Ob selbstständiger Anleger, Investor, Spekulant, oder in welcher Rolle sich der Einzelne auf dem Börsenparkett auch repräsentiert sieht, mittlerweile verfolgen viele auch dieses Thema nicht weniger aufmerksam als die gängigen Anlageklassen auch.
Die Zeiten haben sich in vielerlei Hinsicht merklich gewandelt, und die, in denen dieses Segment abgekoppelt von anderen Märkten existierte, sind lange vorbei. Internationale Konflikte, geldpolitische Experimente, sogar gesundheitspolitische Maßnahmen zeigen ihre Wirkung nicht nur in den klassischen Assetklassen, sondern wirken sich über die für uns so wichtigen Grundstoffe unmittelbar auf unseren Alltag aus.
Dabei ist die Welt der Rohstoffe sehr umfangreich und komplex, sie besteht aus einer Vielzahl unterschiedlichster Märkte, jeder mit seinen ganz individuellen Eigenheiten. Eine Frage, die vor diesem Hintergrund zunehmend gestellt wird ist, ob Rohstoffinvestments auch für Privatinvestoren sinnvoll sind und auf welche Weise sich diese in diesem Sektor engagieren können.
Ursprünglich ein Mangel an Möglichkeiten
In den Anfangsjahren des Rohstoffhandels beschränkte sich dieser im Wesentlichen auf den Forward-Handel mit Agrarprodukten, Getreide beispielsweise. Produzenten und deren große Abnehmer waren unter sich und nutzten diese Marktplätze um ihr jeweiliges Risiko abzusichern. Die wesentlichen Argumente für ein Engagement in diesem Sektor waren damals jedoch nicht weniger gültig als heute: Portfoliodiversifikation und Inflationsschutz.
Der positive Effekt, dem die Beimischung von Rohstoffen zu einem Aktienportfolio zugesprochen wird, ist mittlerweile jedoch etwas geringer als zu den Zeiten, aus denen diese Argumentation stammt. Seit etwa 2010 lässt sich diese Veränderung beobachten, begründet mit der enormen Zunahme an Investments in diesem Sektor. Es gibt diesen Effekt zweifellos, seine Ausprägung wird aber zumeist überschätzt und pauschalisiert. Insbesondere in Zeiten, in denen die Nachfrage nach einem Gut - oder auch das Ausbleiben einer solchen - der Hauptpreistreiber ist, ist die Korrelation mit Aktienmärkten hoch. Sprich, in einem konjunkturell begründeten Abschwung laufen auch beide Assetklassen einigermaßen parallel nach unten und umgekehrt.
Nichtsdestotrotz können beide Bereiche auch vollkommen unkorreliert sein, so dass es durchaus sinnvoll ist, einen Teil seines Portfolios mit Rohstoffinstrumenten zu bestücken. In Zeiten steigender Inflation werden auch Rohstoffe mit großer Wahrscheinlichkeit im Preis steigen, als Inflationsschutz funktioniert diese Asset-Klasse somit gut. Übrigens liegt nicht selten der Ursprung inflationärer Entwicklungen in den Rohstoffen selbst. In diesen Märkten zu agieren war jedoch lange nur mittelbar möglich. Der Weg über den Kauf von Aktien von Rohstoffunternehmen, beispielsweise aus der Bergbau- oder Energiebranche, beinhaltet schließlich eine Vielzahl weiterer Risiken als nur die Preisentwicklung des Rohstoffs selbst.
Die Instrumente
Wirklich attraktiv wurden Rohstoffe für Investoren erst mit der Etablierung von Futures und Optionen als standardisierte Handelsinstrumente. Weltweit existieren derzeit rund 100 Rohstoffbörsen, von denen aber nur etwa 20 tatsächlich von Bedeutung sind.
Ursprünglich gedacht, um Produzenten, wie Konsumenten eine größere Planungssicherheit zu geben, reicht die Bedeutung dieser Instrumente heute weit darüber hinaus. Fonds, Investmentbanken, Handelshäuser und Private nutzen sie heute ganz selbstverständlich, um von der Volatilität der Rohstoffmärkte zu profitieren. Dass diese Gruppen allesamt keinerlei Interesse am unterliegenden physischen Gut haben ist kein Hindernis, im Gegenteil, die durch sie zusätzlich gespendete Liquidität bietet Vorteile für alle.
Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass insbesondere in Perioden schwindelerregender Preisbewegungen der Ruf nach mehr Regulierung laut wird, um den Einfluss der reinen Finanzakteure einzuschränken. Insbesondere Agrar– und Energiemärkte, als gesellschaftlich wie politisch besonders bedeutsam, stehen in der Kritik. Die Einführung von Positionslimiten, die den einzelnen Investor in der Kontraktanzahl beschränken, ist ein Beispiel für solche Regulierungsmaßnahmen.
