Finanzen

Deutsche Bank erzielt bestes Ergebnis seit fünfzehn Jahren

Lesezeit: 2 min
02.02.2023 11:24  Aktualisiert: 02.02.2023 11:24
Der Nettogewinn der Deutschen Bank hat sich mehr als verdoppelt. Damit übertraf das Geldhaus die eigenen Ziele und die Erwartungen der Analysten deutlich.
Deutsche Bank erzielt bestes Ergebnis seit fünfzehn Jahren
James von Moltke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, am Donnerstag bei der Präsentation des vorläufigen Ergebnisses für das Geschäftsjahr 2022. (Foto: dpa)
Foto: Andreas Arnold

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn dank höherer Zinsen und eines florierenden Handelsgeschäfts im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 5,02 Milliarden Euro, ein Anstieg um 159 Prozent, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Damit übertraf das größte deutsche Geldhaus die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit einem Nettogewinn von 4,17 Milliarden Euro gerechnet hatten. Das selbstgesteckte Ziel, eine Eigenkapitalrendite von 8 Prozent zu erzielen, übertraf die Bank mit 9,4 Prozent deutlich. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,30 je Aktie bekommen. "2022 haben wir das beste Ergebnis seit fünfzehn Jahren erzielt", erklärte Konzernchef Christian Sewing.

Das einstige Sorgenkind der europäischen Bankenbranche schloss damit das dritte Jahr infolge mit Gewinn ab. Mit dem Schlussquartal 2022 endet nun auch die dreijährige Umbauphase, mit der Sewing das Institut aus der Verlustzone führte. "Indem wir uns auf unsere Stärken konzentriert haben, sind wir deutlich profitabler, diversifizierter und effizienter geworden", erklärte er. Seine Ziele hin zu einem attraktiveren Aufwand-Ertrags-Verhältnis und somit zu einer höheren Profitabilität musste Sewing im vergangenen Sommer von 70 Prozent auf "die Spanne im mittleren bis niedrigen 70-Prozent-Bereich" korrigieren, erwartete also mehr Kosten, um einen bestimmten Ertrag zu erzielen als zuvor. Zum Ende 2022 lag dieser Profitabilitäts-Indikator bei 75 Prozent - und damit unter den Erwartungen der Analysten. Im vierten Quartal 2022 trugen Kosten für Rechtsstreitigkeiten, Vergleiche und "aufsichtsrechtliche Maßnahmen" zu den Aufwendungen bei, die insgesamt um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr sanken.

HANDELSGESCHÄFT RETTET DIE INVESTMENTBANK

Die Volatilität auf den Märkten beflügelte insbesondere das Handelsgeschäft mit Anleihen und Währungen, bei dem die Erträge um 26 Prozent auf 8,9 Milliarden stiegen. Die Händler retteten damit die Gewinne der Investmentbank, der die Flaute bei Fusionen und Übernahmen nicht erspart blieb: Die Erträge der Investmentbanker im Emissons- und Beratungsgeschäft sanken um 62 Prozent auf eine Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr. Demzufolge wurden die Boni der Investmentbanker gekürzt und einige Stellen gestrichen.

Doch die Bilanz der Deutsche Bank wurde durch die Flaute im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (M&A) nicht so stark belastet wie etwa die der US-Rivalen. Goldman Sachs und Morgan Stanley, deren Erträge vielmehr vom Investmentbanking abhängen, hatten im Schlussquartal 2022 Gewinnrückgänge von bis zu 70 Prozent verbucht.

Sewing hatte sich als Ziel gesetzt, die Erträge der Bank auf die weniger volatile Bereiche, wie das Privat- und Unternehmenskundengeschäft zu stützen. Unerwarteten Rückenwind bekamen diese Geschäftsbereiche im vergangenen Jahr vor allem durch die Zinswende: Erträge im Geschäft mit Unternehmenskunden stiegen um 23 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro und auch das Privatkundengeschäft brachte mit 1,7 Milliarden elf Prozent höhere Erträge als im Vorjahr.

Doch der unsichere wirtschaftliche Ausblick birgt Risiken für das Institut: Die Vorsorge für Kreditausfälle stieg 2022 auf 1,2 Milliarden Euro von 515 Millionen Euro. Das Brutto-Kreditengagement in Russland sank um 42 Prozent auf 806 Millionen Euro. Ein schwächeres Wachstum, die steigende Inflation oder die Rückkehr zu Niedrigzinsen könnten laut Analysten von Goldman Sachs den Aktienkurs der Bank wieder einbrechen lassen. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt mittlerweile 30...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...