Deutschland

EU-Milliarden versenkt: Brandenburg bleibt Entwicklungsland

Lesezeit: 1 min
07.03.2014 00:17
Der EU-Entwicklungsfonds förderte das Land Brandenburg mit über einer Milliarde Euro. Ein Großteil des Geldes verpuffte im Straßenbau und in Unternehmen, die die Steuergelder dankbar annahmen. Die Bilanz Brandenburgs zeigt, wie unsinnig die zentralistische Verteilung von Fördergelder durch Brüssel ist.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Seit 2007 erhielt das Land Brandenburg über eine Milliarde Euro Fördergelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Dadurch wurden tausende Projekte gefördert, die dem Bundesland zum Aufschwung verhelfen sollten. Sieben Jahre später kämpft Brandenburg noch immer mit hoher Arbeitslosigkeit, einer abwandernden Bevölkerung und einer schwachen Wirtschaft.

Der EFRE förderte in Brandenburg seit 2007 etwa 5.500 Projekte. Der Fokus lag dabei auf der „Förderung betrieblicher Investitions- und Innovationsprozesse“. Entsprechende Projekte wurden mit 660 Millionen Euro bedacht. Immerhin 256 Millionen Euro steckte die EU in Bildung und Technologie, 330 Millionen Euro in Tourismus und Verkehr und 223 Millionen Euro in Umwelt und Stadtentwicklung.

Mit den Fördergeldern wurde beispielsweise die Solar- und Windtechnologie in Brandenburg unterstützt. So erhielt der Solarzellen-Hersteller Aleo Solar AG etwa 3,4 Millionen Euro aus dem Fonds. Als die Solarbranche, die ohnehin nur durch Subventionen konkurrenzfähig war, zu kriseln begann, wurde Aleo Solar aus wirtschaftlichen Gründen verkauft. Ein Investor aus Asien übernahm das Unternehmen und entließ 440 der 590 Mitarbeiter, wie der RBB berichtete.

Mit rund 2,3 Millionen Euro wurde der Bau eines Wartungshangars für Flugzeuge der Firma Germania Technik Brandenburg GmbH durch die EU unterstützt. Durch die Verzögerungen im Bau des Hauptstadt-Flughafens stehen auch die Wartungshallen leer und werden nicht genutzt. Ab wann das Unternehmen mit der Investition Geld verdienen kann, bleibt unklar. Erst kürzlich verkündete BER-Chef Hartmut Mehdorn der Welt zufolge, dass der Flughafen noch nicht einmal in den Testbetrieb gehen könne.

Auch volkswirtschaftlich sieht es für Brandenburg düster aus. Seit 2007 kühlte sich das Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent auf 2,3 Prozent im Jahr 2012 ab. Mit 57 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung liegt Brandenburg trägt das Bundesland gerade einmal 2,2 Prozent zum BIP von Deutschland bei. Nur Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Bremen liegen noch darunter.

Der demografische Wandel belastet Brandenburg besonders stark. 2014 lag das durchschnittliche Alter bereits bei 47 Jahren. Im Jahr 2030 wird bereits ein Durchschnittsalter von 52 Jahren prognostiziert, wie der Tagesspiegel berichtet.

Zudem leidet die Bevölkerung unter der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung. 15 Prozent aller Einwohner gelten als arm und es werden jährlich mehr, wie RBB berichtet. Die Arbeitslosenquote liegt bei 12 Prozent. Die Chancen auf höhere Bildung oder Ausbildungsplätze sind schlecht. Seit 2007 sind deshalb fast 5 Prozent der Brandenburger in andere Bundesländer abgewandert. Die aktuelle Prognose des Statistischen Bundesamtes geht davon, dass die Bevölkerung von 2,5 Millionen auf 1,8 Millionen im Jahr 2050 schrumpft, wenn der derzeitige Trend anhält.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Normenkontrollrat plant Empfehlungen für neue Regierung
27.12.2024

Eine Institution, von der man viel zu wenig hört: Ohne ein verbessertes Datenmanagement, einfachere Gesetze und mehr digitale Prozesse...

DWN
Immobilien
Immobilien Die teuersten deutschen Immobilien in 2024: Welche Städte sind die Spitzenreiter?
27.12.2024

Der deutsche Luxusmarkt scheint wieder gesund und munter zu sein, nachdem das Segment im Jahr 2023 unter Druck geraten ist als Verkäufe...

DWN
Politik
Politik In der deutschen Wirtschaft überwiegt Pessimismus
27.12.2024

Wohin steuert die deutsche Wirtschaft nach dem zweiten Rezessionsjahr in Folge? Viele Verbände blicken mit Sorgen nach vorn. Die Gründe...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...