Technologie

Herber Rückschlag für Japans Weltraum-Programm

Die Selbstzerstörung einer neuartigen Trägerrakete wirft das Weltraumprogramm des Landes erneut zurück – ebenso wie die Ziele des Verteidigungsministeriums.
07.03.2023 11:00
Lesezeit: 2 min

Mit der Selbstzerstörung einer neu entwickelten Trägerrakete hat Japans Raumfahrtprogramm einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Da der Antrieb der zweiten Raketenstufe nicht zündete und damit die Mission keine Aussicht auf Erfolg hatte, löste die Raumfahrtagentur Jaxa am Dienstag wenige Minuten nach dem Abheben vom Weltraumbahnhof Tanegaschima im Südwesten Japans die Selbstzerstörung der Trägerrakete H3 aus.

An Bord befand sich ein Beobachtungssatellit mit einem Raketenfrühwarnsystem des japanischen Verteidigungsministeriums. Die H3 sollte Katalysator für Japans Wettbewerbsfähigkeit im heiß umkämpften internationalen Geschäft mit Satellitenstarts sein. Die Trümmer fielen in ein für solch einen Fall vorgesehenes Gebiet im Meer, wie Jaxa mitteilte.

Jaxa-Präsident Hiroshi Yamakawa entschuldigte sich, die Erwartungen nicht erfüllt zu haben. Man werde sich schnell daran machen, die Ursache herauszufinden und das Vertrauen in Japans Raumfahrtagentur wiederherzustellen. „Das Scheitern markiert einen schweren Rückschlag für Japans Weltraumambitionen“, urteilte die Wirtschaftszeitung Nikkei Asia. Die H3 ist Nachfolger der zuverlässigen H2A-Rakete und Japans erste Neuentwicklung einer großen Trägerrakete seit rund 30 Jahren. Mit einer Höhe von 63 Metern und einem Durchmesser von 5,2 Metern gilt die H3 als leistungsstärker, billiger und sicherer als die H2A, die im Geschäftsjahr 2024 ausgemustert werden soll.

Bereits am 17. Februar war der geplante Jungfernflug der H3-Rakete in letzter Minute wegen eines Elektronikfehlers abgebrochen worden. Schon dieser Startversuch hatte zwei Jahre hinter dem Zeitplan gelegen. Nach den wiederholten Anläufen und dem Fiasko am Dienstag entschuldigte sich Wissenschaftsministerin Keiko Nagaoka bei der Öffentlichkeit und nannte den Fehlstart „äußerst bedauerlich.“ Erst im vergangenen Oktober hatte Jaxa die Selbstzerstörung der kleineren Epsilon-6-Rakete ebenfalls nur wenige Minuten nach dem Start auslösen müssen, da sie von ihrer beabsichtigten Flugbahn abgewichen war.

Die nun gescheiterte H3-Mission, Testflug Nr. 1 genannt, sollte den Advanced Land Observing Satellite-3 als ein wichtiges Instrument der Regierung bei der Bewältigung von Katastrophen ins All bringen. Der Satellit hatte zudem einen Sensor des Verteidigungsministeriums dabei. Es sollte getestet werden, ob damit der Abschuss ballistischer Raketen erkannt werden kann.

Japan will mit der H3 nicht nur im lukrativen und zunehmend umkämpften Geschäft mit Satellitenstarts stärker Fuß fassen. Laut der Nikkei Asia sollte sie die wachsende Nachfrage nach Trägerraketen bedienen, nachdem Russland entschieden hatte, seine Sojus-Raketen von Europas Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana abzuziehen. Daneben soll die über acht Jahre hinweg entwickelte H3 aber auch im Rahmen des von den USA geführten Artemis-Programms einen unbemannten Frachttransporter zur Internationalen Raumstation ISS schicken.

Mit einem Preis von fünf Milliarden Yen (34 Millionen Euro) pro Raketenstart ist die H3 nur etwa halb so teuer wie ihr Vorgänger, hat aber die 1,3-fache Kapazität für Satelliten. Der Start der H3 war eigentlich für das Geschäftsjahr 2020 geplant gewesen, aufgrund von Problemen bei der Entwicklung eines Haupttriebwerks aber verschoben worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rutte warnt in Berlin: Russland sieht Europa als nächstes Ziel
11.12.2025

Bundeskanzler Merz und Nato-Generalsekretär Rutte haben in Berlin Alarm geschlagen. Russland ziele nicht nur auf die Ukraine, sondern...

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...

DWN
Politik
Politik Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
11.12.2025

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im...