Deutschland

DHL meldet Rekordjahr, Gewerkschaften üben Kritik an Konzernmutter

Der deutsche Logistikkonzern profitiert von anhaltend hohen Frachtraten. Kritik gibt es am heimischen Paketgeschäft der DHL-Konzernmutter.
05.12.2022 10:00
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Post DHL, einer der Gewinner der Corona-Pandemie, hat ihre Prognose für das Gesamtjahr angehoben und ist auf dem Weg, wieder ein Rekordergebnis zu erzielen. Doch die Gewerkschaften sind verärgert.

Der Konzern verfügt über eine der weltweit größten Flotten von Frachtflugzeugen und hat von den Engpässen im internationalen Frachtverkehr während der Corona-Pandemie stark profitiert. Tausende von Passagierflugzeugen, die normalerweise Fracht transportieren, mussten während der Pandemie am Boden blieben.

Der Rivale von FedEx und UPS, der aus der Privatisierung der Deutschen Post hervorgegangen ist, beschäftigt fast 600.000 Mitarbeiter in 220 Ländern. Laut der Financial Times, rechnet das deutsche Logistikunternehmen mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern von 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2022, verglichen mit der bisherigen Prognose von 8 Milliarden Euro.

Die ersten drei Quartale des Jahres waren die erfolgreichsten in der Unternehmensgeschichte des Konzerns, so Vorstandsvorsitzender Frank Appel. „Auch wenn das globale Wachstum an Schwung verliert, sind wir auf dem Weg, das beste Ergebnis aller Zeiten zu erzielen“, fügte er hinzu.

Obwohl der Druck auf die internationalen Lieferketten etwas nachgelassen hat, hatte die Frachtschifffahrt weiterhin die Rentabilität angetrieben, da „Umsatz und [Gewinn] aufgrund der anhaltend hohen Frachtraten erneut deutlich gestiegen sind.“

Profite wegen weiterhin hohe Frachtraten

Obwohl der Druck auf die internationalen Lieferketten etwas nachgelassen hat, hatte die Frachtschifffahrt weiterhin die Rentabilität angetrieben, da „Umsatz aufgrund der anhaltend hohen Frachtraten erneut deutlich gestiegen sind“, so der Konzern. Der Umsatz von Deutsche Post DHL stieg im dritten Quartal auf 24 Milliarden Euro, 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg um 15 Prozent auf zwei Milliarden Euro.

Es gab jedoch Anzeichen für ein Abklingen des Booms nach der Pandemie, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Das Unternehmen sei mit einer nachlassenden Wachstumsdynamik weltweit konfrontiert und verwies auf die internationalen Frachtmärkte, die sich langsam wieder normalisierten.

Die Überlastung der Häfen habe im Spätsommer „deutlich abgenommen“ und es kämen wieder mehr Kapazitäten auf den Markt. Dieses dürfte für die DHL ein „weniger dynamisches Wachstum“ bedeuten, so Kreis.

Der Konzern sagte, dass die steigenden Gaspreise nur eine geringe Auswirkung auf die Rentabilität seines globalen Geschäfts hätten, aber stärker im Post- und Paketgeschäft in Deutschland zu spüren seien.

Kritik von Gewerkschaften

Dort, im heimischen Paketgeschäft, kommt Kritik von den Gewerkschaften - insbesondere die Personalpolitik der Post stößt auf Unmut. Christina Dalhaus, Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, die Beschäftigte der Callcenter, Telekom, Postbank oder Post vertritt, sagt, dass die Deutsche Post auf der einen Seite hohe Gewinne einfährt, sie „aber zu wenig in ihr Personal“ investiere. „Die Mitarbeiter fühlen sich zum Teil als Maschinen, als Arbeitseinheiten. Sie haben nur zu funktionieren und bekommen kaum ihre freien Tage, die sie anfordern,“ so Dalhaus in einem Interview mit zdfheute.

Neben der Personalpolitik der Post, kritisieren die Gewerkschaften auch die vorweihnachtliche Zusatzarbeit. Täglich bearbeitet die Post ungefähr 6,9 Millionen Pakete und vor Weihnachten sollen es 11 Millionen pro Tag werden. Um Postbotinnen und Postboten in der Zeit vor Weihnachten zu entlasten, bittet die Post ihre Verwaltungs-Angestellten, beim Sortieren und Zustellen von Paketen mitzuhelfen.

Die Gewerkschaft kritisiert diese Zusammenarbeit verschiedener Unternehmensbereiche beim Paketmanagement und fordert anstatt mehr Personal.

Die DPVKOM rechnet daher mit einer hohen Lohnforderung in die für Januar angesetzte Tarifrunde bei der Deutschen Post. Der Gewerkschaftsvorstand fordert zwölf Prozent mehr Entgelt und eine Mindesterhöhung von monatlich 500 Euro für die unteren Lohngruppen. Und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei der Post eine Tarifsteigerung von 15 Prozent für eine Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland übernimmt ausländische Markenrechte: Mehr als 300 Brands gefährdet
30.11.2025

Ausländische Marken geraten in Russland zunehmend unter Druck, seit viele Unternehmen ihre Aktivitäten im Land eingestellt haben. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im Schuldenstrudel: Warum die alten Mächte wanken und der Süden aufsteigt
29.11.2025

Europa war lange in zwei Gruppen geteilt. Es gab die Staaten mit fiskalischer Disziplin, angeführt von Deutschland, und die...