Finanzen

IWF macht Druck: Bank of England bestellt Schulden-Kommissarin

Die Bank of England hat sich eine IWF-Expertin zu Hilfe geholt, die den Ausstieg aus dem Gelddrucken organisieren soll. Sie steht vor dem Problem, das QE-Programm der BoE zurückzufahren, ohne dabei eine massive Inflation auszulösen. Die Zentralbank hat 375 Milliarden Pfund gedruckt und damit britische Staatsanleihen gekauft.
25.03.2014 00:23
Lesezeit: 1 min

Mit einem radikalen Wechsel im Management reagiert die britische Zentralbank auf die wachsenden Risiken des internationalen Finanzsystems. Mit Nemat Shafik erhält die Bank of England (BoE) eine Art IWF-Schuldenkommissarin. Denn sie soll den Ausstieg aus dem Gelddruck-Programm (QE) der Zentralbank managen.

Die 51-Jährige wird Stellvertreterin von BoE-Chef Mark Carney, berichtet die FT. Zudem soll sie eine neu geschaffene Position als Banken- und Marktaufseherin besetzen. Zu ihren Aufgaben gehört es, den Ausstieg der Zentralbank aus dem QE-Programm zu managen. Im Rahmen dieses Programms hat die BoE 375 Milliarden Pfund gedruckt und damit britische Staatsanleihen gekauft.

Mit 36 Jahren war Shafik die jüngste Vizepräsidentin der Weltbank. Später arbeitete sie für das britische Entwicklungshilfe-Ministerium. Seit vier Jahren vertritt sie Großbritannien beim IWF, wo sie eine führende Position einnimmt. Unter anderem hat sie die Hilfs-Programme für Griechenland und Portugal überwacht.

In der FT hat Neil Collins einen offenen Brief an Shafik geschrieben. Darin warnt er vor den Risiken, welche die Zentralbank durch das QE-Programm aufgebaut hat. Der Abbau der Anleihen aus den Zentralbank-Bilanzen ist gefährlich. Denn er könnte zu einem Preisverfall der Anleihen führen und die Zinsen in die Höhe schnellen lassen, was sehr teuer für die britische Regierung wäre.

Diese extrem schwierige Lage bringt Collins zu dem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, die BoE solle der britischen Regierung die Schulden im Umfang von 375 Milliarden Pfund einfach erlassen. Dies würde jedoch die Inflation stark beschleunigen. Collins erinnert in diesem Zusammenhang sogar an die Hyperinflation in Zimbabwe.

Die neue BoE-Vizechefin Shafik hatte die extremen geldpolitischen Maßnahmen wie QE-Programme als „insgesamt positiv“ für die Weltwirtschaft bezeichnet. QE (Quantitative Easing) bedeutet im Kern massives Gelddrucken zum Ankauf von Staatsanleihen und anderen Assets durch die Zentralbanken, wodurch das Geld an Wert verliert.

In einer Rede in Neu Delhi Anfang des Jahres sagte Shafik: „Ein Umfeld mit einer geringen Inflation ist offensichtlich im Interesse der Armen, weil diese am meisten unter der Inflations-Steuer leiden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...