Technologie

China meldet Erfolg mit Gehirn-Computer-Schnittstelle

In China haben Forscher einen Affen mit einer Gehirn-Computer-Schnittstelle versehen, sodass er einen mechanischen Arm steuern konnte. Ziel ist das Lesen von Gedanken.
Autor
06.05.2023 22:21
Aktualisiert: 06.05.2023 22:21
Lesezeit: 3 min

Am Donnerstag wurde in Peking der weltweit erste Versuch mit einer Gehirn-Computer-Schnittstelle (brain-computer interface, BCI) an Primaten erfolgreich abgeschlossen, wie das Sprachrohr der Kommunistischen Partei Global Times berichtet. Dem Blatt zufolge signalisiert der Erfolg, "dass Chinas BCI-Technologie ein international führendes Niveau erreicht hat". Die Hirnforschung ist eine Front im Technologiekrieg zwischen China und den USA.

Durch einen minimalinvasiven Eingriff wurde ein Elektroenzephalograph an der Hirngefäßwand eines Affen befestigt, woraufhin Techniker die Signale des Elektroenzephalographen (EEG) identifizieren und sammeln konnten. Auf der Grundlage dieser Signale wurde die aktive Steuerung eines mechanischen Arms erreicht. Ma Yongjie, der an dem BCI-Experiment beteiligt ist, zufolge basierte das Experiment auf einem früheren Versuch mit Schafen.

Der erfolgreiche Abschluss des Experiments stellt einen "Sprung nach vorn" in Chinas EEG-Signaltechnologien dar, von der passiven Erfassung zur aktiven Steuerung, so ein Bericht der Pekinger Parteizeitung Beijing Daily. Er markiert auch einen Durchbruch in einer Reihe von Technologien, einschließlich der Erfassung von EEG-Signalen in Blutgefäßen und der Identifizierung von EEG-Eingriffen.

Gehirn-Computer-Schnittstelle: Drei verschiedene Technologien

Das Experiment stand unter der Leitung des Teams von Professor Duan Feng von der Nankai-Universität und wurde gemeinsam von dem Chinese People's Liberation Army General Hospital und der Shanghai HeartCare Medical Technology Co. Interventionelle BCI, invasive BCI und nicht-invasive BCI sind die drei wichtigsten Technologien, die in diesem aufstrebenden biowissenschaftlichen Sektor erforscht und entwickelt werden.

Ein Manager eines chinesischen Unternehmens für BCI-Geräte, der anonym bleiben wollte, sagte der Global Times, dass die USA, vertreten durch das vom Tesla-Chef Elon Musk gegründete Technologieunternehmen Neuralink, dank eines frühen Starts einen klaren Vorsprung bei der invasiven BCI-Technologie haben. China ist bei der nicht-invasiven Technologie führend, da es bei der Dekodierung und den Anwendungen von Gehirn-Computer-Systemen eine Vorreiterrolle spielt.

"Im Bereich der invasiven BCI ist der Rückstand Chinas gegenüber der ausländischen Konkurrenz recht groß. Vor diesem Hintergrund könnte der Durchbruch im Bereich der invasiven BCI eine große Aufholjagd gegenüber der ausländischen Konkurrenz sein", so der Manager.

Bei der invasiven BCI-Technologie wird in der Regel eine Kraniotomie durchgeführt, um Elektroden im Bereich der Großhirnrinde zu installieren. Dies führt zwar zu den genauesten EEG-Werten unter den drei Technologien, aber eine solche invasive Methode würde den menschlichen Körper unweigerlich schädigen und könnte zu einer Entzündungsreaktion und Abstoßung führen, so Brancheninsider.

Lesen von Gedanken soll möglich werden

Bei der nicht-invasiven Technologie wird das EEG über das Epikranium abgeleitet, was im Vergleich zur invasiven Methode viel sicherer ist, aber das abgeleitete EEG ist von minderer Qualität. Die interventionelle BCI liegt irgendwo dazwischen, da sie die Verbindung zwischen Gehirn und Computer durch einen minimal-invasiven chirurgischen Eingriff herstellt, ähnlich wie ein Herzstent.

Ma sagte, dass es fünf Jahre oder sogar noch länger dauern werde, bis die interventionelle BCI-Technologie für den klinischen Einsatz ausgereift sei, berichtete Beijing Daily. "Der Abschluss der Tierversuche ist ein bahnbrechender Fortschritt und ein Schritt von Null auf Eins. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, denn [die Entwicklung der Technologie] für die klinische Anwendung ist ein langwieriger Prozess von eins bis 100."

In der nächsten Phase wird das Team das Elektrodendesign optimieren, die Sicherheit und Zuverlässigkeit der im Körper der Tiere installierten Geräte langfristig überprüfen sowie die gesammelten EEG-Daten weiter analysieren und verarbeiten. Ma sagt, dass bestimmte Szenen aus Science-Fiction-Filmen wie die direkte Anzeige der Gedanken von Menschen und das Lenken von Fahrzeugen mit Hilfe des Bewusstseins möglich sind, aber das würde noch eine ganze Weile dauern.

Im Jahr 2020 implantierten chinesische Wissenschaftler erfolgreich zwei Mikroelektroden in das Gehirn eines 72-jährigen Patienten, dessen Körper vom Hals abwärts gelähmt war, wodurch sein zentrales Nervensystem mit einem mechanischen Arm verbunden wurde. Nach der Operation war er in der Lage, den Arm durch natürliche Signale seines Gehirns zu steuern. Ma sagte, dies sei die bisher fortschrittlichste klinische BCI-Anwendung in China gewesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Venezuela-Manöver: Maduro reagiert auf US-Flugzeugträger in der Karibik
12.11.2025

Während die USA ihren größten Flugzeugträger in die Karibik schicken, reagiert Venezuela mit einem massiven Militärmanöver....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grüner Wasserstoff aus Dänemark: Export nach Deutschland eröffnet Chancen für die grüne Transformation
12.11.2025

Dänemark produziert grünen Wasserstoff im Überfluss, doch der heimische Markt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Kann das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft "Wirtschaftsweise": Auch 2026 kein spürbarer Aufschwung
12.11.2025

Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2026 kaum voran. Der Sachverständigenrat warnt vor fehlendem Aufschwung, kritisiert den Einsatz des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kontrolle von Krankschreibungen: Wie Unternehmen Fehlzeiten effektiv prüfen
12.11.2025

Die Kontrolle von Krankschreibungen wird für Unternehmen zunehmend wichtiger, um Fehlzeiten und Missbrauch effektiv zu managen. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Milliardenschwere Glyphosat-Klagen belasten Konzern
12.11.2025

Die Bayer-Aktie steht erneut unter Druck: US-Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat und PCB zwingen den Konzern zu hohen Rückstellungen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...