Hauptgeschäftsführer des Center for European Policy Studies. Zwar hat die EU versucht, einen solchen Rechtsrahmen vorzuschlagen, doch dieser wurde von den Regierungen abgelehnt. Die neuen Regeln würden nämlich eine umfassendere Beteiligung der Anleihehalter an Insolvenzen bzw. Verlusten vorsehen. Und selbst wenn die Regierungen doch noch zügig zustimmen würden, könnte eine entsprechende Genehmigung nicht vor 2018 in Kraft treten, sagen EU-Beamte. Das hilft im Falle Spanien also auch nicht.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...