Wirtschaft

OPEC+ widersetzt sich dem Westen, reduziert Öl-Förderung

Die OPEC+ hat sich auf eine Drosselung der Förderung geeinigt, um höhere Öl-Preise zu erreichen. Dies ist ein Schlag gegen der Westen, wo die Inflation wütet.
Autor
06.09.2022 11:32
Lesezeit: 3 min
OPEC+ widersetzt sich dem Westen, reduziert Öl-Förderung
Die Drosslung der Ölförderung durch OPEC+ spielt Russland in die Hände und ist ein Schlag gegen den Westen. (Foto: dpa) Foto: -

Die von Saudi-Arabien geführte Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und eine von Russland angeführte Koalition von Produzenten (zusammen sind sie als OPEC+ bekannt) haben sich am Montag darauf geeinigt, das Rohölangebot zu drosseln. Auf diese Weise wollen sie die Ölpreise stützen. Die Drosselung der Förderung steht im Gegensatz zu den Forderungen westlicher Staaten, die sich um Auswege aus den hohen Energiekosten bemühen.

OPEC+ wird die Öl-Fördermenge ab Oktober um 100.000 Barrel pro Tag reduzieren und damit eine im letzten Monat nach einem Besuch von US-Präsident Joe Biden in Dschidda vereinbarte minimale Erhöhung der Fördermenge wieder rückgängig machen.

Zwar ist die Menge auf dem globalen Ölmarkt mit einer Nachfrage von rund 100 Millionen Barrel pro Tag relativ gering. Doch Händler verweisen auf das deutliche Signal, das OPEC+ an den Westen sendet, dass das Bündnis die Ölpreise verteidigen wird.

"Dies hat eine politische Dimension", zitiert die Financial Times Bill Farren-Price, Direktor bei der Beratungsfirma Enverus. Russland wolle den Westen für die gegen Moskau verhängten Sanktionen bezahlen lassen, und es gebe keinen besseren Weg, als seine Opec+-Partner dazu zu bringen, den Ölmarkt zu straffen. "Bidens Hoffnungen auf eine Art Entgegenkommen mit Saudi-Arabien erscheinen jetzt naiv", so Farren-Price.

Die politische Kehrtwende der Opec+ markiert das Ende einer monatelangen Angebotsausweitung, die einherging mit einer Preis-Rallye, die den Brent-Rohölpreis Anfang des Jahres nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs in die Nähe eines Rekordhochs brachte.

Doch der Preisrückgang in den letzten Wochen hat die Sorte Brent aus der Nordsee wieder unter die Marke von 100 Dollar pro Barrel gedrückt. Hintergrund sind die Angst vor einer Rezession in Europa und die schwächere Ölnachfrage aus China.

Der drastische Preisverfall in der vergangenen Woche hatte einige Opec+-Mitglieder dazu veranlasst, Förderkürzungen zu fordern. In der Folge stieg Brent am Montag nach der Sitzung in London um 4 Prozent und wurde mit 96,60 Dollar pro Barrel gehandelt.

Drosselung der Förderung ist Signal an den Markt - und an den Westen

Matthew Holland, geopolitischer Analyst bei der Beratungsfirma Energy Aspects, sagte der Financial Times, dass die Kürzung zumindest teilweise dazu gedacht ist, "dem Markt zu zeigen, dass die Gruppe handeln wird, um die Preise zu stützen, wenn sie zu kollabieren drohen".

Nur wenige Tage, nachdem sich die G7-Länder darauf geeinigt hatten, eine Preisobergrenze für russische Ölexporte einzuführen, und nur wenige Stunden, nachdem Moskau bestätigt hatte, dass es eine wichtige Erdgaspipeline nach Europa so lange geschlossen halten würde, bis die westlichen Sanktionen gegen das Land aufgehoben würden, sagten Analysten, dass die Drosselung der Ölförderung ein geopolitisches Gewicht habe, das über den Ölpreis hinausgehe.

Die Entscheidung der Opec+ über die Kürzung der Fördermengen kommt zu einem Zeitpunkt, da die USA und andere Länder kurz vor einem Atomabkommen mit dem Iran stehen, das die Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor aufheben und eine Erhöhung des Angebots ermöglichen würde.

"Es ist eine Botschaft an die USA und die internationale Gemeinschaft: Glaubt nicht, dass wir uns zurücklehnen werden, wenn die Verbraucher weiterhin versuchen, in den Markt einzugreifen, sei es mit Preisobergrenzen, der Freigabe strategischer Vorräte oder dem Versuch, den Iran zurück auf den Markt zu bringen", sagte Raad Alkadiri von der Eurasia Group.

In einer Erklärung von OPEC+ nach dem Treffen am Montag hieß es, dass "die höhere Volatilität und die gestiegenen Unsicherheiten eine kontinuierliche Bewertung der Marktbedingungen und die Bereitschaft erfordern, bei Bedarf sofortige Anpassungen der Produktion in verschiedenen Formen vorzunehmen".

Christyan Malek, Analyst bei JPMorgan, sagte, die Entscheidung markiere eine "neue Ära" für die Opec+, die in Zukunft "auf einer Fed-ähnlichen Basis in einer dynamischeren Weise" intervenieren werde.

OPEC+ verschärft Energiekrise in Europa

Die Entscheidung von OPEC+ wird aber auch Alarm auslösen, da sich die Energiekrise in Europa verschärft, wo die steigenden Erdgas- und Strompreise den Kontinent in eine tiefe Rezession zu stürzen drohen.

In den USA kämpft Biden seit Monaten um eine Senkung der steigenden Benzinpreise, wobei das Weiße Haus wiederholt Lobbyarbeit bei Saudi-Arabien geleistet hat, um das Rohölangebot zu erhöhen.

Die USA und andere westliche Länder versorgen den Markt seit Monaten mit Rohöl aus Notvorräten - ein Schritt, der nach Ansicht von Analysten dazu beigetragen hat, einen noch stärkeren Preisanstieg zu verhindern.

Der saudi-arabische Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman hatte in der vergangenen Woche gewarnt, dass eine Kürzung möglich sei, da die Finanzmärkte und die physischen Ölmärkte auseinanderklafften, wie er sagte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...