Finanzen

Zentralbanken halten an Dollar-Reserven fest - vorerst

Die straffe Geldpolitik der Fed zeigt Wirkung. Der Dollar hat seinen Anteil an den globalen Währungsreserven ausgebaut. Doch die kurze Rallye könnte schon bald wieder vorbei sein.
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03.01.2023 12:15
Aktualisiert: 03.01.2023 12:15
Lesezeit: 3 min
Zentralbanken halten an Dollar-Reserven fest - vorerst
Die Weltreservewährung Dollar hat ihre Position gegenüber Euro und Yen ausgebaut. (Foto: dpa) Foto: Marius Becker

Als Reaktion auf die Corona-Krise druckte die Federal Reserve insgesamt rund 5 Billionen Dollar für Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE). Die Reaktion der US-Notenbank war so extrem, dass der Dollar in der Folge deutlich gegenüber anderen Währungen an Wert verlor und sein Anteil an den Währungsreserven sank.

Doch dann begann die Fed, die Geldpolitik zu straffen. In den letzten sechs Monaten seit März 2022 hat sie nicht nur die Zinssätze um 425 Basispunkte angehoben, sondern zugleich ihre Bilanzsumme um 414 Milliarden Dollar reduziert. Infolgedessen hat der Dollar gegenüber anderen Währungen stark aufgewertet, insbesondere gegenüber Euro und Yen.

Weltreservewährung Dollar gestärkt

Ende des dritten Quartals stieg der Anteil der auf Dollar lautenden Devisenreserven auf 59,8 Prozent, das dritte Quartal in Folge mit einem Anstieg und der höchste Wert seit dem dritten Quartal 2020. Dies geht aus den neuen COFER-Daten des IWF hervor, die der Finanzblog Wolf Street grafisch aufbereitet hat.

Seit Ende 2021 ist der Anteil des Dollars immerhin um fast 1 Prozentpunkt gestiegen. Doch der Anstieg kam von einem 26-Jahres-Tief. In dieser Statistik werden nur die auf Dollar lautenden Vermögenswerte berücksichtige, die von ausländischen Zentralbanken und staatlichen Institutionen gehalten werden, nicht jedoch die auf Dollar lautenden Vermögenswerte in der Fed-Bilanz.

Denn Währungsreserven sind Fremdwährungsreserven. Der Dollar als Reservewährung bedeutet also, dass ausländische Zentralbanken und andere ausländische offizielle Institutionen auf Dollar lautende Vermögenswerte halten, wie zum Beispiel Staatsanleihen, US-Unternehmensanleihen und mit US-Hypotheken besicherte Wertpapiere.

Diese ausländischen Zentralbanken und offiziellen Institutionen halten auch Vermögenswerte, die auf andere Währungen lauten. Alle diese Vermögenswerte zusammengenommen ergeben die gesamten weltweiten Devisenreserven, die insgesamt einen Umfang von umgerechnet 11,6 Billionen Dollar haben.

Euro bleibt zweitgrößte Reservewährung

Der Euro verzeichnete im dritten Quartal einen Anteil von 19,7 Prozent an den weltweiten Reservewährungen. Zwar ist etwa so viel wie alle folgenden Währungen zusammen. Doch lag er damit weit unter dem Dollar. Der Yen, der im Jahr 2018 das britische Pfund als Reservewährung Nr. 3 ablöste, hatte zuletzt einen Anteil von 5,3 Prozent.

Das britische Pfund hatte im dritten Quartal noch einen Anteil von 4,6 Prozent. Der chinesische Renminbi sank auf einen Anteil von 2,8 Prozent, was angesichts der enormen Größe und der globalen Verflechtung der chinesischen Wirtschaft extrem wenig ist. Noch immer schrecken die Zentralbanken vor in Renminbi notierten Vermögenswerten zurück, obwohl deren Aufstieg schon seit Jahren vorhergesagt wird.

Auf den Plätzen 6 bis 8 unter den Reservewährungen finden sich der Kanadische Dollar mit einem Anteil von 2,4 Prozent, der Australische Dollar mit einem Anteil von 1,9 Prozent und der Schweizer Franken mit einem Anteil von 0,23 Prozent. Es gibt noch weitere Währungen, deren Anteil jedoch so gering ist, dass sie nicht ins Gewicht fällt.

Die Eurozone hat in den letzten Jahren einen großen Handelsüberschuss mit dem Rest der Welt erzielt, insbesondere mit den USA. "Dies zeigt, dass eine Volkswirtschaft mit einem Handelsüberschuss auch eine der wichtigsten Reservewährungen haben kann, und widerlegt damit die überholte Theorie, dass ein Land mit einer großen Reservewährung ein großes Handelsdefizit haben muss", schreibt Wolf Street.

Die USA können als Inhaberin der Weltreservewährung sowohl gigantische Staatsdefizite als auch gigantische Handelsdefizite anhäufen. Beide Defizite wären für die USA kaum finanzierbar, wenn der Dollar nicht die dominierende Reservewährung wäre. Denn nur dadurch können die USA Anleihen problemlos weltweit ausgeben, und bei Zulieferstaaten wie China lassen sie einfach anschreiben.

Kurze Rallye des Dollars schon wieder vorbei?

Seit dem Ende des dritten Quartals hat nun auch die EZB die Zinssätze angehoben und zudem enorme 850 Milliarden Euro an Vermögenswerten abgestoßen, woraufhin sich der Euro gegenüber dem Dollar etwas erholte. Auch die Bank of Japan hat zuletzt entsprechende Andeutungen gemacht, und der Yen hat sich erholt.

Der Anstieg des Dollar-Anteils in den Währungsreserven seit Ende 2021 könnte nun also bereits zu Ende sein, nachdem die Talfahrt von Euro und Yen anscheinend beendet ist und sich beide Währungen seit Ende des dritten Quartals erholt haben. Denn wenn sie gegenüber dem Dollar aufwerten, haben auf Euro und Yen lautende Vermögenswerte in Dollar gerechnet einen höheren Wert.

Die Wechselkurse können jedoch nicht den langfristigen Rückgang des Dollaranteils erklären. Denn zwar ist der Wechselkurs des Dollars gegenüber Euro und Yen aktuell wieder auf dem Stand von 2002. Doch damals hatte der Dollar einen Anteil von 66,5 Prozent und nun im dritten Quartal 2022 nur noch einen Anteil von 59,8 Prozent.

Der langfristige Rückgang des Dollaranteils, den man bereits seit dem Ende von Bretton Woods und der Abkehr vom Goldstandard beobachten kann, ist darauf zurückzuführen, dass die Zentralbanken allmählich von auf Dollar lautenden Beständen abrücken und in Wertpapiere investieren, die auf andere Währungen lauten.

In den frühen 1970er Jahren hatte der Dollar einen Anteil von 85 Prozent an den weltweiten Devisenreserven. In den folgenden 15 Jahren sank dieser Anteil jedoch um fast die Hälfte, angetrieben durch eine Inflationsexplosion, die den Inhabern von auf US-Dollar lautenden Vermögenswerten Angst einjagte.

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