Politik

Entscheidung: Winkt Karlsruhe heute den ESM durch?

Das Bundesverfassungsgericht wird am Dienstag die Entscheidung über die ESM-Klagen verkünden. Es wird erwartet, dass das Gericht gegen den ESM keine grundsätzlichen Einwände erhebt.
18.03.2014 00:08
Lesezeit: 1 min

Für den 18. März hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Bekanntgabe der Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des ESM angekündigt.

Die Entscheidung dürfte allerdings nicht so ausfallen, wie die Kläger es erhoffen. Aller Voraussicht nach wird Karlsruhe den ESM durchwinken.

Der Grund dürfte in der Vielfalt der Euro-„Rettungsmaßnahmen“ liegen: Mit seiner unmissverständlichen Ablehnung des unbegrenzten Ankaufs von Staatsanleihen durch die EZB (OMT) hat das Bundesverfassungsgericht den Euro-Rettern eine Waffe aus der Hand geschlagen – die Bundesregierung könnte dieses Programm nur im offenen Rechtsbruch mitmachen (mehr dazu im Detail hier).

Doch gerade die harte Linie von Karlsruhe gegenüber dem OMT-Programm von Mario Draghi dürfte dazu führen, dass das Gericht den ESM – möglicherweise mit einigen kleinen Auflagen – für verfassungskonform hält. Denn Gerichtsentscheide aus Karlsruhe haben immer auch eine politische Dimension. Das liegt in der Natur der Sache: Eine Verfassung ist ohne Politik nicht denkbar.

Und die finanzpolitische Integration der Euro-Zone wurde von Karlsruhe in den vergangenen Jahren ebenso mitgetragen wie die Abgabe von Souveränität an die EU-Institutionen. Wenn es aber politischer Wille ist, aus der Euro-Zone eine Art europäischen Bundesstaat zu machen, dann wird sich das Verfassungsgericht nicht gegen diesen erklärten Willen stellen.

Es tut nichts zur Sache, ob das der Wille der Bürger Europas ist – sie werden vor dem Gericht durch ihre Regierungen vertreten. Diese Regierungen haben in den vergangenen Jahren in wechselnden parteipolitischen Besetzungen stets „alternativlos“ agiert.

Und so dürfte Karlsruhe befinden, dass der ESM ein legitimes Mittel zur Rettung der Euro-Zone ist. Gerichts-Entscheide haben immer auch etwas von einem Kuhhandel: Auf der einen Seite wird etwas verwehrt, um auf der anderen Seite etwas genehmigen zu können.

Vor diesem Hintergrund wäre es schon ein Erfolg, würde das Verfassungsgericht die parlamentarischen Mitwirkungsrechte des Deutschen Bundestags stärken. Es wäre jedoch verwegen, auf strenge Transparenz- oder Kontrollrechte zu hoffen.

Dazu ist der Euro-Rettungszug schon zu weit aus dem Bahnhof gefahren.

Karlsruhe dürfte sich ihm nicht entgegenstellen und damit einen Crash riskieren.

Die Notbremsung werden am Ende alle gemeinsam mitmachen müssen.

In dieser Hinsicht ist die europäische Integration schon weit fortgeschritten.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldman Sachs: Europas Aktienmarkt wird die USA überholen
07.09.2025

Nach Jahren der US-Dominanz kommt die Trendwende: Goldman Sachs sieht europäische Aktien vor einem kräftigen Aufschwung. Banken,...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertspeicher im Taschenformat: Wie Sie Edelsteine kaufen – und ob sie als Anlageklasse taugen
07.09.2025

Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors und Autor des Buches „Das 1x1 der Edelsteininvestments“, erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...