Wirtschaft

Münchener Rück: Klimawandel macht Naturkatastrophen extremer

Die Münchner Rück sieht den Klimawandel als Hauptgrund für gestiegene Schäden durch Naturkatastrophen. Eine kritische Schadensmarke wurde in jüngster Vergangenheit bereits mehrmals erreicht. Die schwersten Schäden entstanden in den USA und Asien.
11.01.2023 10:45
Aktualisiert: 11.01.2023 10:45
Lesezeit: 2 min

Der Klimawandel treibt die Schäden aus Stürmen, Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen in die Höhe. Für das abgelaufene Jahr errechnete die Münchener Rück weltweit Schäden von 270 (2021: 320) Milliarden Dollar. Für rund 120 Milliarden Dollar davon mussten Versicherer und Rückversicherer einstehen, wie aus der am Montag veröffentlichten Naturkatastrophenbilanz der Münchener Rück hervorgeht.

Gesamtschäden von 270 Milliarden im Jahr 2022

Die versicherten Schäden lagen 2022 über dem Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre (97 Milliarden). „100 Milliarden Dollar im Jahr und mehr sind für Naturkatastrophen-Schäden offenbar das neue Normalniveau“, sagte Ernst Rauch, der Chef-Klimaforscher des weltgrößten Rückversicherers, der Nachrichtenagentur Reuters. Schon fünfmal sei diese Marke in der jüngeren Vergangenheit erreicht worden.

„Die Wetterausschläge nehmen zu“, sagte Rauch. „Dazu kommt, dass einzelne Ereignisse extremer ausfallen“ – ob Starkregen, Wirbelstürme, Waldbrände oder Hitzewellen. Die Sturzflut im Ahrtal im Sommer 2021 hatte ein Vielfaches des bis dahin größten Überschwemmungsschadens in Deutschland verursacht, 2022 war es bei den Fluten in Australien ähnlich.

„Der Klimawandel fordert zunehmend Tribut“, sagte Vorstandsmitglied Thomas Blunck. Zwar lasse sich kein Unwetter direkt auf die globale Erwärmung zurückführen, doch hätten im vergangenen Jahr Ereignisse in der Schadenbilanz ganz oben gestanden, die durch den Klimawandel nach dem Stand der Forschung stärker oder häufiger würden – oder beides zugleich.

Hurrikan „Ian“ sorgte für ein Drittel der Schäden

Die teuerste Naturkatastrophe war 2022 der Hurrikan „Ian“, der mit Windgeschwindigkeiten von fast 250 Kilometern pro Stunde Ende September vor allem im US-Bundesstaat Florida verheerende Schäden angerichtet hatte. Vom Gesamtschaden von 100 Milliarden Dollar mussten Versicherer rund 80 Milliarden ersetzen.

Auf das Konto von „Ian“ gingen damit ein Drittel der Gesamtschäden und rund die Hälfte der versicherten Schäden weltweit. Teurer war – inflationsbereinigt – bisher nur der Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005.

Inzwischen sind zahlreiche Rückversicherer wegen der Häufung der Stürme nicht mehr bereit, solche Risiken im Südosten der USA abzusichern. Die Preise für Naturkatastrophenschutz steigen seit Jahren.

„Für uns als Münchener Rück kommt das alles nicht überraschend. Wir sind auf weitaus größere Schäden vorbereitet“, sagt Rauch. Der Weltmarktführer sei weiter grundsätzlich bereit, das Geschäft auszubauen, „wenn die Prämien technisch auf einem risikoadäquaten Niveau sind – aber das geht natürlich nicht beliebig“.

Monsun in Pakistan war zweitgrößte Naturkatastrophe

Die zweitgrößte Naturkatastrophe des vergangenen Jahres war der Monsun in Pakistan. Regenfälle, die fünf- bis siebenmal so stark ausfielen wie üblich, führten im August zu Überflutungen. 1700 Menschen starben, der Schaden wird auf 15 Milliarden Dollar geschätzt. „Versichert war fast nichts“, erklärte die Münchener Rück.

„Naturkatastrophen treffen Menschen in ärmeren Ländern besonders stark“, sagte Blunck. Für zwei Überschwemmungs-Wellen im Südosten Australiens mussten Versicherer und Rückversicherer 4,7 Milliarden Dollar zahlen, bei einem Gesamtschaden von 8,1 Milliarden. Hagelschläge in Frankreich verursachten Schäden von 7,2 Milliarden Dollar, 5,6 Milliarden davon trugen Versicherer.

Auch in Europa blendeten Hausbesitzer, Immobilienentwickler und Kommunen die zunehmende Gefahr zu oft aus. „Sie alle müssen die Naturgefahren, die aus dem Klimawandel erwachsen, deutlich stärker berücksichtigen“, mahnt Rauch.

In Hochwassergebieten und an Küsten werde immer noch zu viel gebaut. Der Chef-Klimatologe dringt auf eine Anpassung an den Klimawandel. „Das geht am schnellsten.“ Bei der Vermeidung von Emissionen sei das System viel zu träge. „Wir müssen jetzt ins Handeln kommen und brauchen Antworten für eine Übergangszeit.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen verstärken Investitionen in Mittel- und Osteuropa
05.02.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass immer mehr deutsche Unternehmen überlegen, ihre Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern....

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz: CDU will es abschaffen – was wären die Folgen?
05.02.2025

Heizungsgesetz CDU? Was viele nicht wissen: Das heiß diskutierte und viel gehasste „Heizungsgesetz“ stammt ursprünglich von der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...

DWN
Immobilien
Immobilien Anmeldung einer Wohnung: Die Krux des Meldewesens und wie Vermieter am Immobilienmarkt herumtricksen
04.02.2025

Es gibt eine neue Initiative namens „Anmeldung für alle“, die das polizeiliche Meldewesen als letzte Hürde des ungebremsten Zuzugs,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Aktie nach Großauftrag mit Auf und Ab an der Börse
04.02.2025

Die Bundeswehr beschert dem Rüstungskonzern Rheinmetall einen Großauftrag in Milliardenhöhe. An der Börse ist mächtig Bewegung drin....

DWN
Politik
Politik Erste Wahlumfragen nach Migrationsdebatte: So schneidet die CDU/CSU ab
04.02.2025

Die CDU/CSU ist mit der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD im Bundestag hohes Risiko gefahren. Doch wie macht sich das in der Wählergunst...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall-Street-Analyse: Börsenprofis ziehen Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase
04.02.2025

Das effizientere KI-Modell des chinesischen Start-ups DeepSeek hat vergangene Woche hoch bewertete KI- und Technologieaktien erschüttert....