Deutschland

Deutsche Wirtschaft wuchs 2022 noch - nun droht Flaute

Lesezeit: 2 min
13.01.2023 11:32  Aktualisiert: 13.01.2023 11:32
Für 2022 verzeichnet die deutsche Wirtschaft ein Plus, stagnierte aber zum Jahresende. Der Konflikt mit Russland verhindert auch für 2023 eine stärkere Erholung.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Trotz Inflation, Ukraine-Krieges und anhaltender Lieferprobleme ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Wegen der Energiekrise konnte die Wirtschaft allerdings nicht an das Jahr 2021 anknüpfen, als es konjunkturell um 2,6 Prozent nach oben ging.

"Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland war im Jahr 2022 vor allem geprägt von den Folgen des Kriegs in der Ukraine, zu denen extreme Energiepreiserhöhungen zählten", sagte die Präsidentin des Statistischen Bundesamts, Ruth Brand, in Berlin. Ende 2022 habe die Wirtschaft nach ersten Einschätzungen nur stagnierte.

Trotz Kaufkraftverlusten durch die Rekordinflation von 7,9 Prozent kurbelten im vergangenen Jahr vor allem die Verbraucher mit 4,6 Prozent höheren Konsumausgaben die Konjunktur an. In den ersten Corona-Jahren hatten viele Menschen wegen ausgefallener Reisen, Restaurant- oder Konzertbesuchen zusätzlich Geld gespart, das nun zumindest teilweise wieder ausgegeben wurde.

Zudem investierten Unternehmen 2,5 Prozent mehr in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge. Dagegen sanken die Bauausgaben wegen der gestiegenen Kreditkosten und Lieferengpässe um 1,6 Prozent. Die Exporte kletterten um 3,2 Prozent, während die Importe mit 6,7 Prozent stärker zulegten. Damit übertraf die Wirtschaftsleistung wieder das Vor-Corona-Niveau von 2019.

Für das laufende Jahr rechnen viele Fachleute mit einer leichten Rezession. Zu dem zeitweise erwarteten schweren Konjunktureinbruch dürfte es nicht kommen. "Das Wirtschaftswachstum 2023 wird deutlich schwächer ausfallen und nahe der Stagnationsgrenze liegen", sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. Denn die Wirtschaft arbeite sich gerade erst aus dem Energiepreisschock hinaus.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet dieses Jahr 0,3 Prozent Wachstum, das sich 2024 auf 1,3 Prozent beschleunigen soll. Das Münchner Ifo-Institut und das Essener RWI hingegen rechnen für 2023 je mit einem Schrumpfen um 0,1 Prozent.

Der deutsche Staatshaushalt rutschte 2022 das dritte Jahr in Folge in die roten Zahlen. Die Ausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung überstiegen die Einnahmen um 101,6 Milliarden Euro, wie das Statistikamt in einer ersten Schätzung bekanntgab. Das entspricht einem Defizit von 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Es fällt damit niedriger aus als in den beiden Vorjahren, die von hohen Kosten infolge der Corona-Krise geprägt waren: 2021 lag das Defizit bei 3,7 Prozent, 2020 bei 4,3 Prozent.

Die Risiken für die Konjunktur bleiben groß. Dazu gehören eine Eskalation des russischen Krieges gegen die Ukraine und die aktuelle Viruswelle beim wichtigsten deutschen Handelspartner China, wegen der es erneut zu gestörten Lieferketten kommen könnte. Das wiederum könnte die Produktion hemmen. Auch dürfte die Inflation hoch bleiben und die Realeinkommen belasten, selbst wenn die Teuerungsrate niedriger ausfallen sollte als im vergangenen Rekordjahr mit 7,9 Prozent. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...