Finanzen

Fed drückt Goldpreis unter 1.700 Dollar, Inflation zieht ihn nach oben

Die straffe Geldpolitik der Fed drückt den Goldpreis derzeit nach unten. Doch wegen der hohen Inflation und der vielen Krisen weltweit ist Gold jetzt attraktiv.
Autor
16.09.2022 17:10
Aktualisiert: 16.09.2022 17:10
Lesezeit: 2 min

Der Goldpreis hatte sich den größten Teil des Septembers über 1.700 Dollar je Unze gehalten. Doch am Donnerstag stürzte er deutlich unter diese Marke ab, nachdem er eine technische Unterstützung durchbrochen hatte, die er seit 2020 gehalten hatte. Dieser Absturz könnte weitere Kursverluste nach sich ziehen, wenn die Federal Reserve auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche wie erwartet eine weitere starke Zinserhöhung ankündigt.

Ausgelöst wurde der jüngst Rückgang des Goldpreises am Dienstag durch einen Bericht des US-Arbeitsministeriums, demzufolge die Inflation in den USA im August bei 8,3 Prozent lag. Denn diese anhaltend hohe Inflation setzt die Federal Reserve unter Zugzwang, dem Anstieg der Verbraucherpreise entgegenzuwirken. Anleger erwarten nun weitere aggressive Zinserhöhungen durch die Fed.

In der Folge könnte der Goldpreis weiter fallen, nachdem er bereits eine technische Unterstützung durchbrochen hat. "Wir befinden uns unterhalb des entscheidenden Unterstützungsbereichs", zitiert Bloomberg Georgette Boele, eine Analystin bei der ABN Amro Bank. "Wenn dieser Bereich durchbrochen wird, liegt die nächste Marke bei 1.600 Dollar je Unze".

Warum der Goldpreis den Zinsanstieg relativ gut wegsteckt

Die meisten Ökonomen erwarten von der Fed-Sitzung in der kommenden Woche eine Zinserhöhung um 75 weitere Basispunkte. Es besteht jedoch durchaus das Risiko, dass die Anhebung noch größer ausfällt. In der Folge könnte der Goldpreis noch weiter fallen, der sich angesichts des jüngsten Anstiegs der Anleiherenditen und des starken Dollars bisher überraschend gut gehalten hat.

Manche fürchten bereits einen Absturz wie im Jahr 2013, als der Goldpreis innerhalb von nur zwei Tagen um 14 Prozent fiel. Auslöser war damals, dass die Federal Reserve angekündigt hatte, ihre Wertpapierkäufe (Quantitative Lockerung, QE) zu verlangsamen. In der Folge stiegen damals wie heute die Renditen amerikanischer Staatsanleihen und der Dollarkurs.

Doch verglichen mit dem Jahr 2013 ist die Inflation heute weitaus höher und die US-Wirtschaft sowie die Weltwirtschaft insgesamt stehen heute viel schlechter da. Diese aktuellen Probleme kommen dem Gold tendenziell zugute, da die Anleger an dem Rohstoff festhalten, um sich auf diese Weise gegen den drohenden wirtschaftlichen Abschwung abzusichern.

Die Weltwirtschaft befindet sich aktuell in einer massiven Krise. In Europa ist dies auf die Energiekrise zurückzuführen und in China auf die wieder strengeren Maßnahmen im Kampf gegen Corona. Außerdem besteht das Risiko einer Ausweitung des Kriegs in der Ukraine, dessen Ausbruch den Goldpreis im März in die Nähe seines bisherigen Rekordwerts vom August 2020 steigen ließ.

Hedgefonds und ETFs uneins über die Zukunft des Goldes

Während Hedgefonds, die an der Comex handeln, ihre Hausse-Wetten auf den niedrigsten Stand seit 2019 zurückgefahren haben, erweisen sich die Gelder in börsengehandelten Fonds (ETFs) als beständiger. Die börsengehandelten Fonds verzeichnen seit Jahresbeginn insgesamt immer noch einen Zufluss von Investorengeldern, und ihre Bestände liegen deutlich über dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

"Es ist schwer vorstellbar, dass es zu einem Einbruch kommt, solange die Inflation so hoch ist und die Positionen bereits knapp sind", Marcus Garvey, Leiter der Metallstrategie bei der Macquarie Group. "Damit es dazu kommt, müsste meiner Meinung nach eine umfangreiche Auflösung von Positionierungen erfolgen, die wahrscheinlich von ETFs ausgehen würde."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...