Politik

RKI-Chef Wieler fordert Aufarbeitung der Corona-Politik

Der scheidende Chef des Robert Koch-Instituts hält eine Aufarbeitung der Corona-Politik für „unbedingt“ geboten.
25.01.2023 14:45
Aktualisiert: 25.01.2023 14:45
Lesezeit: 2 min

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) hält eine Aufarbeitung der Corona-Lockdownpolitik für geboten. „Unbedingt“ müsse es eine solche Analyse geben, sagte Lothar Wieler in einem Interview der Wochenzeitung Die Zeit. „Als Wissenschaftler will ich wissen: Welche Maßnahmen waren adäquat, welche Kosten-Nutzen-Effekte gab es?“ Aber die Aufarbeitung müsse fundiert geschehen, „als saubere Analyse, denn wir müssen ja daraus für die Zukunft lernen.“

Ähnlich sehen das offenbar auch die Menschen in Deutschland: Eine Umfrage im Auftrag der Zeit zeigt, dass eine Mehrheit der rund 2500 Befragten - 58 Prozent - sich für eine Aufarbeitung von Fehlentscheidungen im Umgang mit Corona ausspricht.

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Auf die Wahrung der Interessen von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie angesprochen, sagte der RKI-Chef unter anderem: „Wir haben immer Empfehlungen abgegeben, mit denen man den Betrieb in Schulen und Kitas hätte laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung.“ Es habe nie nur die Alternative gegeben: entweder wenige Tote oder Schulen offen halten. Der vorhandene Spielraum sei jedoch während der Pandemie „nicht ausreichend mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Sachlichkeit“ betrachtet worden.

Anfangs sei auch nicht bekannt gewesen, in welchem Maß Kinder an Corona erkranken und inwieweit sie von Langzeitfolgen betroffen seien, gab Wieler zu bedenken. „Wir mussten auch sie schützen.“ Die Umsetzung sei Aufgabe der Politik und der Verantwortlichen vor Ort.

„Und es war immer klar, dass jede Maßnahme Nebenwirkungen hat“, sagte er der Zeit. Nach eigenen Fehlern in der Pandemie gefragt, sagte Wieler, er habe auch aus Überlastung zu wenige Gespräche geführt, um die komplexen Geschehnisse besser einzuordnen.

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Das RKI und das Bundesgesundheitsministerium hatten kürzlich bekanntgegeben, dass Wieler das Institut ab April verlässt. Was er künftig genau machen wird, sagte er auch in der Zeit nicht. Der Abschied vom RKI und der Zeitpunkt für diesen Schritt seien seine persönliche Entscheidung gewesen. Die Pandemie sei inzwischen beherrschbar. Das sei ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Und er wolle noch einmal etwas Neues machen.

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