Wirtschaft

Globaler Kohlemarkt erhält Auftrieb durch Indien

Der weltweite Kohlemarkt wird gestärkt. Der indische Energiesektor benötigt bis 2032 zusätzliche kohlebefeuerte Stromerzeugungskapazität.
19.09.2022 11:00
Lesezeit: 2 min
Globaler Kohlemarkt erhält Auftrieb durch Indien
Der weltweite Kohlemarkt kommt durch Indien in Schwung. (Foto: iStock.com/manishstar) Foto: manishstar

Die Wirtschaftsnachrichtenseite Oilprice berichtet, dass der indische Energiesektor nach Angaben des indischen Beratungsgremiums Central Electricity Authority (CEA), bis 2032 zusätzliche 28 GW an kohlebefeuerter Stromerzeugungskapazität benötigt. Diese zusätzlichen Kapazitäten werden zusätzlich zu den derzeit im Bau befindlichen 25 GW an thermischen Kohleprojekten notwendig.

Billige Kohle als Alternative

In ihrem „Draft National Electricity Plan (Vol-1 Generation)“ gibt die CEA diese Empfehlungen als „Feedback“ an die Interessengruppen weiter. Das CEA veröffentlicht alle fünf Jahre einen Nationalen Elektrizitätsplan und legt ihn den Lizenznehmern, den Erzeugungsunternehmen und der Öffentlichkeit vor. Die Institution erklärte auch, dass der Bedarf an BESS (Batterie-Energiespeichersystemen) im Jahr 2031-32 zwischen 51 und 84 GW schwankt. In einer Warnung an die Industrie wies das CEA laut Oilprice darauf hin, dass im Falle einer Verzögerung beim Bau von Wasserkraftwerken in den Jahren 2026-2027 weitere 4 GW an Kohleverstromung benötigt würden. Die indische Energiewirtschaft prüft auch Grundlast-Kernkraftwerke, aber in der Zwischenzeit dient die billige Kohle als Alternative.

Aus dem CEA-Bericht geht ferner hervor, dass Indiens Spitzenstrombedarf im Zeitraum 2026-2027 bei 272 GW liegen wird, während für 2031-32 eine höhere Zahl an Gigawatt benötigt werden. Um die lokale Kohleproduktion zu steigern, führt das indische Kohleministerium eine elektronische Auktion für 10 kommerzielle Bergwerke durch, da die technische Bewertung der Angebote abgeschlossen ist.

Die Spitzenproduktionskapazität dieser Bergwerke, die zur Versteigerung angeboten werden, beträgt 39,31 Mio. t/a. Die elektronische Auktion für 8 Bergwerke findet am 13. September statt, für die restlichen 2 am 14. September. Bislang hat das indische Kohleministerium 43 Kohleminen mit einer Spitzenkapazität von 85,54 Mio. t/a erfolgreich versteigert.

Indien profitiert von Russland

Der indische Kohleminister Pralhad Joshi erklärte im vergangenen Monat, dass in Zukunft rund 107 Kohleblöcke versteigert, werden sollen, wie Oilprice berichtet. Indiens Gesamtkohleproduktion stieg im August 2022 um 8,27 % (im Jahresvergleich) auf 58,33 Mio. Tonnen, verglichen mit August 2021. Bis 2030 wird der indische Kohlebedarf voraussichtlich 1,5 Mrd. Tonnen erreichen.

Indien und andere asiatische Länder haben von dem russischen Kohlevorstoß nach Asien profitiert. Aufgrund des russischen Einmarsches in der Ukraine war Moskau bestrebt, den Verlust des europäischen Anteils durch eine Steigerung der Verkäufe an asiatische Länder, vor allem Indien und China, zu ersetzen.

Russische Kohleexporte rückläufig

Die Blütezeit scheint laut Oilprice jedoch vorbei zu sein, denn die russischen Kohleexporte auf dem Seeweg nach Asien sind rückläufig und gingen im August um über 2 Millionen Tonnen zurück, gegenüber Juni. Die chinesischen Einfuhren russischer Kohle sind rückläufig, aber Indien importiert immer noch mehr (1,8 Millionen Tonnen im August gegenüber 1,51 Millionen Tonnen im Juli).

Wie bei den russischen Öl- und Gasexporten ist Indien auch im Kohlebereich eine Erfolgsgeschichte Moskaus. Vor dem Ukraine-Krieg importierte das Land nur zwischen 300.000 und 700.000 Tonnen russischer Kohle. Russlands Kohleexporte profitieren jedoch inzwischen nicht mehr von den hohen Preisnachlässen, die Indien in den ersten Tagen des Krieges gewährt hat.

Auch China wird Kohleförderung ausweiten

Gegenwärtig ist das Bild für die weltweite Kohle noch positiv. Die Kohlepreise bewegen sich in der Nähe von Rekordwerten, da die EU und andere Länder auf der Suche nach zuverlässigen Energiequellen sind. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht erklärte die Internationale Energieagentur (IEA), dass sie davon ausgeht, dass der weltweite Kohleverbrauch im Jahr 2022 ein Niveau erreichen wird, das zuletzt vor einem Jahrzehnt verzeichnet wurde.

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung oder intensive und lange Dürreperioden in China, Europa und anderen Ländern haben die Nachfrage nach Kohle ebenfalls in die Höhe getrieben. Vor allem China könnte in diesem Winter einen höheren Kohleverbrauch anstreben, um die geringere Stromerzeugung aus Wasserkraft zu kompensieren. Es wird erwartet, dass neben Indien auch China seine Kohleförderung in diesem Jahrzehnt erheblich ausweiten wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft BDI begrüßt Industriestrompreis: Entlastung für energieintensive Unternehmen
14.11.2025

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht in der Einigung auf einen Industriestrompreis einen entscheidenden Schritt zur...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienleasing: Wie Mittelständler neue Liquidität schaffen können, obwohl die Bank zögert
14.11.2025

Basel IV, hohe Zinsen und Investitionsdruck bringen den deutschen Mittelstand zunehmend in Bedrängnis. Doch während Banken bei Krediten...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Fregatten-Deal wackelt – politische Risiken wachsen
14.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät wegen möglicher Änderungen bei einem milliardenschweren Fregattenprojekt am Freitag mächtig unter Druck....

DWN
Politik
Politik Trump treibt Eskalation voran: Pentagon kündigt Militäroperation in der Karibik an
14.11.2025

Das Pentagon untermauert seine US-Militärschläge in der Großregion Lateinamerika gegen Boote nun mit einem Namen: Operation...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie klettert am Freitag...