Weltwirtschaft

Kobalt ist plötzlich billig und wird billig bleiben

Lesezeit: 2 min
16.02.2023 21:57
Innerhalb eines Jahres ist der Kobalt-Preis um mehr als die Hälfte eingebrochen. Doch die Produktion wird weiter erhöht, und die Minen nehmen die Verluste hin.
Kobalt ist plötzlich billig und wird billig bleiben
Im Kongo liegen massive Vorkommen an Kobalt, die den globalen Markt vorerst überschwemmen werden. (Foto: dpa)
Foto: Jürgen Bätz

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Noch vor einem Jahr war Kobalt auf dem globalen Markt so knapp, dass die Energiewende allein daran zu scheitern drohte. Denn das blaue Metall ist ein wichtiges Material in der Produktion von Batterien, und es wurde viel zu langsam abgebaut, um die rasant steigende globale Nachfrage zu befriedigen. Der Kobalt-Preis hatte sich zwischen Sommer 2021 und Frühjahr 2022 auf 82.000 Dollar pro Tonne mehr als verdoppelt.

Doch seitdem ist der Preis für eine Tonne Kobalt auf nur noch 35.000 Dollar eingebrochen. Damit liegt der Preis nahe an seinen historischen Tiefstständen. Der Economist führt den Preiseinbruch zum Teil auf eine geringere Nachfrage zurück. Denn das meiste Kobalt wird in den Akkus von Smartphones, Tablets und Laptops verbaut, die während der Covid-19-Pandemie stark gefragt waren und jetzt nicht mehr so stark.

Mit dem Rückgang der Pandemie-bedingten globalen Nachfrage nach Unterhaltungselektronik sank im Verlauf des letzten Jahres auch die Nachfrage nach Kobalt. Selbst der Boom bei Elektrofahrzeugen konnte dem nicht entgegenwirken, da die Hersteller ihr Bestes getan haben, um die Verwendung des ehemals sehr teuren Metalls zu reduzieren.

Kobalt-Schwemme hält an

Entscheidend für den dramatischen Preisverfall war aber wohl das schnell steigende Angebot an Kobalt. "Die Welt könnte in Kobalt schwimmen", schreibt der Economist. Susan Zou von der Beratungsfirma Rystad Energy prognostiziert, dass die kongolesische Produktion in diesem Jahr um 38 Prozent auf 180.000 Tonnen ansteigen wird.

Am auffälligsten ist der sprunghafte Anstieg der indonesischen Exporte, die in diesem Jahr voraussichtlich 18.000 Tonnen erreichen werden, während es vor einigen Jahren noch praktisch keine gab. Bei anderen Rohstoffen würden die extrem gefallenen Preise die Produzenten dazu zwingen, Minen zu schließen. Doch bei Kobalt ist dies vorerst nicht der Fall.

Der Preis liegt bereits unter der Rentabilitätsschwelle vieler Minen. Dennoch erklärte der weltgrößte Minenbetreiber Glencore am Mittwoch, dass er seine Produktion in diesem Jahr nahezu unverändert lassen wird, nachdem er sie 2022 erhöht hatte. Und China Moly steht kurz vor der Eröffnung einer neuen Anlage, die 30.000 Tonnen pro Jahr produzieren könnte, was 16 Prozent der Weltproduktion im Jahr 2022 entspricht.

Die großen Unternehmen tolerieren die niedrigen Preise, weil Kobalt ein Nebenprodukt bei der Gewinnung von Kupfer und Nickel ist, die beide weiterhin sehr profitabel sind. Hersteller von Elektrofahrzeugen auf der ganzen Welt buhlen in Indonesien um Nickel und bringen Projekte auf den Weg, die auch Kobalt liefern werden. Die neue Mine von China Moly im Kongo wird dreimal so viel Kupfer wie Kobalt produzieren.

Spekulanten könnten in diesem Jahr versuchen, Schnäppchen zu machen. Doch nach 2025 droht dem Preis laut Economist schon ein weiterer Dämpfer. Denn dann wird die erste Welle von Elektrofahrzeugbatterien recycelt, die in der Regel bis zu acht Jahre halten, was den Bedarf an neuem Material verringert. Wie schnell die Energiewende auch voranschreitet, ein Mangel an Kobalt wird wohl kaum als Bremse wirken.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...