Politik

Entspannung im Himalaya: Indien und China ziehen Truppen von umstrittener Grenze ab

Im schwelenden Grenzkonflikt in der Region Ladakh konnten beide Seiten einen diplomatischen Durchbruch erringen.
09.09.2022 15:00
Aktualisiert: 09.09.2022 15:23
Lesezeit: 2 min
Entspannung im Himalaya: Indien und China ziehen Truppen von umstrittener Grenze ab
Indien und China ziehen Truppen von der Himalaya-Grenze zurück. (Foto: dpa) Foto: Kim Kyung-Hoon/Pool

Zwei Jahre nach dem Grenzkonflikt zwischen Indien und China im westlichen Himalaya entflechten beide Staaten die Truppen in der entlegenen Bergregion Ladakh zur Vermeidung künftiger Zusammenstöße. Dem Abzug voangegangen warnen insgesamt 16 Verhandlungsrunden, berichtet die South China Morning Post.

Die indischen Truppen würden bis kommenden Dienstag aus dem Gebiet abgezogen, teilte das Außenministerium in Neu Delhi am Freitag mit. Am Donnerstag hatten beide Staaten mit dem Rückzug der Truppen begonnen. Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, den Abzug der Truppen zu koordinieren und zu überprüfen, teilte das Ministerium weiter mit. Alle von Militärs errichteten Bauten im Grenzgebiet würden eingeebnet.

Kommende Woche dürften sich auch Präsident Xi Jinping und Premierminister Narendra Modi bei einem Gipfel der Shanghai Cooperation Organisation in Usbekistan treffen, wie örtliche Medien berichten.

China hat den beiderseitigen Truppenrückzug begrüßt. „Es fördert den Frieden und die Ruhe in der Grenzregion“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Freitag vor der Presse in Peking. Die Vereinbarung, die nach mehreren Gesprächsrunden auf verschiedenen Ebenen erreicht worden sei, nannte die Sprecherin ein „positives Signal.“ China hoffe auf eine weitere gute Entwicklung der Beziehungen zu seinem Nachbarland.

Im Juni 2020 war es zu einer Schlägerei zwischen Soldaten beider Staaten gekommen, bei der mindestens 20 indische Militärangehörige sowie mindestens vier chinesische Soldaten ums Leben gekommen sein sollen. Anschließend kam es zu einer schweren Krise in den bilateralen Beziehungen.

China und Indien, die beide über Atomwaffen verfügen, hatten sich 1962 einen kurzen Grenzkrieg geliefert. Sie haben die Streitigkeiten über den Grenzverlauf im Himalaya seither nicht beigelegt. Beide Länder beanspruchen Tausende Quadratkilometer in einem Gebiet, das sich von den Schneewüsten in der Region Ladakh im Westen bis zu den Bergwäldern im Osten zieht.

Vorboten einer Annäherung?

Ein von der South China Morning Post befragter Experte sieht den Abzug der Truppen als Vorbote einer möglichen Annäherung der beiden Riesenländer. Angesichts externem Drucks zeichne sich dieser ab, sagt A.B. Abrams von der London University. „Der Krieg in der Ukraine und der Druck des Westens, ihre strikt neutrale Position dazu aufzugeben; sowie gemeinsame Sorgen um Risiken für die Weltwirtschaft im Falle neuer Konflikte – beispielsweise in der Straße von Taiwan – haben die gemeinsamen Interessen der beiden defensiv-orientierten asiatischen Mächte verstärkt.“

Ein weiteres Indiz für eine zunehmende Verständigung sei Indiens Teilnahme an der russischen Militär-Großübung „Wostok“, bei der auch viele Einheiten der chinesischen Armee vertreten waren sowie die Entscheidung der Regierung in Neu Delhi, den chinesischen Technologiekonzern Huawei trotz Drucks aus Washington am Aufbau des 5G-Netzes zu beteiligen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Elterngeld im Ungleichgewicht: Väter oft mit Höchstsatz, Mütter länger in Elternzeit
08.07.2025

Das Elterngeld bleibt ungleich verteilt: Während rund ein Drittel der Väter den Höchstsatz beziehen, nehmen Mütter deutlich häufiger...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsencrash, Blase oder Börsenrally? So brisant wird das zweite Halbjahr an den Aktienmärkten
08.07.2025

Zins-Chaos, Trump-Drohungen und eine Blase bei Rüstungsaktien: Drei Top-Strategen warnen vor einem explosiven Börsenhalbjahr – mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....