Finanzen

Japan verstärkt Anleihekäufe weiter, um Renditen zu drücken

Die Bank of Japan hat ihre Anleihekäufe weiter verstärkt, um ihre Renditeziel zu verteidigen. Nun droht die Liquidität im Anleihemarkt gänzlich zu versiegen.
Autor
04.01.2023 14:00
Lesezeit: 2 min
Japan verstärkt Anleihekäufe weiter, um Renditen zu drücken
Haruhiko Kuroda, Gouverneur der Zentralbank von Japan, verteidigt unnachgiebig sein Renditeziel. (Foto: dpa) Foto: Uncredited

Die Entscheidung der Bank of Japan vom Dezember, die Obergrenze für zehnjährige Renditen auf 0,5 Prozent zu verdoppeln, sollte eigentlich das Funktionieren des Marktes verbessern. Doch in der Folge sieht Zentralbank bislang sogar zu noch stärkeren Interventionen gezwungen, welche die Liquidität auf dem japanischen Anleihemarkt weiter zu verringern drohen.

Die japanische Notenbank kündigte am Mittwoch einen vierten Tag mit außerplanmäßigen Anleihekäufen an. Sie bot an, zwei- und fünfjährige Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe sowie Anleihen mit einer Laufzeit von einem bis 25 Jahren im Wert von 600 Milliarden Yen (4,3 Milliarden Euro) zu kaufen.

Wie Bloomberg berichtet erfolgte diese Ankündigung der Bank of Japan zusätzlich zu ihrem bereits bestehenden täglichen Angebot, unbegrenzte Mengen zehnjähriger japanische Staatsanleihen zu einem Zinssatz von 0,5 Prozent zu kaufen, was die Obergrenze des derzeitigen Renditerahmens darstellt.

Der erneute außerplanmäßige Schritt vom Mittwoch erfolgte trotz des starken Jahresbeginns an den weltweiten Anleihemärkten. Nicht nur US-Staatsanleihen, sondern auch deutsche Bundesanleihen haben seit Jahresbeginn deutlich zugelegt. Hintergrund sind verstärkte Anzeichen einer nachlassenden Inflation.

Die Käufe konnten jedoch den Ausverkauf der japanischen Benchmark-Anleihe nicht stoppen, deren Rendite um 4,5 Basispunkte auf 0,455 Prozent anstieg. Denn Anleger befürchteten, dass die Auktion einer neuen zehnjährigen Anleihe am Donnerstag auf eine schwache Anlegernachfrage stoßen würde.

Die Verschiebung der Renditekurve im Dezember hat die Wetten von Händlern verstärkt, dass die Bank of Japan ihre Obergrenze weiter anheben oder ganz aufheben wird, wenn die Inflation in Japan anzieht. Dies löste einen Ausverkauf von Anleihen aus, der noch mehr Anleihekäufe durch die Zentralbank erforderlich machte, um die Renditen in Schach zu halten.

Die Bank of Japan (BOJ) hatte bereits zwischen dem 28. und 30. Dezember drei ähnliche außerplanmäßige Ankaufsoperationen durchgeführt. Dabei kaufte sie japanische Staatsanleihen (Englisch: Japanese Government Bonds, JGB) im Wert von insgesamt 2,3 Billionen Yen (16,6 Milliarden Euro).

"Die BOJ zeigt ein Übermaß an Vorsicht, da die Wetten auf höhere JGB-Renditen zu einseitig geworden sein könnten", sagte Eugene Leow, ein Fixed-Income-Stratege bei der DBS Bank in Singapur. "Ich würde mich auf das größere Bild der Verbraucherpreisinflation und weitere potenzielle Verschiebungen der Renditekurve in den kommenden Monaten konzentrieren."

Der Gouverneur der japanischen Notenbank, Haruhiko Kuroda, bekräftigte am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Finanzindustrie, dass die Bank die geldpolitische Lockerung fortsetzen werde, um ihr nachhaltiges Preisziel zu erreichen.

Die Benchmark-Anleihe, die am Donnerstag verkauft wird, könnte eine Rendite von etwas mehr als 0,5 Prozent erzielen, schrieb Keisuke Tsuruta, Anleihenstratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities in Tokio, in einer Notiz. Da die Rendite unter der Obergrenze von 0,5 Prozent gehalten wird, erscheinen zehnjährige Anleihen im Vergleich zu anderen Laufzeiten und Swaps überbewertet, sagte er.

Für Steven Major, Leiter des Bereichs Fixed Income Research bei der HSBC Holdings war die Änderung der Renditekurvenkontrolle durch die BOJ im Dezember nicht unbedingt der Beginn einer Straffung, was zum Teil auf das Risiko einer weltweiten Rezession zurückzuführen ist. Es handelte sich vielmehr um einen "Kurvenball" für technische Faktoren, die für den lokalen Anleihemarkt spezifisch sind.

"Dies war eine technische Anpassung, um mehr Zeit zu gewinnen", sagte er am Mittwoch im Bloomberg-Fernsehen. "Der Wendepunkt kam im Oktober, als wir den Höchststand des Dollar-Yen und die maximale Steilheit am langen Ende der japanischen Kurve erreichten und die Erkenntnis, dass es keine Anleihen zum Kauf mehr gibt."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...