Politik

Iran und USA beschlagnahmen gegenseitig Öltanker

In den letzten Tagen haben die USA einen Öltanker mit iranischem Öl beschlagnahmt und der Iran im Gegenzug einen Tanker mit Chevron-Öl. Eskaliert der Streit?
Autor
29.04.2023 10:30
Aktualisiert: 29.04.2023 10:30
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Iran und USA beschlagnahmen gegenseitig Öltanker
Schnellboote der iranischen Revolutionsgarden beschlagnahmten 2019 in der Straße von Hormus den unter britischer Flagge fahrenden Öltanker "Stena Impero". (Foto: dpa) Foto: Morteza Akhoundi

Zunächst beschlagnahmten die US-Behörden diese Woche einen Tanker, der mit iranischem Rohöl beladen und auf dem Weg nach China war, und leiteten ihn in Richtung USA um. Dann beschlagnahmte der Iran am Donnerstag einen Tanker, der auf dem Weg in die USA war. Offizielle Stellen gehen davon aus, dass die Entscheidung des Iran eine Reaktion auf das vorherige Vorgehen der USA war.

Drei mit der Situation vertraute Personen erklärten das Vorgehen der USA gegenüber der Financial Times damit, dass Washington die Durchsetzung der Sanktionen gegen Teheran verstärken wolle. Das US-Justizministerium habe den Tanker, die Suez Rajan, auf gerichtliche Anordnung und in Zusammenarbeit mit mindestens einem mit dem Schiff involvierten Unternehmen beschlagnahmt, nachdem es eine Ladung iranischen Öls an Bord genommen hatte.

Die iranische Marine versuchte erfolglos, den Tanker zu verfolgen, nachdem er seinen Kurs geändert hatte. Das Vorgehen der USA erklärt die Entscheidung des Irans vom Donnerstag, die "Advantage Sweet" zu kapern, einen von Chevron gecharterten kuwaitischen Rohöltanker mit Ziel USA. Einem US-Beamten zufolge war die Beschlagnahme offenbar eine Vergeltung für die Beschlagnahme iranischen Öls durch die USA, die der Iran kürzlich erfolglos zurückzufordern versucht habe.

Der Iran hat in der Vergangenheit immer wieder Tanker als Vergeltung gegen westliche Länder beschlagnahmt, die seine Rohöllieferungen ins Visier genommen hatten. Im Jahr 2019 beschlagnahmte der Iran zwei unter britischer Flagge fahrende Tanker, kurz nachdem das Vereinigte Königreich ein iranisches Schiff beschlagnahmt hatte, das auf dem Weg nach Syrien in Gibraltar Halt gemacht hatte.

Im vergangenen Jahr hatte der Iran auch zwei Schiffe unter griechischer Flagge in der Straße von Hormuz beschlagnahmt, nachdem Griechenland den USA erlaubt hatte, die Ladung eines iranischen Tankers in griechischen Gewässern abzulassen. Die Beschlagnahmung durch die USA wirft auch die Frage auf, ob die mit den USA verbundenen Betreiber ausreichend vor den potenziell erhöhten Gefahren einer Fahrt in der Nähe des Iran gewarnt wurden.

Die Meerenge von Hormuz, ein schmaler Kanal, der den Iran von Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten trennt, ist eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt für Öl. Nach Angaben der US Energy Information Administration wird täglich etwa ein Drittel aller Erdölladungen auf dem Seeweg durch diesen Kanal befördert.

Die aktuelle Position der Suez Rajan ist unklar. Nach Angaben des Satellitendatenunternehmens Spire Global übermittelte sie ihre Position zuletzt am Abend des 22. April an andere Schiffe, als sie südwestlich an Madagaskar vorbei in Richtung Kap der Guten Hoffnung unterwegs war. Das Schiff ist im Besitz von Fleetscape, einer Tochtergesellschaft des US-Unternehmens Oaktree Capital. Betreiber des Schiffes ist das griechische Unternehmen Empire Navigation.

Die Besatzung des vom Iran beschlagnahmten Suezmax-Tankers "Advantage Sweet" besteht komplett aus indischen Staatsangehörigen und wird nun vom Iran festgehalten. Nach Angaben des US-Zentralkommandos wurde das Schiff im Golf von Oman östlich der Meerenge von Hormuz aufgebracht. In der Vergangenheit wurden Schiffe und Besatzungen, die vom Iran beschlagnahmt wurden, schließlich wieder freigelassen, allerdings oft erst nach mehreren Monaten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage für Kinder: Warum P2P-Investments in die Schuldenfalle führen können
25.08.2025

Hohe Renditeversprechen locken, doch verspätete Zahlungen, fragwürdige Kreditvergaben und Plattformrisiken machen P2P-Investments zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturwende in Sicht: KfW rechnet mit Aufschwung
25.08.2025

Die staatliche Förderbank KfW blickt optimistischer auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Bereits zum Jahresende könnte sich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Unicredit baut Anteil aus– Druck auf Bundesregierung wächst
25.08.2025

Die italienische Großbank Unicredit hat ihren Anteil an der Commerzbank-Aktie erneut aufgestockt und rückt damit einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Schwarz-Rot im Herbst der Reformen: Versöhnliche Töne vor großen Entscheidungen
25.08.2025

Vor den anstehenden Auseinandersetzungen um zentrale Reformprojekte zeigen sich führende Vertreter der schwarz-roten Koalition um...

DWN
Politik
Politik „Es geht um Europas Sicherheit“: Klingbeil zu Gesprächen in der Ukraine
25.08.2025

Vizekanzler und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil ist zu Gesprächen in die ukrainische Hauptstadt gereist, um über die deutsche...

DWN
Politik
Politik Ukraine bestätigt Angriff auf russischen Hafen und Ölraffinerie
25.08.2025

Die Ukraine verschärft ihre Angriffe auf Russlands Energieinfrastruktur: Mit Drohnenattacken auf den strategisch zentralen Hafen Ust-Luga,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber-Squeeze und Platin-Hype: Warum Anleger Gold neu denken müssen
25.08.2025

Gold steht im Rampenlicht. Doch Silber und Platin werden immer knapper – und gewinnen 2025 massiv an Bedeutung. Jetzt zeigt eine aktuelle...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld statt Anstellung: Lohnt sich Arbeit in Deutschland überhaupt noch?
25.08.2025

Bürgergeld-Bezieher haben laut einer neuen Studie im Schnitt 500 Euro weniger im Geldbeutel als jemand, der in Deutschland Vollzeit...