Wirtschaft

Afghanistan: China sichert sich ersten großen Öl-Deal

Afghanistan schließt einen wichtigen Ölfördervertrag mit dem chinesischen Unternehmen CAPEIC. Es ist der erste große Rohstoff-Deal der Taliban.
Autor
05.01.2023 12:15
Aktualisiert: 05.01.2023 12:15
Lesezeit: 2 min
Afghanistan: China sichert sich ersten großen Öl-Deal
Präsident Xi Jinping. Trotz der angespannten Sicherheitslage in Afghanistan investiert China dort massiv in die Ölförderung. (Foto: dpa) Foto: Zhang Ling

Die von den Taliban geführte Regierung Afghanistans wird einen Vertrag mit einem chinesischen Unternehmen unterzeichnen, um Öl aus dem Amu-Darja-Becken im Norden des Landes zu fördern, sagte der amtierende Bergbauminister am Donnerstag. Der Vertrag solle mit der Xinjiang Central Asia Petroleum and Gas Co (CAPEIC) unterzeichnet werden, teilten Beamte auf einer Pressekonferenz in Kabul mit.

Es ist der erste größere Vertrag über die Förderung von Rohstoffen, den die Taliban-Regierung seit ihrer Machtübernahme im Jahr 2021 mit einem ausländischen Unternehmen abgeschlossen hat. Es unterstreicht auch das wirtschaftliche Engagement des Nachbarlandes China in der Region, obwohl die militante Gruppe Islamischer Staat seine Bürger in Afghanistan ins Visier genommen hat.

"Der Amu-Darja-Ölvertrag ist ein wichtiges Projekt zwischen China und Afghanistan", sagte Chinas Botschafter Wang Yu auf der Pressekonferenz wie Reuters berichtet. China hat die Taliban-Regierung nicht offiziell anerkannt, hat aber erhebliches Interesse an dem Land, das im Zentrum einer Region liegt, die wichtig ist für Chinas Infrastrukturinitiative "Belt and Road", auch bekannt als "Neue Seidenstraße".

CAPEIC wird im Rahmen des Vertrags jährlich 150 Millionen Dollar in Afghanistan investieren, wie der Sprecher der afghanischen Regierung, Zabihullah Mudschahid, auf Twitter mitteilte. Die Investitionen würden innerhalb von drei Jahren auf 540 Millionen Dollar für den 25-Jahres-Vertrag steigen. Afghanistan werde mit 20 Prozent an dem Projekt beteiligt sein, was auf 75 Prozent erhöht werden könne.

Die Ankündigung erfolgte einen Tag, nachdem die Taliban-Verwaltung bekannt gegeben hatte, dass ihre Streitkräfte bei Razzien acht Mitglieder des Islamischen Staates getötet hätten, darunter einige, die hinter einem Anschlag auf ein Hotel für chinesische Geschäftsleute in der Hauptstadt Kabul im vergangenen Monat gestanden hätten.

Chinas staatliches Unternehmen National Petroleum Corp (CNPC) unterzeichnete 2012 einen Vertrag mit der früheren afghanischen Regierung, von den USA unterstützt wurde, über die Ölförderung im Amu-Darja-Becken in den nördlichen Provinzen Faryab und Sar-e Pul. Damals wurden in Amu Darya bis zu 87 Millionen Barrel Rohöl vermutet.

Der stellvertretende Ministerpräsident Mullah Baradar sagte auf der Pressekonferenz, ein anderes chinesisches Unternehmen habe die Förderung nach dem Sturz der vorherigen Regierung beendet, sodass nun der Deal mit CAPEIC zustande gekommen sei. "Wir bitten das Unternehmen, das Verfahren nach internationalen Standards fortzusetzen und auch die Interessen der Bevölkerung von Sar-e Pul zu berücksichtigen."

Der afghanische Bergbauminister sagte, eine Bedingung des Abkommens sei, dass das Öl in Afghanistan verarbeitet werde. Man schätzt, dass Afghanistan über ungenutzte Ressourcen im Wert von mehr als 1 Billion Dollar verfügt, was das Interesse einiger ausländischer Investoren geweckt hat, obwohl jahrzehntelange Kriege eine nennenswerte Ausbeutung verhindert haben.

Ein weiteres chinesisches Staatsunternehmen führt außerdem Gespräche mit der von den Taliban geführten Regierung in Kabul über den Betrieb einer Kupfermine in der östlichen Provinz Logar. Dabei geht es um eine weitere Vereinbarung, die bereits unter der vorherigen Regierung unterzeichnet wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU-Kommission startet Defizitverfahren gegen Österreich
05.06.2025

Österreich steht wegen seiner hohen Neuverschuldung unter Druck. Die EU-Kommission will ein Defizitverfahren einleiten – und könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerentlastungen: Bundesregierung will Investitionen ankurbeln
05.06.2025

Steuerliche Anreize sollen die deutsche Wirtschaft aus der Flaute holen. Die Bundesregierung setzt auf Abschreibungsmöglichkeiten und eine...

DWN
Politik
Politik Showdown in Washington: Merz trifft Trump – Annäherung oder Abrechnung?
04.06.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz reist nach Washington, um Donald Trump die Hand zu reichen – doch der Empfang dürfte frostig werden....

DWN
Politik
Politik Bulgarien bekommt den Euro - nicht alle freuen sich darüber
04.06.2025

Die EU-Kommission macht den Weg frei: Bulgarien darf 2026 den Euro einführen. Doch im Land regt sich massiver Widerstand. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe
04.06.2025

Der Goldpreis steigt erneut auf ein beeindruckendes Niveau – doch die deutsche Nachfrage sinkt. Was steckt hinter dieser paradoxen...

DWN
Politik
Politik Zinswende mit Risiko – Steuert Lagarde Europa in die Deflation?
04.06.2025

Christine Lagarde will am Donnerstag erneut die Zinsen senken – trotz globaler Unsicherheiten, Handelskonflikten und überraschend...

DWN
Politik
Politik NATO fordert 5 Prozent fürs Militär – doch Europas Regierungen spielen weiter auf Zeit
04.06.2025

Während Russland aufrüstet und zum Gegenschlag bereitsteht, warnt die NATO vor einem historischen Sicherheitskollaps – doch viele...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Dobrindt und Frei verteidigen Linie der Bundesregierung
04.06.2025

Ein Gerichtsurteil stellt die Rechtmäßigkeit aktueller Grenzpraktiken infrage – doch Innenminister Dobrindt und Kanzleramtschef Frei...