Deutschland

Angst vor Blackouts: Berlin hält Abschaltung der Stromversorgung für vertretbar

Lesezeit: 2 min
25.09.2022 11:38  Aktualisiert: 25.09.2022 11:38
Die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey hält es für vertretbar, dass in einer Notlage in manchen Stadtteilen der Strom abgeschaltet wird. Gleichzeitig fordert sie einen Energiepreisdeckel für Gas und Strom.
Angst vor Blackouts: Berlin hält Abschaltung der Stromversorgung für vertretbar
Berlins Bürgermeisterin fordert harte Maßnahmen in der Energiekrise. (Foto: dpa)
Foto: Christoph Soeder

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, hat mit einem Auftritt im ZDF bei „Markus Lanz“ mit eindeutigen Aussagen auf einen drohenden Blackout reagiert. Als Notmaßnahmen in der Energiekrise seien auch eine kurzfristige Abschaltung der Stromversorgung möglich. Dies solle nur einzelne Stadtteile betreffen und vorher angekündigt werden.

„Wenn man dafür an bestimmten Stellen dann mal für zwei Stunden, für drei Stunden, angekündigt auf Strom verzichten muss, dann ist das ein Szenario, das vertretbar ist.“ Darauf könne man sich vorbereiten. „Aber es ist nicht etwas, das jetzt akut ansteht.“

Mit dieser Notfallmaßnahme solle die Infrastruktur der Stromversorgung vor einer Überlastung geschützt werden, so Giffey.

Schuld sind die Heizlüfter

Der Grund, der zu dieser Mangellage führen kann, seien nicht die leeren Gasspeicher. Sondern die Heizlüfter, die momentan einen Riesenabsatz hätten. Fielen Gasheizungen und Fernwärme aus, würden die Menschen mit Strom heizen. „Nehmen wir an, alle fangen an, den Backofen auf Volllast zu fahren, die Waschmaschine laufen zu lassen und noch den Heizlüfter einzustecken, dann haben sie das Problem, dass die Anlagen überlastet sind.“ Dennoch halte sie die Gefahr von flächendeckenden Blackouts für sehr gering.

Der Berliner Senat denkt ähnlich: Im schlimmsten Fall könnten im Winter bei fehlender Erdgasversorgung die Stromnetze an bestimmten Orten und für begrenzte Dauer abgeschaltet werden, hieß es von dieser Seite kürzlich. Eine andere Meinung hat der Deutsche Städte- und Gemeindebund, dieser warnt vor flächendeckenden Stromausfällen im ganzen Land.

Energiepreisdeckel gefordert

Giffey fordert zudem vom Bund einen Energiepreisdeckel für Gas und Strom. „Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass nicht nur Programme gemacht werden, die auf eine Abfederung hoher Energiepreise abzielen, sondern an die Wurzel des Übels herangehen“, sagte die SPD-Politikerin am vergangenen Dienstag nach einer Sitzung des Berliner Senats.

Der Bund müsse jetzt sagen, „es braucht den Energiepreisdeckel, es braucht die Sicherheit, dass Menschen wieder ruhig schlafen können“, sagte Giffey. Der Deckel solle auch für Unternehmen gelten, die ebenfalls mit überbordenden Preissteigerungen konfrontiert seien. Mit dieser Forderung gehe Berlin in die Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch kommender Woche (28. September).

Finanziert werden könne ein solcher Deckel auch durch die Aussetzung der Schuldenbremse. „Anders wird es auf Dauer nicht gehen“, sagte Giffey. „Die Schuldenbremse auszusetzen, ist das Eingeständnis einer Notlage“. Und eine solche Notlage, in der besondere Maßnahmen nötig seien, bestehe derzeit aus ihrer Sicht.

„Ich bin auch dafür, dass man verantwortlich mit Schulden umgeht und dass wir eine verantwortliche Haushaltswirtschaft betreiben“, fügte Giffey mit Blick auf Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hinzu, der eine Aussetzung der Schuldenbremse ablehnt. Aber es dürfe nicht so weit gehen, dass sich der in den vergangenen 30 Jahren erreichte Wohlstand innerhalb weniger Monate „in Wohlgefallen“ auflöse.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...