Technologie

Russland und die USA: Konflikt auf der Erde, Kooperation im All

Im Weltall bahnt sich eine spektakuläre Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA an. Vorbote einer irdischen Wiederannäherung?
23.02.2023 14:00
Aktualisiert: 23.02.2023 14:39
Lesezeit: 2 min
Russland und die USA: Konflikt auf der Erde, Kooperation im All
Expedition 68-Flugingenieur und NASA-Weltraumspaziergänger Josh Cassada bereitet eine ausrollbare Solaranlage für ihren Einsatz auf dem Port-4-Trägersegment der Internationalen Raumstation ISS vor, während das Labor in der Umlaufbahn 262 Meilen über dem Atlantischen Ozean vor der Küste Namibias schwebt. (Foto: dpa) Foto: Nasa

Das „Rettungsboot“ kommt: Als Ersatz für eine im All befindliche beschädigte Raumfähre soll eine unbemannte Kapsel in der Nacht zu Freitag zur Internationalen Raumstation ISS starten. Geplant ist, dass die Sojus MS-23 um 1.24 Uhr MEZ vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan abhebt und am Sonntag um 2.01 Uhr MEZ an der Station andockt.

Die ungewöhnliche Mission ist nötig, weil die an der ISS angedockte Fähre MS-22 ein Leck hat - wohl verursacht von einem Mikrometeoriten. Die austretende Flüssigkeit am Kühlsystem lässt die Rückkehr von zwei Russen und einem US-Amerikaner riskant erscheinen.

Trifft „Rettungsboot“ MS-23 wie geplant ein, fliegen die Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie Nasa-Astronaut Frank Rubio damit voraussichtlich im Herbst vom Außenposten der Menschheit heim. Die beschädigte Kapsel MS-22 wiederum könnte in der Zwischenzeit unbemannt von der ISS zurückfliegen.

Bei der Raumstation rund 400 Kilometer über der Erde arbeiten Russland und die USA zwar seit mehr als 20 Jahren eng zusammen. Das Verhältnis war aber wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine in eine schwere Krise geraten. Nun machte das Leck an der Sojus MS-22 eine enge Koordination nötig.

Denn an der ISS ist auch eine „Crew Dragon“-Fähre angedockt. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa stellte sie nach Gesprächen mit Betreiber SpaceX, der privaten Raumfahrtfirma von Elon Musk, als vorübergehendes Notfall-Raumschiff zur Verfügung. Dies wurde als möglicher Schritt der Wiederannäherung von Russland und den USA in der Raumfahrt gewertet. Besondere Symbolik kommt auch dem jetzigen Start in Baikonur zu - er erfolgt genau am Jahrestag des Kriegsbeginns. Das hat Experten zufolge jedoch technische Gründe.

„Der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine verschärfte die Situation dramatisch“, sagte Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner der Deutschen Presse-Agentur. Die vielen gemeinsamen Aktivitäten seien damals gestoppt und sogar die Zukunft der ISS in Frage gestellt worden. „Zum Glück ist wieder so etwas wie Normalität in der Kooperation in der ISS eingetreten, so dass auch ein Amerikaner an Bord einer Sojus wieder zur Erde zurückkommen soll“, meinte der jetzige Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.

Dazu würde eine Entscheidung des wissenschaftlich-technischen Rates der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos passen. Er beschloss der Staatsagentur Tass zufolge vor wenigen Tagen „nach eingehenden Beratungen“, das russische Segment der ISS bis 2028 weiter zu nutzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...