Finanzen

Chinesische Visa-Alternative sperrt russische Banken aus

Das chinesische Zahlungssystem UnionPay hat die Annahme von Karten russischer Banken eingestellt. Nach Visa und Mastercard scheint nun ein weiteres internationales Zahlungssystem Russland zu verlassen.
08.09.2022 08:55
Lesezeit: 2 min
Chinesische Visa-Alternative sperrt russische Banken aus
Chinas Visa-Alternative UnionPay macht gegenüber russischen Banken ernst. (Foto: dpa) Foto: How Hwee Young

Im März 2022 verließen die großen internationalen Zahlungssysteme Visa und Mastercard Russland, nachdem Russland die Ukraine am 24. Februar angegriffen hatte. Anschließend wurden umfangreiche Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor verhängt. Die Visa- und Mastercard-Karten funktionieren in Russland nicht, und gleichzeitig die russischen Karten im Ausland auch nicht.

UnionPay ist laut der russischen Webseite RBC das einzige internationale Zahlungssystem, welches in Russland weiterhin funktioniert hatte. China hatte sich den westlichen Sanktionen nicht angeschlossen, dennoch berichtet die Moscow Times, dass das Land sich weitgehend an die westlichen Sanktionen gehalten und seine Ausfuhren von Autos, Smartphones und anderen Produkten nach Russland eingeschränkt hat. Gleichzeitig haben sich die Energieeinkäufe Chinas aus Russland erhöht.

Nachfrage nach Sanktionen im März gestiegen

Nachdem Visa und Mastercard im März Russland verließen, war die Nachfrage nach UnionPay Karten sprunghaft angestiegen, wie die Moscow Times erklärt. Eine Reihe großer russischer Banken kündigte daraufhin an, Karten über das UnionPay-System auszugeben. Das Zahlungssystem hat laut Moscow Times international nur eine geringe Präsenz.

Die Problematik mit UnionPay-Karten fingen offenbar schon im April 2022 an. Damals weigerte sich UnionPay, mit dem größten russischen Kreditgeber, der Sberbank zusammenzuarbeiten, wie RBC im April berichtete. Seit diesem Zeitpunkt berichteten laut Moscow Times russische Bürger, die UnionPay-Karten von russischen Banken erhalten haben, von Problemen. Sie haben Schwierigkeiten bei der Nutzung der UnionPay-Karten in den USA, Israel, Europa, Asien und dem Nahen Osten.

Folgen für ausländische Touristen

Von der Sperrung durch UnionPay sind neben der Sberbank, die VTB Bank, Alfa Bank und Promsvyazbank betroffen. Da der Umsatz ausländischer Karten des UnionPay-Zahlungssystems in Russland nicht so bedeutend ist, muss man nicht von Verlusten für das russische Bankensystem ausgehen, wie der Leiter der Forschungsabteilung des Skolkovo-RASH Centre Yegor Krivosheya gegenüber RBC sagt: „Beschränkungen wirken sich in der Regel negativ auf das Transaktionsvolumen aus, aber der Anteil von UnionPay ist im Allgemeinen gering. Für ausländische Touristen kann dies jedoch eine Einschränkung darstellen, da es in einer Reihe von Einzelhandelsgeschäften weniger Zahlungsmöglichkeiten gibt. Viele chinesische Touristen benutzen jedoch kartenlose Dienste wie AliPay und WePay (WeChat Pay) zum Bezahlen.“

RBC vermutet hinter der Sperrung von UnionPay die Angst und Sorge vor Sekundärsanktionen durch die USA oder EU. Das Unternehmen hat offiziell keine Beschränkungen für die Zusammenarbeit mit sanktionierten Banken angekündigt. Auf Nachfragen durch RBC hatte UnionPay nicht reagiert. Anton Imennov, Seniorpartner der russischen Anwaltskanzlei Pen & Paper unterstreicht die Vermutung von RBC: „Das Instrument der Sekundärsanktionen wird von den US-Behörden nicht oft eingesetzt, aber allein die Tatsache, dass sie gegen bestimmte ausländische Personen verhängt werden können, die sich entschlossen haben, mit sanktionierten Einrichtungen zusammenzuarbeiten, lässt die Unternehmen zweimal nachdenken.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Hexensabbat: Großer Verfallstag an den Terminbörsen lässt Kurse tanzen
19.12.2025

Wenn an den Terminbörsen der Hexensabbat naht, steigt die Nervosität: Kontrakte laufen aus, Volumen schießt hoch, Kurse zucken. Anleger...

DWN
Politik
Politik Venezuela-Sanktionen: Machtprobe auf See mit globalen Folgen
19.12.2025

Donald Trump greift im Machtkampf mit Caracas zu einem drastischen Mittel. Die vollständige Blockade sanktionierter Öl-Tanker soll...

DWN
Finanzen
Finanzen Aurubis-Aktie: Lieferkettenvorwürfe belasten Hamburger Kupferkonzern
19.12.2025

Gegen den Hamburger Kupferkonzern Aurubis sind neue Beschwerden nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz eingereicht worden. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erzeugerpreise sinken weiter: Energie drückt den Index
19.12.2025

Sinkende Energiepreise drücken die Erzeugerpreise in Deutschland weiter nach unten. Der Abstand zum Vorjahr wächst, während sich im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt weiter: Alarmzeichen zum Jahresende für den deutschen Arbeitsmarkt
19.12.2025

Trotz Konjunkturpaket kippt die Stimmung am Arbeitsmarkt: Das Beschäftigungsbarometer fällt weiter und signalisiert wachsende...

DWN
Politik
Politik EU sichert Ukraine-Finanzierung bis 2027 – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Baugenehmigungen steigen wieder: Eigenheime besonders gefragt
19.12.2025

Nach langer Flaute werden in Deutschland wieder deutlich mehr Wohnungen genehmigt. Vor allem bei Einfamilienhäusern zieht die Nachfrage...

DWN
Technologie
Technologie Lothar Schupet: Warum ich nach 23 Jahren BMW für ein chinesisches Startup verlassen habe
19.12.2025

Ein deutscher Topmanager verlässt nach 23 Jahren einen der mächtigsten Autokonzerne Europas und geht ausgerechnet zu einem chinesischen...