Wirtschaft

Finnland rüstet sich für Stromausfälle im kommenden Winter

Gazprom hat alle Gaslieferungen nach Finnland gestoppt. Nun warnt der finnische Netzbetreiber vor einer Energiekrise in Europa. Und das Land bereitet sich vor.
Autor
27.08.2022 09:13
Aktualisiert: 27.08.2022 09:13
Lesezeit: 2 min

Der finnische Netzbetreiber Fingrid hat am Dienstag erneut vor einer Energiekrise in Europa gewarnt. Hintergrund ist, dass die Gaslieferungen aus Russland stark zurückgegangen sind und dass Finnland sich daher auf mögliche Stromausfälle in diesem Winter einstellen muss.

Gazprom hat bereits im Mai alle Gaslieferungen an Finnland eingestellt. Damit wurde der kleine Nachbarstaat Russlands der dritte Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) nach Polen und Bulgarien, der von russischen Pipeline-Lieferungen abgeschnitten worden ist.

Die Einstellung der russischen Erdgas-Lieferungen an Finnland erfolgte nur wenige Tage, nachdem Finnland und Schweden offiziell den Beitritt zur NATO beantragt hatten. Russland hat beide Länder davor gewarnt, einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft zu stellen.

Russisches Erdgas ist für Finnland nicht direkt von großer Bedeutung. Denn zwar hat das Land in der Vergangenheit bis zu 70 Prozent seines Gasverbrauchs aus Russland bezogen. Doch Gas hat keinen großen Anteil am Gesamtenergiemix. Es macht lediglich 5 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus.

"Der Krieg in Europa und die Ausnahmesituation auf dem Energiemarkt haben die Unsicherheiten in Bezug auf die Verfügbarkeit von Strom erhöht. Aufgrund der großen Unsicherheiten sollten die Finnen im kommenden Winter auf Stromausfälle durch mögliche Stromengpässe vorbereitet sein", so der finnische Netzbetreiber.

Laut Fingrid soll der neue Kernkraftwerksblock Olkiluoto-3 die fehlenden russischen Importe kompensieren.

Eine Stromknappheit liegt vor, wenn die Erzeugung und die Importe nicht ausreichen, um den Verbrauch zu decken. Im Falle einer Stromknappheit will der Netzbetreiber den Stromverbrauch einschränken, bis die Stromknappheit vorüber ist.

Im Falle einer Stromknappheit will Fingrid die lokalen Verteilernetzbetreiber über die Gesamtmenge an Strom informieren, die jeweils abgeschaltet werden muss. Die Stromausfälle sollen dann als geplante zweistündige Ausfälle organisiert werden, bis die Stromknappheit beendet ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass Norwegen erwägt, seine Stromexporte einzuschränken, wenn die Wasserstände in den Reservoirs für die Wasserkrafterzeugung auf ein kritisches Niveau sinken. Auf diese Weise will das finnische Nachbarland die eigenen Stromengpässe abmildern.

Vergangene Woche reagierten die anderen skandinavischen Netzbetreiber (Finnlands Finrid, Schwedens Svenska Kraftnät und Dänemarks Energinet) und forderten Norwegen gemeinsam dazu auf, seine Pläne zur Begrenzung seiner Stromexporte zu überdenken.

"Wir befürchten, dass ein solcher Schritt andere Länder dazu inspirieren könnte, ähnliche Beschränkungen in Erwägung zu ziehen, und somit einen weitaus größeren negativen Effekt auf die nordischen und europäischen Strommärkte haben könnte", so die Betreiber. Die Energie-Krise in Europa nimmt Fahrt auf.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...