Kurz vor dem Abschied von der Frankfurter Börse präsentiert sich der weltgrößte Industriegase-Konzern Linde noch einmal in Bestform. Mit einem Gewinnwachstum von elf Prozent auf 6,2 (2021: 5,6) Milliarden Dollar aus dem fortgeführten Geschäft übertraf das amerikanisch-deutsche Unternehmen im abgelaufenen Jahr die eigenen Erwartungen, wie Linde am Dienstag in Woking bei London mitteilte. Der bereinigte Gewinn je Aktie kletterte dank eines Endspurts auf 12,29 (10,69) Dollar, prognostiziert hatte Linde zuletzt 11,93 bis 12,03 Dollar. Der Konzernumsatz stieg währungsbereinigt um 13 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro.
Vorstandschef Sanjiv Lamba begründete die Steigerung unter anderem mit dem Produktportfolio, der Dichte des Vertriebsnetzes und einer "rigorosen Ausgabendisziplin". Damit werde Linde auch in einem unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Umfeld 2023 bestehen, vor allem bei Projekten rund um erneuerbare Energien. Im Schlussquartal lag der Umsatz aufgrund von Währungseffekten mit 7,9 Milliarden Dollar um fünf Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Trotzdem schraubte Linde den Gewinn um 30 Prozent nach oben.
Lamba legte die Latte für das laufende Jahr noch höher: Das Ergebnis je Aktie soll auf 13,15 bis 13,55 Dollar steigen, trotz erhöhter Investitionen von 3,5 bis 4,0 (Vorjahr: 3,2) Milliarden Dollar. Das wäre währungsbereinigt ein Plus von neun bis 13 Prozent. Für das erste Quartal geht Linde von einem Ergebnis von 3,05 bis 3,15 Dollar je Aktie aus. Es läge damit unter dem Wert des vierten Quartals 2022.
Die vor vier Jahren aus der Münchner Linde AG und dem US-Rivalen Praxair entstandene Linde plc ist mit einem Börsenwert von 148 Milliarden Euro der mit Abstand wertvollste Konzern im deutschen Leitindex Dax. Ende Februar will sich Linde aber von der Frankfurter Börse zurückziehen und ist dann nur noch in New York gelistet. Geprägt ist das Unternehmen seit der Fusion ohnehin amerikanisch, das Machtzentrum von Linde liegt am ehemaligen Praxair-Firmensitz in Danbury. (Reuters)