Politik

Studie: Niederlande wären ohne EU besser dran

Lesezeit: 2 min
07.02.2014 00:11
Die Niederlande wären deutlich reicher, wenn sie die EU verlassen würden, so eine Studie. Ohne die Forderungen aus Brüssel könnte die Wirtschaft des Landes sich schnell wieder erholen. PVV-Chef Wilders sieht sich darin bestätigt, dass die Niederlande ihre nationale Souveränität wiederherstellen müssen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Aktuell:

Karlsruhe überlässt Klage gegen die EZB dem Europäischen Gerichtshof

Geert Wilders, Chef der rechts-gerichteten Freiheitspartei (PVV), präsentierte am Donnerstag eine Studie, wonach es den Niederländern besser ginge, wenn sie die EU und die Eurozone verlassen würden.

Der Ökonom Daniel Stelter sieht die Studie als wichtige Untersuchung an, die auch für Deutschland von Bedeutung ist. Stelter urteilt auf seinem Blog: "Obwohl der Auftraggeber als Eurokritiker bekannt ist, muss man die Studie sehr ernst nehmen, stammt sie doch von Capital Economics einem höchst renommierten Wirtschaftsforschungsinstitut. Gefälligkeitsgutachten erstellt man dort nicht. Das Ergebnis muss alle Alarmglocken in Brüssel und Berlin läuten lassen: Der durchschnittliche holländische Haushalt hätte rund 9.800 Euro mehr, wenn Holland nicht mehr im Euro und der EU mitmacht. Für die Volkswirtschaft als ganzes berechnet Capital Economics einen Wohlstandsgewinn von mehr als 1,5 Billion Euro!!"

Die Wirtschaft der Niederlande würde aus der derzeitigen Schwäche herausfinden und den Übergang zu regem Wachstum schaffen, zitiert die FT aus der Studie der Londoner Beratungsfirma Capital Economics. Dadurch würden sich die Steuereinnahmen der Niederlande um Milliarden Euro erhöhen.

Die Niederlande wären deutlich reicher, wenn sie die EU und die Eurozone verlassen würden, sagte Studienautor Mark Pragnell. Kurzfristig könnte es jedoch zu Schwankungen kommen. Doch die Risiken seien gering und beherrschbar. Wenn die Niederlande sich für den Nexit entscheiden, würde die Wirtschaft des Landes bis 2024 um 10 Prozent wachsen.

Die größten Vorteile würden sich daraus ergeben, dass Geschäfte in den Niederlanden erleichtert würden. Dadurch würden die Exporte in die Schwellenländer wachsen. Zudem hätte das Land eine größere Kontrolle über Haushalt und Geldpolitik und müsste kein Geld mehr zum EU-Haushalt beisteuern.

„Ein Austritt aus der EU oder Nexit wird nicht nur unsere nationale Souveränität wiederherstellen, sondern auch die holländische Wirtschaft ankurbeln, jetzt und in Zukunft“, sagte PVV-Chef Wilders in Den Haag. Der EU-Austritt biete dem Land einen Weg aus der Krise und schaffe Arbeitsplätze. Die Einkommen der Bürger und der Unternehmen würden wachsen, so Wilders.

„Nexit heißt, dass wir nicht mehr Milliarden an Brüssel und an schwache Staaten im Süden Europas zahlen müssen. (…) Wir können Milliarden sparen, indem wir uns von den EU-Regulierungen befreien. Wir können die Massen-Immigration beenden und Sozialleistungen etwa an Rumänen und Bulgaren einstellen.“

Wilders‘ deutliche EU-Kritik hat seine Partei in Umfragen zur EU-Wahl im Mai ganz nach oben gebracht. Nach einer Umfrage würde die PVV nur einen Sitz im EU-Parlament weniger erhalten als die Parteien der aktuellen Regierungskoalition.

Lange Zeit unterstützten die Niederlande als Gründungsmitglied der EU eine stärkere Integration in der EU. Doch Umfragen zeigen, dass die Bürger die Brüsseler Kompetenzen in vielen Bereichen neu verhandeln lassen wollen, darunter der Zugang zu den Sozialsystemen des Landes.

Premier Mark Rutte stellte im Juni vergangenen Jahres eine Liste mit 54 Kompetenzen vor, die in der Hand der nationalen Regierung verbleiben und nicht an die EU abgegeben werden sollten (mehr hier).

Eine solche Studie für Deutschland wäre interessant, meint Daniel Stelter. Doch sie wird nicht kommen: Der Euro ist in Deutschland kein Projekt, das man rational - und daher auch kritisch - diskutieren könnte, sondern eine Ersatz-Religion für Politiker und Politik-Beobachter. Religiöse Vereine leben vom Ritual - der ständigen Wiederholung des ewig Gleichen - auch wenn es falsch ist.

Weitere Themen

Auch Zentralbanken in Währungs-Skandal verwickelt

Goldman Sachs warnt vor der globalen Rezession

Durchbruch: Forscher erschaffen Stammzellen mit Säurebad


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform: Entscheidung über Lauterbachs hoch umstrittenes Projekt heute im Bundesrat
22.11.2024

Krankenhausreform: Kommt sie jetzt doch noch? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht mit seinem hochumstrittenen Projekt vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...