Finanzen

Russland testet digitale Zentralbankwährung im Einzelhandel

In Russland starten Zentralbank und Geschäftsbanken das erste Pilotprojekt für eine eigene digitale Zentralbankwährung im Einzelhandel, den digitalen Rubel.
Autor
01.03.2023 21:43
Aktualisiert: 01.03.2023 21:43
Lesezeit: 2 min
Russland testet digitale Zentralbankwährung im Einzelhandel
Der Gold-Rubel könnte als digitale Zentralbankwährung nach Russland zurückkehren. (Foto: iStock.com/IURII BUKHTA) Foto: IURII BUKHTA

Die Bank von Russland wird am 1. April 2023 das erste Pilotprojekt für ihre digitale Zentralbankwährung (central bank digital currency, CBDC) für Verbraucher einzuführen. Dabei kooperiert die Notenbank mit 13 russischen Geschäftsbanken und mehreren Einzelhändlern. Dies berichtete kürzlich die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS.

Nach Angaben von Olga Skorobogatova, der ersten stellvertretenden Gouverneurin der russischen Notenbank, wird das bevorstehende Pilotprojekt mit dem digitalen Rubel reale Geschäfte und reale Verbraucher in Russland einbeziehen. Offensichtlich wird das Pilotprojekt aber auf eine bestimmte Anzahl von Transaktionen und Kunden beschränkt sein.

"Wir planen, das digitale Rubelprojekt am 1. April zu starten, mit Transaktionen, die individuelle Überweisungen sowie Zahlungen in Handels- und Dienstleistungsunternehmen umfassen", sagte sie auf dem Ural Forum Cybersecurity in Finance. Sie fügte hinzu, dass die an dem Pilotprojekt teilnehmenden 13 Geschäftsbanken technisch bestätigt haben, dass sie bereit sind, den digitalen Rubel unter realen Bedingungen zu testen.

Die stellvertretende Gouverneurin stellte klar, dass allgemeine Kunden in der ersten Phase nicht an dem Pilotprojekt teilnehmen können, da die Banken das Pilotprojekt nur mit ausgewählten Kunden starten werden. Nach dieser ersten Pilotphase will die Bank von Russland entscheiden, wie der digitale Rubel weiter ausgebaut werden soll, so Skorobogatova.

Die jüngste Ankündigung von Skorobogatova folgt dem Fahrplan für die Einführung des digitalen Rubels, den die Zentralbank im Juni 2022 offiziell vorgestellt hat. Das ursprünglich für 2024 geplante CBDC-Pilotprojekt wurde auf einen früheren Termin vorgezogen, da die russische Zentralbank angesichts der westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland nach einer Alternative zum SWIFT-Zahlungssystem sucht.

Zentralbank prüft Gold-Token für internationale Abrechnungen

Neben dem digitalen Rubel zieht die Bank von Russland offenbar auch einen möglichen goldgedeckten digitalen Token für grenzüberschreitende Transaktionen in Betracht. Der erste stellvertretende Gouverneur der Bank von Russland, Wladimir Tschistjuchin, ist der Ansicht, dass ein solcher Gold-Token Russland dabei helfen wird, ein neues attraktives Anlageprodukt zu schaffen und eine gefragte Zahlungsmethode für die internationale Abwicklung aufzubauen.

"Die Token werden im Rahmen der Gesetzgebung für digitale Finanzaktiva ausgegeben", zitiert Interfax den ersten stellvertretenden Vorsitzende der russischen Zentralbank Wladimir Tschistjuchin. "Wir hoffen, dass der Gold-Token uns nicht nur helfen wird, ein zusätzliches Anlageprodukt zu schaffen, sondern vielleicht auch für internationale Zahlungen gefragt sein wird", sagte er gegenüber Journalisten am Rande des Ural-Forums "Cybersicherheit im Finanzwesen".

Zuvor war im Rahmen der Änderung des Gesetzes über den digitalen Rubel die Frage der Ausgabe eines Gold-Tokens diskutiert worden, etwa im Mai 2019 in der Staatsduma während einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse mit der Teilnahme der Leiterin der Zentralbank Elvira Nabiullina. Der Abgeordnete Vladimir Gutenev schlug vor, dass die Zentralbank Gespräche mit den BRICS-Ländern über die Ausgabe nationaler an Gold geknüpfter Kryptowährungen einleitet.

"Gold ist der am wenigsten anfällige Vermögenswert. Wir könnten wahrscheinlich auch in China, Indien und Brasilien Verständnis dafür aufbringen", betonte der Abgeordnete. "Dabei handelt es sich aber eher nicht um Kryptowährungen, sondern um sogenannte Stablecoins", erklärte Anatoli Aksakow, Leiter des Finanzmarktausschusses, während des Treffens.

Im vergangenen Sommer veröffentlichte die Bank für Außenwirtschaft WEB.RF einen Bericht, in dem der Zustand und die Perspektiven des Zahlungssystems im internationalen Zahlungsverkehr untersucht wurden. Einer der Vorschläge in diesem Bericht war die Notwendigkeit, vor dem Hintergrund der Sanktionen einen Stablecoin mit dem Arbeitsnamen "Goldener Rubel" auszugeben, der mit Gold gedeckt ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...