Politik

EU förderte Krematorium für Haustiere in Niedersachsen

Deutsche Steuergelder werden über Brüssel wieder nach Deutschland geleitet - um hier die absurdesten Projekte zu fördern: So unterstützte die EU ein Krematorium für Haustiere, das jedoch noch vor der Eröffnung in die Insolvenz ging. Das Geld ist weg, die Schoßhündchen müssen nach wie vor verscharrt werden. Bericht aus dem Tollhaus der Bürokratie.
12.02.2014 00:09
Lesezeit: 1 min

960 Milliarden Euro zahlen Europas Steuerzahler in den kommenden sieben Jahren nach Brüssel. Deutschland trägt 192 Milliarden Euro, rund 20 Prozent, bei – und bekommt dafür Fördermittel für fragwürdige Projekte zurück.

Insgesamt stehen bis zum Jahr 2020 ein Drittel des EU-Haushalts für Strukturpolitik zur Verfügung, rund 322 Milliarden Euro.

Ein Beispiel für die kuriose Förderpolitik der EU: Ein Heimtierkrematorium in Niedersachsen. Mehr als eine halbe Million Euro bewilligten die Behörden, noch vor Fertigstellung meldete der Besitzer Insolvenz an.

Eine Internet-Seite einer Feng-Shui-Praxis, Marketing-Maßnahmen für eine Fleischerei, Social Media für Haushaltspraxen oder Milliarden für Fabriken sind nur einige Beispiele für den Förder-Wahnsinn auf Steuerzahler-Kosten. Hinter den Subventionen ist kein System zu erkennen.

In Hessen wurden Kinos mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) von analoger auf digitale Projektionstechnik umgerüstet. So kamen 57 meist private Kinos zur Aufrüstung auf EU-Kosten, im Schnitt für rund 25.000 Euro pro Förderprojekt – also insgesamt mehr als 1,4 Millionen Euro, berichtet das Handelsblatt.

Knapp 10 Millionen Euro aus dem EFRE erhielt auf Wunsch von Sachsen-Anhalt die „Prokon Pflanzenöl“ – eine Tochter des kürzlich Pleite gegangenen Prokon (mehr hier). Aktuell macht die Tochter, die nicht von der Insolvenz betroffen ist, 37 Millionen Euro Verlust.

In Rostock wurde mit 47 Millionen Euro der Bau eines Yachthafens samt Hotel und Kongresszentrum gefördert, damit übernahm die EU knapp die Hälfte des Vorhabens. Grund für die Subventionierung war die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2012, und Leipzig wollte mit Rostock-Warnemünde als Segelrevier dabei sein, so das Handelsblatt. Mittlerweile steht der Investor des Yachthafens wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug vor Gericht, berichtet NNN.

Seit Jahrzehnten erhalten Länder wie Griechenland, Portugal und Irland, die sich unter dem „Rettungsschirm“ befinden, milliardenschwere Hilfen aus den Infrastruktur- und Kohäsionsfonds der EU. Diese Strukturfonds unterliegen keiner wirksamen, demokratischen Kontrolle. Viele Gelder werden offenbar fehlgeleitet (hier).

Scharfe Kritik kommt auch vom Europäische Rechnungshof. Dieser spricht von Ineffizienz bei den EU-Ausgaben: 4,8 Prozent, also fast sieben Milliarden Euro, macht die geschätzte Fehlerquote aus. Sind die Fehler aufgedeckt, muss das Mitgliedsland das fälschlich überwiesene Geld dennoch nicht zurückzahlen. Es darf in andere EU-Projekte gesteckt werden (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...