Diese beiden Terminprodukte stellen den direktesten Zugang zu den Rohstoffmärkten dar, hier leitet der jeweilige Broker die Kundenaufträge unmittelbar an die Börse. Die Möglichkeit der physischen Belieferung von Futures besteht dabei für Privatinvestoren nicht, dies schließt jeder Broker aus und stellt von Lieferung bedrohte Positionen rechtzeitig automatisch glatt. Der Zugang zu Märkten ist für Privatpersonen jedoch oftmals schwierig, nicht jeder Broker bietet seinen Kunden diese Möglichkeit. Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer Instrumente, mit denen insbesondere kleinere Investoren, wie Privatanleger, an den Rohstoffmärkten agieren können.
Bei Optionsscheinen und Zertifikaten beispielsweise ist kein Zugang zu einer Terminbörse notwendig, diese Produkte können einfach an den Wertpapierbörsen oder direkt mit dem Emittenten gehandelt werden. Dabei sind die Ausgestaltungen dieser Anlagevehikel extrem vielfältig und teilweise sehr kreativ, sodass es möglich sein sollte, für jede vorstellbare Marktmeinung das passende Produkt zu finden.
CFDs, oft ein wenig abschätzig als „Futures des kleinen Mannes“ bezeichnet, orientieren sich am Termin- oder Spotpreis des Originalprodukts und werden vom jeweiligen CFD-Broker quotiert. Dieser fungiert als Market Maker, stellt also zur Handelszeit immer eine Geld- und Briefseite und ist damit immer auch der Kontrahent des Anlegers, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Der Investor hat dabei die Möglichkeit, je nach Risikoneigung und in einem festgelegten Rahmen, den für ihn sinnvollen Hebel selbst zu bestimmen. Anders als Futures verfallen CFDs nicht, sondern laufen endlos.
In die Rubrik „klassische Fonds“ fällt die Vielzahl aktiv gemanagter Publikumsfonds. Hier finden sich breit aufgestellte Rohstofffonds sowie Spezialfonds, die innerhalb des Sektors bestimmte Teilbereiche abdecken. Unter dem Oberbegriff Exchange Traded Products (ETP) finden sich die passiven Varianten des Fonds-Universums, wobei noch einmal zwischen Exchange Traded Funds (ETFs) und Exchange Traded Commodities (ETCs) unterschieden wird.
Dabei liegt der maßgebliche Unterschied der beiden Anlageformen, neben der rechtlichen Definition (das in einen ETF investierte Kapital gilt als Sondervermögen, das in einen ETC investierte nicht, womit mit letzterem theoretisch ein Emittentenrisiko verbunden ist), in der Anzahl der jeweils darin enthaltenen Werte. So investieren Rohstoff-ETFs kostengünstig in breit gestreute Rohstoff-Indizes, bilden Rohstoffkörbe über die Terminmärkte ab oder beinhalten in diesem Sektor aktive Aktienunternehmen, während ETCs die Wertentwicklung einzelner Rohstoffe abbilden. Viele sind zudem physisch besichert, wodurch übrigens auch das Emittentenrisiko eliminiert wird. Andere nutzen statt der tatsächlichen physischen Güter auch Kreditsicherheiten, Wertpapiere oder, ganz klassisch, Bargeld als Absicherung. Einige Gold-ETCs ermöglichen zudem auch hierzulande die physische Auslieferung des unterliegenden Metalls.
Spekuliert man bei allen vorgenannten Produkten lediglich auf die Entwicklung des Gutes selbst, so kommt bei Rohstoffaktien noch das allgemeine Marktrisiko hinzu, sowie natürlich alles, was gemeinhin unter das Stichwort „unternehmerisches Risiko“ fällt. Und dieses ist sehr individuell und hängt von einer Vielzahl von Aspekten ab, der Rohstoffpreis an sich stellt dann lediglich den kleinsten gemeinsamen Nenner dar.
Die bedeutendsten Faktoren sind zum einen die Jurisdiktion, in der das Unternehmen aktiv ist. Nicht selten agieren diese in politisch wie gesellschaftlich instabilen Regionen dieser Welt. Zum zweiten sind es die Fähigkeiten des Managements, das es verstehen muss, in einem in vielerlei Hinsicht höchst risikoreichen Umfeld geschickt und profitabel zu agieren. Hier eine Perle zu finden ist für den Privatanleger mit begrenztem Zeitbudget schwierig, bei Gelingen oft jedoch auch sehr lukrativ. Sinnvoll ist die Zusammenstellung eines großen, gut diversifizierten Portfolios aus Rohstoffaktien, um das Risiko zu minimieren und die Chance auf einen Treffer zu erhöhen. Wer sich diese Arbeit ersparen möchte, kann auch hier auf entsprechende ETFs zurückgreifen.
Schließlich besteht noch die Möglichkeit des physischen Besitzes. Dafür eignen sich selbstverständlich nicht alle Rohstoffe, sei es aus praktikablen und/oder rechtlichen Gründen. Bei den Vertretern des Edelmetallsegments hingegen spricht einiges dafür, wenn dabei jedoch jeder die Fragen nach sicherer Verwahrung, Versicherung, etc. für sich selbst beantworten muss.
