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Der Immobilienkauf durch die Generationen: Was hat sich verändert?

Lesezeit: 5 min
16.05.2023 10:57  Aktualisiert: 16.05.2023 10:57
Der Kauf von Immobilien ist seit jeher ein wichtiger Meilenstein im Leben vieler Menschen. Doch im Laufe der Generationen hat sich so einiges verändert.
Der Immobilienkauf durch die Generationen: Was hat sich verändert?
Der Rohbau eines Mehrfamilienhauses. (Foto: dpa)

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Der Kauf von Immobilien ist seit jeher ein wichtiger Meilenstein im Leben vieler Menschen. Doch im Laufe der Generationen hat sich so einiges verändert. Die Anforderungen und Wünsche der potentiellen Immobilienbesitzer haben sich gewandelt, und auch die Art und Weise des Kaufs haben sich weiterentwickelt.

Die Generation Eigentum: Baby-Boomer zwischen Luxus und Sicherheit

Die ältere Generation mag es großzügig und ruhig. Die so genannten Baby-Boomer (geboren zwischen 1946 und 1964) haben bereits ihr Eigenheim gekauft und leben in ihrem Traumhaus. In Deutschland sind sie allgegenwärtig. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2020 besitzen 75% der Baby-Boomer in Deutschland ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung. Die Studie des IW zeigt auch, dass die Baby-Boomer in Deutschland oft nicht nur ein Eigenheim, sondern sogar mehrere Immobilien besitzen - im Durchschnitt verfügen sie über 1,6 Immobilien.

Interessanterweise ist der Immobilienbesitz bei den Baby-Boomern oft nicht nur eine Frage des persönlichen Wohnraums, sondern auch eine Investitionsentscheidung. Laut der IW-Studie betrachten 49% der Baby-Boomer ihre Immobilien als Geldanlage und möchten damit langfristig Vermögen aufbauen.

Wenn Baby-Boomer noch auf der Suche nach einer Immobilie sind, dann meistens nach einem Ort, an dem sie ihren Ruhestand verbringen können. Die Eigenheime sind oft groß, luxuriös und befinden sich in der ruhigen Vorstadt. Wie das Wall Street Journal berichtet, haben Millenials hingegen oft den Wunsch nach kleineren und moderneren Wohnungen in urbanen Gebieten. Interessanterweise haben die Boomer für ihre Eigenheime im Durchschnitt 39% weniger gezahlt als Millenials, was erklärt, warum viele ihrer Häuser großflächiger und hochwertiger ausgestattet sind.

Bis zum Jahr 2035 werden die meisten Baby Boomer allerdings in Rente gehen. Viele von ihnen werden dabei ihr Eigenheim verkaufen, um in kleinere Wohnungen oder betreutes Wohnen zu ziehen. Infolgedessen wird sich der Wohnungsbedarf in Deutschland verschieben. Eine Studie des Immobilienberatungsunternehmens Colliers International prognostiziert, dass bis zum Jahr 2035 in deutschen Ballungsräumen etwa 400.000 bis 500.000 Wohnungen von Senioren frei werden.

Während die Bedürfnisse der jüngeren Generationen zu kleineren, urbaneren Wohnungen tendieren, sind die Luxus-Immobilien der Baby-Boomer sicherlich weiterhin begehrt und könnten in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle auf dem Markt spielen. In Anbetracht der preislichen wie demografischen Veränderungen und der sich wandelnden Bedürfnisse der Verbraucher bleibt es spannend, wie sich die deutsche Immobilienbranche in den kommenden Jahren entwickeln wird.

Die Gen X: Individualisten zwischen Boomern und Millenials

Diese Generation ist eigen: Sie hat sich auf einen Kurs der Individualisierung und Differenzierung begeben. Geboren zwischen 1965 und 1980 ist sie mit einem Fuß in der analogen Vergangenheit und dem anderen in der digitalen Gegenwart und dabei eine Gruppe, die neue Wege wagt. Doch was bedeutet das für den Immobilienmarkt?

Die meisten Kinder der Baby-Boomer sind zum Studieren vom Land in die Stadt gezogen, was dazu geführt hat, dass die Mietpreise in den Städten rasant gestiegen sind. Die Gen X besitzt insgesamt 35% der Immobilien und hat die Finanzkrise miterlebt. Sie weiß um die Volatilität des Marktes und bevorzugt daher Sicherheit, Langzeit-Investments und Neubauten, wie eine Studie von Engel und Völkers zeigt.

Die Gen X befindet sich in Bezug auf ihre Bedürfnisse zwischen den Boomern und den Millennials. Sie haben oft Probleme, sich in einer (post)materialistischen Welt zurechtzufinden und sind eine schwierige Gruppe beim Immobilienkauf. Sie brauchen besondere Betreuung, da sie nicht als digital Natives aufgewachsen sind, ihnen aber der Besitz von Eigenheimen wichtig ist. Sie wollen jedoch nicht mehr das luxuriöse Vorstadthaus, das ihre Eltern einst erworben haben.

Die Gen X ist eine wichtige Zielgruppe auf dem deutschen Immobilienmarkt, die besondere Aufmerksamkeit verdient. Für viele in der Generation X ist der Kauf eines Eigenheims oder einer Wohnung ein wichtiger Meilenstein im Leben. Sie legen Wert auf eine gute Wohnlage mit einer optimalen Anbindung an Verkehrswege und öffentliche Verkehrsmittel. Auch die Qualität der Schulen in der Umgebung ist oft ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Wohnorts. Da die Generation X häufig bereits eine Familie gegründet hat oder diesen Schritt plant, ist der Platzbedarf in der Immobilie ein wichtiger Aspekt. Darüber hinaus legt diese Generation Wert auf Qualität und Wertbeständigkeit.

