Politik

Malaysia Air: MH370 ist möglicherweise noch tausende Kilometer geflogen

Lesezeit: 2 min
16.03.2014 16:32
Die verschollene Malaysia Airlines Maschine ist offenbar noch tausende Kilometer weit geflogen, nachdem jemand die Kommunikations-Systeme abgeschalten hatte. Das Wende-Manöver sei kompliziert und könne nur von einem Profi ausgeführt worden sein, sagen die Ermittler.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei der Suche nach dem seit mehr als einer Woche verschollenen Passagierflugzeug aus Malaysia sind die Piloten und die Crew in den Fokus der Polizei gerückt. Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass die Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord gezielt vom Kurs abgebracht wurde. Jemand an Bord habe wohl über dem Golf von Thailand die Kommunikationssysteme ausgeschaltet und scharf nach Westen abgedreht, teilten die Behörden mit. Dazu seien genaue Kenntnisse notwendig.

Auf der Suche nach einem Motiv lief die Überprüfung der Passagiere von Flug MH370 bisher ins Leere, wie Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar am Sonntag sagte. Einige Länder hätten aber noch nicht angeforderte Informationen geliefert. Da die Maschine möglicherweise noch Tausende Kilometer geflogen ist, wurde die Suche deutlich ausgedehnt. Zudem bat Malaysia um internationale Hilfe.

Am Wochenende durchsuchten Sicherheitskräfte der Polizei die Häuser des 53-jährigen Flugkapitäns und dessen 27-jährigen Co-Piloten. Bei dem Piloten sei ein lebensgroßer Flugsimulator beschlagnahmt worden, so Polizeichef Khalid. Kollegen hätten den Kapitän als erfahrenen Flug-Enthusiasten beschrieben. Nun würde der private, politische und religiöse Hintergrund der beiden Piloten sowie der gesamten Crew durchleuchtet. Auch das Bodenpersonal werde überprüft. Beide Piloten hätten keinen Antrag gestellt, zusammen in der Maschine von Malaysia Airlines eingesetzt zu werden. Dies spricht Experten zufolge gegen ein gezieltes Vorgehen der beiden Flugkapitäne.

Die Boeing war vor neun Tagen in Kuala Lumpur nach Peking gestartet und eine Stunde später von den Radarschirmen verschwunden. Zwei Drittel der Passagiere waren Chinesen. Da es bislang keine Hinweise auf ein Motiv gebe, werde weiter in alle Richtungen ermittelt. Sowohl eine Entführung als auch Sabotage oder persönliche Probleme von jemandem an Bord sind den Ermittlern zufolge denkbar. Die Behörden hätten keine Forderungen - etwa nach Lösegeld - erhalten. "Das macht es für uns sehr schwer zu prüfen, ob es eine Entführung oder ein terroristischer Akt ist", sagte Malaysias Verkehrsminister Hishamuddin Hussein. Mittlerweile seien 25 Länder an der Suche beteiligt. Von den USA, China und Frankreich seien weitere Satellitenbilder angefordert worden.

Nach der Kehrtwende flog die Maschine vor ihrem Verschwinden noch fast sieben Stunden, sagte der malaysische Regierungschef Najib Razak am Samstag. Das Acars Kommunikationssystem sei bereits vor dem letzten Funkkontakt zwischen Flugzeug und Kontrollstelle abgeschaltet worden, betonte Verkehrsminister Hussein. Dem letzten Satellitenkontakt zufolge sei die Passagiermaschine irgendwo in einem von zwei Flugkorridoren zu vermuten: entweder im nördlichen Korridor von Nord-Thailand bis an die Grenze von Kasachstan und Turkmenistan oder im südlichen Korridor von Indonesien in den südlichen Indischen Ozean. Die Suche nach Trümmern entlang der geplanten Flugroute nach Peking sei dagegen eingestellt worden, so Najib.

Dem Flugzeug könnte über dem Indischen Ozean der Treibstoff ausgegangen sein, hieß es in US-Ermittlerkreisen. Dort könnte es abgestürzt sein, nachdem es Hunderte von Kilometern vom Kurs abgewichen sei. Weniger wahrscheinlich sei ein direkter Flug nach Indien. Dort wäre MH370 sicherlich durch das gut ausgebaute Radarsystem und das indische Militär entdeckt worden. Nach Angaben von Malaysian Airlines hatte die Maschine genug Treibstoff, um bis zu acht Stunden in der Luft zu bleiben.

Sollte die Boeing tatsächlich in den Indischen Ozean gestürzt sein, dürfte es schwierig werden, Wrackteile zu finden. An der Oberfläche herrschen starke Strömungen, die Trümmer binnen Stunden viele Kilometer mitreißen können. Das Meer ist dort mehr als 7000 Meter tief.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Klimaneutralität Deutschland: Wie der Ländervergleich die Fortschritte zeigt
25.12.2024

Deutschland muss seine Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens intensivieren. Laut einer Bertelsmann-Studie...

DWN
Politik
Politik Auf einmal haben alle Ideen! Wahlkampfversprechen: Was die Parteien zu Steuern, Rente, Klima planen
25.12.2024

Die Wahlkampfprogramme der deutschen Parteien werden erst am kommenden Dienstag offiziell vorgestellt. Die Grundthemen und Positionierungen...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt - was das beim Tanken und Heizen bedeutet
25.12.2024

Das neue Jahr könnte mit höheren Preisen an der Tankstelle beginnen. Das liegt an einem steigenden CO2-Preis. Ab 2027 könnte sich dieser...

DWN
Technologie
Technologie KI-Wettlauf: Wie Europa den Anschluss an die Welt verliert
25.12.2024

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht vor einer existenziellen Herausforderung. Während künstliche Intelligenz (KI) eine technologische und...

DWN
Panorama
Panorama Aus nach 170 Jahren: Schokohersteller Cadbury ist kein Hoflieferant mehr
25.12.2024

Das nennt man wohl: aus der königlichen Gunst gefallen. Die Chocolatiers von Cadbury müssen zu Weihnachten einen schweren Schlag...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft CO₂-Entnahme: Revolution oder Greenwashing? Der Weg zu einer emissionsneutralen Zukunft
25.12.2024

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, und es gibt deutliche Anzeichen...