Der serbische Präsident Alexander Vucic hat vor einer ernsten Eskalation im Konflikt zwischen der NATO und Russland gewarnt. Vucic äußerte sich am ersten Tag der Sitzung der UN-Generalversammlung in New York. „Wenn die dem türkischen und kirgisischen Präsidenten zugehört haben, dann verstehen Sie, dass es Krisen in allen Teilen der Welt gibt“, sagte Vucic dem serbischen Staatssender RTS. „Ich denke, realistische Vorhersagen sollten noch düsterer sein“, fügte er hinzu. „Unsere Situation ist noch schlimmer, seit die UNO geschwächt wurde und die Großmächte die UNO-Ordnung in den letzten Jahrzehnten übernommen und praktisch zerstört haben.“
Der serbische Politiker warnte davor, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine in eine weitaus tödlichere Phase übergegangen sei. „Ich gehe davon aus, dass wir die Phase der militärischen Sonderoperation verlassen und uns einem großen bewaffneten Konflikt nähern, und jetzt stellt sich die Frage, wo die Grenze ist und ob wir nach einer bestimmten Zeit – vielleicht sogar ein oder zwei Monaten – in einen großen Weltkonflikt eintreten werden, wie wir ihn seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen haben. Für uns kleinere Länder gibt es keine guten Nachrichten und ich erwarte, dass alles, was wir künftig beobachten können, eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen dem Westen und Russland und China ist“, zitiert Telegraf Vucic.
Ähnlich hatte sich Vucic auch in seiner Rede vor der Vollversammlung geäußert.
UN-Generalsekretär: Unsere Welt ist in großer Gefahr
Auch UN-Generalsekretär António Guterres sieht die aktuellen Krisen auf der Welt als ernste Gefahr für die Zukunft der Menschheit. „Unsere Welt ist in großen Schwierigkeiten“, sagte Guterres am vergangenen Dienstag zum Auftakt der 77. Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York. Er listete diverse politische Krisen und Konflikte auf wie den Ukraine-Krieg, beklagte in dramatischen Tönen Hunger und Nahrungsmittelknappheit, explodierende Lebenshaltungskosten und soziale Ungleichheiten.
Außerdem führe die Welt einen „selbstmörderischen Krieg gegen die Natur“. Guterres mahnte: „Diese Krisen bedrohen die Zukunft der Menschheit und das Schicksal unseres Planeten.“ Auch die Ideale, für die die Vereinten Nationen stünden, seien in Gefahr. „Wir haben die Pflicht zu handeln. Und doch sind wir in einer kolossalen globalen Dysfunktion festgefahren“, beklagte der UN-Chef.
„Die internationale Gemeinschaft ist nicht bereit oder willens, die großen dramatischen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.“ Fortschritte bei diesen Themen würden „von geopolitischen Spannungen in Geiselhaft genommen“, beklagte er. „Unsere Welt ist in großer Gefahr - und gelähmt.“
Eindringlich rief Guterres die Weltgemeinschaft auf, die immensen Probleme gemeinsam anzugehen. „Wir brauchen eine Koalition der Welt.“ Es gebe Hoffnungsschimmer, betonte er zugleich. Das jüngste Getreideabkommen mit Blick auf die Ukraine-Krise etwa habe gezeigt, was internationale Zusammenarbeit leisten könne, wenn die Welt und Konfliktparteien zusammenkämen. (ND/dpa)