Gold ist keine Versicherung – und trotzdem sinnvoll
Gold spielt für uns Menschen schon seit Jahrtausenden eine bedeutende Rolle. Seit wir zivilisiert zusammenleben und miteinander Handel treiben, erfüllt das gelbe Edelmetall seine Funktion vor allem als Zahlungsmittel und Wertspeicher. Gold gilt als der zins- und währungssensibelste Rohstoff überhaupt. Aus diesem Grund ist jedes Ereignis, welches den US-Dollar (Gold wird in US-Dollar denominiert) und die US-Anleiherenditen bewegt, für Gold von großer Bedeutung.
Zudem nimmt das Edelmetall eine Art Zwitterstellung ein, zwischen klassischem Rohstoff und Finanzprodukt. Als Hauptargument für die Investition in physisches Gold gilt das des Werterhalts, denn obwohl der Goldpreis auf Grund der jeweiligen Angebots- und Nachfragesituation täglichen Schwankungen unterworfen ist, so zeigt er langfristig inflationsbereinigt eine beträchtliche Stabilität hinsichtlich seiner Kaufkraft und kann durchaus als Inflationsschutz dienen.
Des Weiteren bieten im eigenen Besitz befindliche Münzen oder Barren die Möglichkeit, einen Teil des Geldvermögens außerhalb des bestehenden Bankensystems zu verwahren, was sich beispielsweise im Falle einer Währungsreform oder bei potenziell zunehmenden Kontroll- und Durchgriffsmöglichkeiten staatlicher Stellen auf elektronisch geführte Konten als ausgesprochen vorteilhaft erweisen kann. Das sich auf diese Weise hohe Werte auf kleinem Raum lagern lassen, ist ein weiteres Plus. Derzeit kostet ein Kilo Gold rund 56.000 Euro, das ist das Gewicht einer Wasserflasche, der Platzbedarf dafür ist jedoch weitaus geringer.
Zudem wird Gold oft schon beinahe als eine Versicherung gesehen, die vor Verwerfungen in anderen Assetklassen schützen soll. Dabei ist es tatsächlich so, dass sich Gold keineswegs zwingend gegenläufig zu den Aktienmärkten bewegt. Die Korrelation zum S&P 500 und auch zum Dax liegt langfristig betrachtet bei nahe Null. Das heißt, diese Märkte weisen im Grunde keinerlei gegenseitige Verbindung auf, und das wiederum bedeutet, das Gold im Sinne einer effizienten Portfoliostruktur zwar eine sinnvolle Beimischung darstellt, aber eben kein Hedge ist. Dafür wäre eine stark negative Korrelation notwendig, so wie sie beispielsweise zum US-Dollar existiert.
An dieser Stelle gibt es oft Missverständnisse. Für Aktienportfolios bietet sich aber gerade deshalb immer ein Teil Gold als Beimischung an, weil der Anleger damit mit einer unkorrelierten Asset-Klasse diversifiziert und das Risiko des Gesamtportfolios insgesamt senken kann. Bedenken sollte man jedoch, dass Korrelationen nicht konstant sind, auch sie unterliegen äußeren Einflüssen und ändern sich von Zeit zu Zeit. Und gerade in Crash-Szenarien neigen sämtliche Asset-Klassen dazu, stark positiv zu korrelieren, in diesen Momenten gilt: „Cash is King“.
Als Langfristanlage nur bedingt geeignet
Wenn man mit Risiken, wie einer gewissen Intransparenz in einzelnen Märkten, oder auch ethischen Konflikten, wie sie insbesondere beim Handel mit Agrarrohstoffen entstehen können, zurechtkommt, bieten diese Märkte eine gute Ergänzung des gewohnten Anlageuniversum und sind mittlerweile auch unkompliziert für jedermann zugänglich.
Beachtenswert ist, dass sich Rohstoffmärkte in der Vergangenheit immer dann besonders gut entwickelt haben, wenn die Inflationsrate stieg. Sobald diese aber ihren Höchststand überschritten hatte, blieb deren Performance hinter anderen Asset-Klassen zurück.
Darüber hinaus handelt es sich dabei generell um Range-Märkte, deren Preise also gerne wellenförmig innerhalb einer gewissen Bandbreite oszillieren (Stichwort „Schweinezyklus“), da die Angebotsseite mit Verzögerung auf die Preisentwicklung reagiert und diese dann wieder korrigiert. Gold bildet dabei eine Ausnahme: historisch betrachtet waren Hochinflationsphasen immer positiv für den Goldpreis, und zwar unabhängig davon, ob die Teuerungsrate in einem solchen Umfeld weiter stieg oder wieder abnahm.
Durch die nur geringe industrielle Nutzung ist zudem der genannte Schweinezyklus-Effekt wenig ausgeprägt, vielmehr stehen die verschiedenen Sicherheitsargumente im Vordergrund. Diese sind es auch, die Gold als Langfristanlage interessant machen, trotz gewisser Unbequemlichkeiten, zum Beispiel hinsichtlich der Verwahrung. Bei anderen Rohstoffen, insbesondere wenn sie in Vehikeln wie ETFs verbrieft sind, die Rohstoffkörbe per Terminmarkt konstruieren, ist der Langfristgedanke mit Vorsicht zu genießen. Auf Grund der damit verbundenen Eigenheiten drücken hier oftmals versteckte Kosten die Performance.