Politik

Schwarzmeer: Russische Soldaten stürmen drei ukrainische Kriegsschiffe

Lesezeit: 2 min
20.03.2014 20:08
In Sewastopol haben russische Soldaten drei ukrainische Schiffe gestürmt. Die Ukraine beschuldigt Präsident Putin, im Südosten und Osten des Landes Kriminelle als Demonstranten anzuheuern, um die Ukraine zu destabilisieren.
Schwarzmeer: Russische Soldaten stürmen drei ukrainische Kriegsschiffe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russische Soldaten haben am Donnerstag drei Schiffe der ukrainischen Marine auf der Krim besetzt. Sie hätten die Korvette "Ternopol" gestürmt, die im Hafen von Sewastopol lag, teilte ein Sprecher des ukrainischen Militärs auf der Halbinsel mit. Auch an einem Pier, an dem zwei weitere ukrainische Marineschiffe lagen, wehte die russische Flagge und die der russischen Marine - ein Zeichen, dass auch diese Schiffe unter Kontrolle des russischen Militärs waren. Anscheinend hätten russische Soldaten die ukrainische Flagge auf der "Lutsk" und der "Chmelnitski" eingeholt, sagte der Militärsprecher.

Mehr als 14.500 Soldaten dienen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der ukrainischen Marine, die meisten von ihnen sind auf der Krim stationiert. Die Halbinsel hatte sich am Wochenende per umstrittenem Referendum von der Ukraine losgesagt, das rechtliche Verfahren zur Eingliederung in die Russische Föderation soll noch in dieser Woche abgeschlossen werden. Russland will zudem seine Präsenz auf der Krim ausweiten.

Rund 20 Bewaffnete auf der Krim haben am Donnerstag nach Angaben eines Ministeriumssprechers ein ukrainisches Kriegsschiff im Hafen von Sewastopol gestürmt und eingenommen. Der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums auf der Schwarzmeer-Halbinsel, Wladislaw Selesnjow, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Angreifer hätten Blendgranaten eingesetzt. Außerdem seien Salven aus Schnellfeuerwaffen zu hören gewesen. Über das Schicksal der Besatzung auf der ukrainischen Korvette "Ternopil" sei ihm nichts bekannt, fügte der Sprecher hinzu. Er habe keine Verbindung zu ihr. Auf seiner Facebook-Seite im Internet hatte der Sprecher zuvor bereits mitgeteilt, dass das Marineschiff umstellt sei.

Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazeniuk hat Russland vorgeworfen, sein Land aufteilen und seiner Unabhängigkeit berauben zu wollen. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle nach der Krim auch andere Teile der Ukraine unter seine Kontrolle bringen, in denen die meisten russischsprachigen Bürger lebten, sagte Jazeniuk der Nachrichtenagentur Reuters auf dem Flug zum EU-Gipfel in Brüssel.

"Wir haben eindeutige Beweise, dass russische Stellen eine Zahl sogenannter Demonstranten - eigentlich sind es Kriminelle - angeheuert haben, um einen neuen Kreislauf der Gewalt im Süden und Osten der Ukraine anzustoßen", sagte der erschöpft wirkende Ministerpräsident. Das gehöre zum Plan Putins, Provokationen anzuzetteln und dann "die Streitkräfte einzusetzen, um die russischsprachige Minderheit dort zu verteidigen". Putin hat derartige Vorwürfe zurückgewiesen.

Um die Ukraine weiter zu schwächen, wolle die russische Regierung zudem die Wahl am 25. Mai anfechten, erklärte Jazeniuk. "Russland will die Präsidentenwahl stoppen und die Ukraine aufteilen", sagte er. "Das Endziel Russlands besteht darin, die ukrainische Unabhängigkeit zu beenden." Darüber hinaus wolle Putin seinen Einfluss auch in den anderen ehemaligen Sowjetstaaten vergrößern - "in allen", sagte Jazeniuk.

Die russische Übernahme der Krim ist nach Einschätzung des Ministerpräsidenten auch eine Folge davon, dass die Nato vor sechs Jahren der Ukraine nicht einen Weg zur Mitgliedschaft angeboten habe. Sein Land werde jetzt keinen Antrag zur Aufnahme in die Militärallianz stellen, sagte Jazeniuk. Vermutlich würde man die Ukraine ohnehin nicht akzeptieren. "Wir haben 2008 unsere Chance verpasst, und die Russen haben versucht, sich die Krim einzuverleiben", sagte er. "Das ist der Preis."


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...