Gen Y: Zwischen Tradition und Technologie

Die Gen Y, auch bekannt als Millennials, ist eine Generation, die in der Regel gut ausgebildet, technologieaffin und auf der Suche nach einem ausgewogenen Lebensstil ist. Geboren zwischen 1981 und 1996 sind sie Zeitzeugen der technologischen Innovationen. Diese Generation möchte mit herkömmlichen Einstellungen brechen und legt großen Wert auf Selbstverwirklichung und Freizeit. Dabei spielt die FIRE-Bewegung (financial independent, retire early) eine große Rolle. Wie sieht es nun mit dem Immobilienerwerb aus? Hier gibt es einiges zu beachten.

Laut einer Studie der Deutschen Bank aus dem Jahr 2020 sehen fast 50% der deutschen Millennials den Erwerb einer eigenen Immobilie als wichtigen Teil ihrer finanziellen Planung. Trotzdem sind sie skeptisch gegenüber Banken. Stabilität und Sicherheit spielen gerade im Bereich des Immobilienerwerbs die wichtigste Rolle, wie die DI Deutschland Immobilien AG in einer weiteren Studie belegt. Fast die Hälfte der Millennials wünscht sich ein Eigenheim, wie der Report Europace herausfand.

Überraschenderweise verhält sich trotz Umbruchsdenken die Mehrheit der Millennials traditionell, wenn es um Wohn- und Budgetfragen geht. Laut Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance) orientiert sich die große Mehrheit an ihren Eltern. Doch es gibt auch Unterschiede: 67% der Befragten in der Generation sagen, dass Anlagen (auch Immobilien) für sie ein Ausdruck sind, um soziale, politische und grüne Werte auszudrücken (Harvard Business Review).

Aufgrund ihrer finanziellen Lage und dem Wunsch nach Flexibilität und Gemeinschaft entscheiden sich viele Millennials für Shared Living-Optionen, wie zum Beispiel Wohngemeinschaften oder Co-Living-Spaces. Diese bieten nicht nur eine günstigere Alternative zum alleinigen Wohnen, sondern auch die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und eine Gemeinschaft aufzubauen. Zusätzlich bevorzugen viele Millennials urbanen Wohnraum aufgrund der kulturellen und sozialen Möglichkeiten, die Städte bieten. Sie schätzen auch die Nähe zu Arbeitsplätzen, öffentlichen Verkehrsmitteln und Freizeitmöglichkeiten.

Genz Z: Zwischen Wohntraum und Wohnraum

Dieser Generation ist das traditionelle Lebensmodell ihrer Eltern, welches auf dem Sparen von Geld, dem Bau eines Hauses und dem Settling Down basiert, fern. Faktoren wie Inflation, befristete Arbeitsverhältnisse, steigende Immobilienpreise und eine ungewisse Rente beeinflussen die Veränderung der Bedürfnisse.

Viele Gen Zer (geboren zwischen 1995 und 2010) sind noch zu jung, um eine Immobilie zu kaufen, aber einige suchen bereits nach Wegen, um in den Immobilienmarkt einzusteigen. Sie sind oft gut informiert und nutzen Online-Tools und soziale Medien, um nach Eigentum zu suchen.

Eine Studie der Postbank aus dem Jahr 2021 ergab, dass die Generation Z in Deutschland im Vergleich zur Generation Y und den Baby-Boomern eher zur Miete wohnt. In der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren sind demnach 74% Mieter, während es bei den 30- bis 39-Jährigen 58% sind. Lediglich 8% der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren besaßen bereits eine Immobilie. Eine weitere Studie des Immobilienverbandes IVD aus dem Jahr 2020 bestätigt diese Tendenz. Demnach sind nur 22% der unter 30-Jährigen in Deutschland Eigentümer von Immobilien, während 78% zur Miete wohnen. Auch hier wird die Finanzierung als ein entscheidender Faktor genannt, der den Erwerb von Immobilien für junge Menschen erschwert.

Der Kauf von Wohneigentum geht nicht nur aufgrund finanzieller Gründe zurück, sondern auch aufgrund des Andrangs auf die Großstädte. Der Traum von einem Ein- oder Zweifamilienhaus in den Städten ist jedoch aufgrund von Platzmangel unrealistisch. Lifestyle-Faktoren wie das Streben nach einem erfüllten Privatleben, Selbstverwirklichung und Sorgen wegen der Klimakrise beeinflussen die Entscheidung, in Immobilien zu investieren.

Deshalb suchen viele junge Erwachsene nach alternativen Wohnformen wie dem Co-Living. Hierbei handelt es sich um geteilte Häuser mit eigenen Studios und Zugang zu Gemeinschaftsräumen wie Küchen, Wohnzimmern, Co-Working-Spaces, Fitnessstudios und Bibliotheken. Das Konzept bietet den Vorteil der Möblierung und kurzen Mietdauer, was für die flexible Lebensweise und Remote-Work-Wünsche der Gen Z von Vorteil ist. Allerdings ist das Modell noch in den Anfängen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit in allen Generationen vorhanden ist. Insbesondere die Gen Z sehnt sich nach der Gewissheit, die die Boomer hatten, wie beispielsweise keine Angst vor Altersarmut und die Sicherheit, dass sich Investitionen, wie im Bereich Immobilien, perspektivisch lohnen.

Sara Douedari, Jahrgang 1987, ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie hat Medienwissenschaften und Marketing studiert, arbeitet seit über eine Dekade als leidenschaftlicher Storyteller sowohl redaktionell als auch auf Brand-Seite. Inspirierende Persönlichkeiten, Visionäre und nachhaltige Projekte sind total ihr Ding.

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