Technologie

Europas neuester Kernreaktor erreicht eine Leistung von 1.000 Megawattstunden

Die Leistung von Europas neuestem Reaktor hat erstmals die Marke von 1.000 Megawatt überschritten. Für Finnland kommt dies genau zum richtigen Zeitpunkt.
Autor
12.09.2022 17:19
Aktualisiert: 12.09.2022 17:19
Lesezeit: 2 min

Die Leistung von Europas neuestem Reaktor, der sich in Finnland befindet, hat am Freitagmorgen die Marke von 1.000 Megawatt überschritten, wie Bloomberg berichtet. Er hat diesen Meilenstein wird zu einem Zeitpunkt erreicht, da der Strommarkt die zusätzliche Leistung dringend benötigt.

Der Kernkraftwerksblock Olkiluoto-3 wird das angespannte Stromnetz von Finnland mit dringend benötigter Energie versorgen, wenn er im Herbst seine volle Leistung von 1.600 Megawatt erreicht hat. Denn Russland hat bereits im Mai alle Gaslieferungen nach Finnland vollständig eingestellt.

Der Reaktor hatte während des Hochfahrens mit Problemen zu kämpfen, die den finnischen Netzbetreiber zuletzt am Donnerstag dazu veranlassten, zwei Reservekraftwerke in Betrieb zu nehmen, um das Netz auszugleichen und einen Stromausfall zu verhindern, nachdem die erwartete Leistung von 1.000 Megawatt nicht wie vorgesehen erreicht wurde.

Der Reaktor, der den Betreiber Teollisuuden Voima Oyj rund 6,4 Milliarden Dollar gekostet hat und einst der größte der Welt sein sollte, befindet sich seit seinem Start im März in der Testphase. Er soll während der Tests Anfang nächsten Monats die volle Leistung erreichen und Mitte Dezember mit der regulären Produktion beginnen.

Im Dezember letzten Jahres wurde der dritte Atomreaktor im finnischen Kernkraftwerk Olkiluoto mehr als ein Jahrzehnt später als geplant in Gang gesetzt. Bei voller Auslastung sollte der Reaktor schätzungsweise 14 Prozent des gesamten finnischen Strombedarfs decken.

Olkiluoto ist eines der beiden Atomkraftwerke in Finnland. Die Anlage befindet sich an der finnischen Westküste rund 250 Kilometer nordwestlich von Helsinki. Olkiluoto-3 hätte eigentlich 2009 in Betrieb gehen sollen, es kam aber immer wieder zu Verzögerungen und gestiegenen Baukosten.

Finnland warnt trotz Atomstroms vor Engpässen

Im August hatte der finnische Netzbetreiber Fingrid zum wiederholten Male vor einer Energiekrise in Europa gewarnt. Hintergrund ist, dass die Gaslieferungen aus Russland stark zurückgegangen sind und dass Finnland sich daher auf mögliche Stromausfälle in diesem Winter einstellen muss.

Die Einstellung der russischen Erdgas-Lieferungen an Finnland erfolgte bereits im Mai, nachdem Finnland und Schweden offiziell den Beitritt zur Nato beantragt hatten. Russland hat beide Länder davor gewarnt, einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft zu stellen.

Allerdings ist russisches Erdgas für Finnland nicht von großer Bedeutung. Denn zwar hat das Land in der Vergangenheit bis zu 70 Prozent seines Gasverbrauchs aus Russland bezogen. Doch Gas macht lediglich 5 Prozent des finnischen Gesamtenergieverbrauchs aus.

"Aufgrund der großen Unsicherheiten sollten die Finnen im kommenden Winter auf Stromausfälle durch mögliche Stromengpässe vorbereitet sein", so der finnische Netzbetreiber. Laut Fingrid soll der neue Kernkraftwerksblock Olkiluoto-3 die fehlenden russischen Importe kompensieren.

Eine Stromknappheit liegt vor, wenn die Erzeugung und die Importe nicht ausreichen, um den Verbrauch zu decken. Im Falle einer Stromknappheit will der Netzbetreiber den Stromverbrauch einschränken, bis die Stromknappheit vorüber ist.

Im Falle einer Stromknappheit will Fingrid die lokalen Verteilernetzbetreiber über die Gesamtmenge an Strom informieren, die jeweils abgeschaltet werden muss. Die Stromausfälle sollen dann als geplante zweistündige Ausfälle organisiert werden, bis die Stromknappheit beendet ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...