Die Pandemie ist vorbei, Länder sind wieder zugänglich, und Fluggesellschaften erwarten jetzt, wo Geschäfts- und Urlaubsreisen wieder möglich sind, saftige Gewinne. Warum schießen die Flugticket-Preise dann immer noch durch die Decke?
Es gibt verschiedene Erklärungen, die von fehlenden Flugzeugen über die Bereitschaft der Fahrgäste, teure Preise zu zahlen, bis hin zu Personalmangel, hohe Öl-Preise und den Kosten - die die Branche zahlen muss, um bis 2050 klimaneutral zu werden - reichen.
Bloomberg zufolge ist die schlechte Nachricht, dass die Ticketpreise wahrscheinlich noch mehrere Jahre lang teuer bleiben werden. Denn es fehlt an Flugzeugen, nachdem die Airlines während der Pandemie große Teile ihrer Flotten stillgelegt haben und sie diese jetzt nicht schnell genug wieder in Betrieb nehmen können. Gleichzeitig sind Verbraucher bereit, happige Summen für Flugtickets zu bezahlen nachdem sie in einigen Fällen bis zu drei Jahre lang nicht reisen durften. Zudem hat die Branche mit Personalmangel zu kämpfen, denn gut ausgebildete ehemalige Mitarbeiter haben während und nach der Pandemie ihre Berufe komplett gewechselt um stabilere Arbeitsplätze anzunehmen.
Hohe Öl-Preise und Klima-Ziele
Hinzu kommt das Problem der hohen Öl-Preise: Während Treibstoffpreise sich im vergangenen Jahr abgekühlt haben, ist Rohöl immer noch mehr als 50 Prozent teurer als im Januar 2019 - eine erhebliche Herausforderung für die Fluggesellschaften, denn Treibstoff ist der größte Kostenfaktor für die Konzerne. Und die Branche hat das Ziel, bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und damit den Klimawandel zu begrenzen. Nach Angaben der International Air Transport Association wird der Sektor zwei Billionen Dollar zahlen müssen, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Fluggesellschaften werden die Ticket-Preise anheben müssen, um dem gerecht zu werden, und das Fliegen wird noch teurer werden.
Laut der Financial Times hat sich der Sektor verpflichtet, durch einen Mix aus neuen Technologien - insbesondere alternative Kraftstoffe sowie Kohlenstoffkompensationen und effizienteren Flugzeugen, Triebwerken und Flugverkehrsmanagement - eine Netto-Null-Emission zu erreichen. Dies würde „beträchtliche zusätzliche Anstrengungen im Vergleich zum Geschäft wie üblich erfordern“ und zwischen 2018 und 2050 rund 820 Milliarden Euro kosten, heißt es in einem Bericht der Forschungsgruppen SEO Amsterdam Economics und dem Königlichen Niederländischen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Weitere teure Preise in den nächsten Jahren
Kapazität sei eine Herausforderung, sagte Michael O'Leary, Vorstandsvorsitzender der Ryanair Holdings vor Kurzem auf einer Bloomberg-Konferenz und fügte hinzu, dass Ticketpreise wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren teuer bleiben würden. „Mittelfristig bedeutet die Unfähigkeit von Airbus und Boeing, die Produktion in nennenswertem Umfang zu steigern, dass die Kapazitäten in den nächsten zwei, drei und fünf Jahren weiterhin eine Herausforderung darstellen werden“.
O'Leary rechnete damit, dass die Flugpreise in diesem Sommer zweistellig steigen würden, nachdem sie im letzten Jahr um bis zu 15 Prozent gestiegen sind.
Manager aus der Branche führen die starke Reise-Nachfrage auf den Wunsch zurück, nach den Pandemie-Einschränkungen zur Normalität zurückzukehren. Johan Lundgren, Geschäftsführer von easyJet, sagte der Financial Times, es sei in diesem Jahr immer deutlicher geworden, dass Verbraucher nach der Pandemie dem Reisen Priorität einräumten. Er verwies auf eine kürzlich durchgeführte Studie des Branchenverbands European Travel Commission. Diese zeigte, dass Reisen die einzigen Ausgaben sind, die viele Menschen trotz der aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen aufrechterhalten wollen.
Investoren zögern
Trotz der robusten Reisenachfrage sei es schwierig Investoren davon zu überzeugen, den Branchen-Aufschwung voll zu unterstützen, so die Financial Times. Die Aktien vieler großer europäischer Airlines liegen immer noch weit unter ihrem Vor-Pandemie-Niveau. Der legendäre Investor Warren Buffett bezeichnete Airlines schon vor der Pandemie als "eine Todesfalle für Investoren", weil das Schicksal der Konzerne normalerweise eng an den globalen Wirtschaftszyklus gebunden und externen Schocks ausgesetzt sei. Buffet verkaufte im Mai 2020 alle seine Fluggesellschaften-Anteile.