Politik

Panzerlieferung an die Ukraine: USA und Deutschland streiten um Deutungshoheit

Hat Bundeskanzler Scholz die Leopard-Lieferung an die Ukraine davon abhängig gemacht, ob auch die USA Panzer liefern? Darüber gibt es aus Washington und Berlin widersprüchliche Aussagen.
27.02.2023 16:34
Aktualisiert: 27.02.2023 16:34
Lesezeit: 2 min
Panzerlieferung an die Ukraine: USA und Deutschland streiten um Deutungshoheit
Leopard-2-Panzer werden anlässlich des ersten Jahrestages der russischen Invasion in der Ukraine beim Norrbotten-Regiment I19 gezeigt. Auch Schweden will der Ukraine bis zu zehn Leopard-2-Panzer liefern. (Foto: dpa) Foto: Andreas Sjolin

Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner bekräftigte am Montag eine frühere Aussage der Bundesregierung, wonach Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Lieferung von deutschen Leopard-Panzern nie von der Bereitstellung von Abrams-Panzern durch die USA abhängig gemacht habe. Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan hatte dagegen am Vortag in einem Fernsehinterview gesagt, dass die Deutschen genau diesen Zusammenhang hergestellt hätten.

Machte Scholz Panzerlieferung von USA abhängig?

Scholz und US-Präsident Joe Biden hatten sich im Januar nach monatelangen Diskussionen darauf verständigt, dass die Ukraine mit Kampfpanzern unterstützt werden soll. Deutschland sagte zunächst 14 Leopard-2-Panzer zu – inzwischen sind es 18 – und die USA die Lieferung von 31 M1 Abrams. Auch mehrere andere europäische Länder haben inzwischen angekündigt, Leopard 2 für den ukrainischen Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer bereitzustellen.

Medienberichten, nach denen Scholz die Leopard-Lieferung von der Abrams-Zusage abhängig gemacht habe, widersprach Regierungssprecher Hebestreit damals mit den Worten: „Es hat zu keinem Zeitpunkt (...) ein Junktim oder eine Forderung gegeben, dass das eine zu erfolgen habe, damit das andere erfolgen kann.“ Büchner sagte am Montag dazu, dass er diese Darstellung „nicht korrigieren“ müsse.

US-Sicherheitsberater bringt Scholz in die Bredouille

Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan hatte die Entscheidungsfindung am Sonntag in einem Fernsehinterview anders dargestellt. Die Deutschen hätten Biden gesagt, dass sie nicht bereit seien, Leopard-Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken, solange der Präsident einer Abrams-Lieferung nicht zustimme. Biden habe sich aus militärischen Gründen zunächst gegen die Abrams-Lieferung entschieden. Im Interesse „der Einheit des Bündnisses“ und „um sicherzustellen, dass die Ukraine bekommt, was sie will“, habe er dann aber doch zugestimmt.

Büchner sagte, dass er keinen Widerspruch in den Aussagen Hebestreits und Sullivans sehe. „Ich möchte nicht die Interpretation oder die Äußerungen von Herrn Sullivan hier kommentieren. Aber ich glaube, es war zu sehen in diesen Wochen, dass der Bundeskanzler und der amerikanische Präsident sich immer sehr, sehr eng abgestimmt haben, zu vielen Themen intensiv gesprochen haben, und am Ende dann zu guten Ergebnissen gekommen sind“, sagte er. „Wir sehen jetzt hier keinen Widerspruch zu dem, was wir dargestellt haben.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Kryptowährung für den Euroraum kommt – EU-Finanzminister ebnen den Weg
18.12.2025

Die EU-Finanzminister haben sich zweieinhalb Jahre nach dem Start des Gesetzesverfahrens auf eine Kryptowährung für die Eurozone...

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börs: Riss im KI-Boom. US-Börse schließt den Tag im Minus
17.12.2025

Der Kurssturz des Technologiegiganten Oracle zog die US-Börsen ins Minus, da Berichte über einen gescheiterten Milliardendeal eine...