Ob man Eigentümer oder Mieter ist, wenn man etwas für das Klima tun will und Strom aus erneuerbaren Energien selbst erzeugen will, dann können kleinere Balkonkraftwerke - auch Stecker-Solargeräte oder Mini-PV-Anlagen genannt - auf lange Sicht finanziell vorteilhaft sein.
Die Politik will diese kleineren Solar-Anlagen für Haushalte für den Eigenbedarf fordern. Aktuell gibt es Pläne, die technischen und bürokratischen Hürden zu vereinfachen, mit dem Ziel, dass mehr und mehr private Haushalte diese Anlagen benutzen und somit dazu beitragen, dass die Bundesregierung ihre Klimaziele erreicht.
Wie funktionieren diese Anlagen, was muss beachtet werden, bevor man sich für den Kauf entscheidet, was sind die Regeln und lohnt sich so eine Mini-Solaranlage eigentlich? Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen.
Was ist ein Balkonkraftwerk und wie funktioniert es?
Die Mini-Balkonanlagen lassen sich an die Balkonrüstung montieren und funktionieren wie die großen Solaranlagen auf dem Dach, sind aber laut der Verbraucherzentrale „eher ein stromerzeugendes Haushaltsgerät“. Die Anlagen sollten genug Strom für den Eigenbedarf produzieren, doch ist das nicht der Fall, dann fließt Versorger-Strom dazu. Der Strom aus dem Stecker-Solargerät fließt in die Steckdose am Balkon und von dort zu Haushaltsgeräten. „Der Stromzähler zählt langsamer, es wird weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Reicht der Balkon-Strom Balkon nicht für den Betrieb der Haushaltsgeräte aus, fließt einfach Strom vom Versorger aus dem Netz dazu“, so die Zentrale.
Die Anlagen seien grundsätzlich sehr sicher, weil die Technik ausgereift ist und die gleichen Komponenten in professionell installierten Photovoltaikanlagen eingesetzt werden. „Ende 2021 waren bereits über 190.000 solcher Systeme in Deutschland in Betrieb und bisher ist kein einziger Fall von Sachschäden oder verletzten Personen bekannt geworden“.
Was sind die technischen Voraussetzungen?
Welche Stecker benutzt man und braucht man einen neuen Stromzähler?
Für einen sicheren Anschluss empfiehlt der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) einen sichereren Wieland-Stecker. Manche Netzbetreiber verlangen die Installation einer Wieland-Steckdose, doch diese Regeln könnten in Zukunft gelockert werden.
Laut der Verbraucherzentrale kann Strom ins Netz fließen, auch wenn Stecker-Solargeräte für den Eigenverbrauch gedacht sind und nicht für die Netzeinspeisung. Dies sei technisch kein Problem und auch erlaubt, wenn Eigentümer oder Mieter Wechselrichter benutzen, die der Norm entsprechen. „Durch das Stecker-Solargerät könnte es vorkommen, dass herkömmliche Stromzähler mit mechanischen Drehscheiben rückwärts laufen, denn diese Zähler sind nicht mit einer Rücklaufsperre ausgestattet. Deshalb tauscht der Netzbetreiber als grundzuständiger Messstellenbetreiber in diesem Fall den herkömmlichen Zähler in einen modernen elektronischen Zähler um“.
Die zweite Möglichkeit ist ein Zweirichtungszähler, die gleichen Zähler, aber so programmiert, dass sie beide Zählrichtungen - den Strombezug aus dem Netz und die Rückspeisung ins Netz - getrennt erfassen und anzeigen. Der Verband warnt es muss hier unbedingt darauf geachtet werden, dass der gewählte Stromlieferant die Messkosten im Rahmen des Grundpreises für den Strombezug nicht doppelt abrechnet.
Wo muss ich meine Anlage anmelden und gibt es staatliche Förderungen?
Die Mini-Balkonanlagen müssen beim Netzbetreiber angemeldet werden und im Marktstammregister bei der Bundesnetzagentur registriert werden. Auch müssen Vermieter um schriftliche Genehmigung gefragt werden und Wohneigentumsgemeinschaften müssen zustimmen, laut der Verbraucherzentrale.
Immer mehr Kommunen, einzelne Bundesländer und Regionalverbände fördern die Anschaffung eines Balkonkraftwerks mit Zuschüssen, und Netzbetreiber und Stromversorger unterstützen die Anlagen, indem sie die Anmeldung vereinfachen. Doch die Zentrale warnt: „Vorsicht: Oftmals werden in den Förderbedingungen auch Anforderungen festgelegt, etwa der Einsatz einer speziellen Einspeisesteckdose, die Überprüfung der Elektroinstallation durch einen Elektriker oder die Übernahme von Installationskosten für das Setzen eines neuen Zählers. Um keine Probleme mit der Förderung zu bekommen, müssen diese Punkte dann auch zwingend umgesetzt werden“.
Ein Standardsolarmodul hat 380 Watt Leistung und kann an einem schattenfreien Platz an einem Südbalkon ungefähr 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern - etwa dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine in einem Haushalt mit zwei Personen. Die beste Montage ist senkrecht an der Außenseite eines nach Südwest bis Südost ausgerichteten Balkons, weil die senkrechte Installation im Sommer die nicht nutzbaren Erzeugungsspitzen reduziert und im Winter die nutzbaren Erträge erhöht.
Laut Verbraucherzentrale sind die Kosten für ein Standard-Modul zwischen 350 und 600 Euro, doch wegen hoher Nachfrage und verzögerten Lieferung von Bauteilen sind aktuelle Preise teilweise deutlich höher.