Politik

Panik-Modus in Brüssel: Barroso erklärt Griechen-Rettung zur Chefsache

In Brüssel liegen die Nerven blank: EU-Kommissions-Präsident Barroso will das Heft des Handelns nun selbst in die Hand nehmen und reist morgen nach Griechenland. Es geht nicht nur um Griechenland, sondern auch um seinen Job.
24.07.2012 17:36
Lesezeit: 1 min

[caption id="attachment_3300" align="alignleft" width="300" caption="EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso will um seinen Job kämpfen. Wenn Griechenland aus dem Euro austritt, ist die EU in ihrer derzeitigen Form in Frage gestellt. (Foto: Consilium)"][/caption]

Brüssel schaltet auf Panik-Modus: Weil die Griechen bisher nicht gespart haben (hier) und auch wegen der Depression nicht weiter sparen können (hier), und weil zugleich die großen EU-Staaten wie Deutschland und Niederland durch Moody's gewarnt wurden, dass sie ein ausuferndes Engagement bei der Euro-Rettung bei der eignene Schuldenfinanzierung teuer zu stehen kommen würde, fürchten die EU-Granden um ihren Job. Denn anders als Wirtschaftsminister Rössler hat für die Spitzen der EU ein Griechenland-Austritt mitnichten seinen Schrecken verloren. Die EU-Kommission weiß, dass ein Euro-Crash vor allem die Finanzindustrie in Aufruhr versetzen wird - schließlich haben die Banken den Griechen das Geld geborgt. So versuchen die französischen Banken schon seit einiger Zeit verzweifelt, ihre griechischen Filialen abzustoßen.

Aber Barroso und seine Kollegen wissen auch, dass der Austritt Griechenlands vor allem politische Folgen haben wird: In ihrer derzeitigen Form ist die Euro-Zone dann nicht mehr aufrechtzuerhalten. Schließlich ist Griechenland ein Menetekel für alle anderen schwächelnden Euro-Staaten. Das Wort "Troika" ist für Spanier und Italiener ein Schreckenswort geworden. Und Umfragen zeigen, dass die Bürger der südlichen Staaten ihren eigenen Politikern immer noch am wenigsten zutrauen - weil sie als korrupt und selbstgefällig gelten. Aber die EU hat hier so gut wie alles an Prestige eingebüßt, man zweifelt nun mehrheitlich, dass Brüssel die Krise in den Griff bekommen könnte.

So hat nun José Manuel Barroso die Griechenland-Rettung zur Chefsache erklärt und wird sich mit Antonis Samaras treffen. Man kann davon ausgehen, dass das Treffen einen Mix aus Drohungen und Lockungen darstellen wird. Barroso ist als Kommunist geschulter Dialektiker durchaus in der Lage, Samaras auf Linie zu bringen. Da dieser mit dem Rücken zur Wand steht, könnte das Treffen dennoch erfolglos bleiben: Denn die Griechen haben nichts mehr zu gewinnen, ob sie nun im Euro bleiben oder nicht. Verzweifelte Gegner sind unberechenbar. Barroso war seit 2009 nicht mehr in Griechenland, hat sich während der ganzen Krise nicht in Athen blicken lassen. Seine Mission nun ist ziemlich impossible und dürfte nur auf dem EU-Spesenkonto eine nachhaltige Spur hinterlassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...