Wirtschaft

Airline-Branche verdoppelt jährliche Gewinnprognose

Ein robuster Reiseboom wirkt sich positiv auf die Resultate der globalen Fluglinien aus. Einige Bereiche des Reiseverkehrs haben sich viel schneller erholt als andere. Lift-Off für den Sektor?
14.06.2023 09:03
Aktualisiert: 14.06.2023 09:03
Lesezeit: 2 min
Airline-Branche verdoppelt jährliche Gewinnprognose
Die globale Flugbranche profitiert von einem starken Reiseboom nach der Pandemie. (Foto: dpa)

Eine weltweit starker Reiseboom nach der Pandemie hat dazu geführt, dass die globale Airline-Branche ihre Gewinnprognose für dieses Jahr mehr als verdoppelt hat. Insbesondere hat sich der Bereich Urlaubsreisen für die meisten Luftlinien viel schneller erholt als Geschäftsreisen - traditionell ein starker Gewinnbringer.

Die Wiedereröffnung Chinas, der größte Markt für Auslandsreisen vor der Pandemie, zu einem früheren Zeitpunkt in diesem Jahr als erwartet sowie ein Rückgang der - wenn auch noch immer hohen - Kerosinpreise in der ersten Jahreshälfte sind einige der Hauptgründe für die ehrgeizigen Prognosen.

Der Financial Times zufolge rechnet IATA (The International Air Transport Association), der Branchenverband der globalen Fluggesellschaften, mit einem Anstieg der Nettogewinne auf 9,8 Milliarden US-Dollar dieses Jahr aufgrund des derzeitigen Reisebooms. Die Prognose steht im Vergleich zu den Nettoverlusten der Branche in Höhe von 3,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 und den vom Verband im Dezember prognostizierten Nettogewinnen in Höhe von 4,7 Milliarden US-Dollar für dieses Jahr.

Branche erholt sich, Ausblick positiv

IATA Generaldirektor Willie Walsh erklärte, dass die finanziellen Leistungen der Fluggesellschaften in diesem Jahr Erwartungen übertroffen hätten. „China hat die Covid-19-Beschränkungen früher im Jahr aufgehoben, als erwartet und Kerosinpreise sind in der ersten Jahreshälfte zurückgegangen“.

Der Branchenverband erwartet Passagiereinnahmen in Höhe von 546 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2023 - ein Anstieg von 27 Prozent gegenüber 2022 aber immer noch 10 Prozent unter dem 2019-Niveau. Auch prognostiziert IATA einen Umsatzanstieg von 9,7 Prozent auf 803 Milliarden US-Dollar. Damit würde erstmals, seit die Pandemie die Fluggesellschaften zu Kapazitätskürzungen gezwungen hat, die 800-Milliarden US-Dollar Marke überschritten werden.

Mit Blick auf die Zukunft gäbe es viele Gründe, optimistisch zu sein, so Walsh. „Das Erreichen der Rentabilität nach dem Tiefpunkt der Covid-19-Krise eröffnet ein großes Potenzial (für die Fluggesellschaften) um Investoren zu belohnen, Nachhaltigkeit zu finanzieren und in Effizienzsteigerungen zu investieren, um die Welt noch effektiver zu verbinden“.

Manager aus der Branche führen die starke Reise-Nachfrage auf den Wunsch zurück, nach den Pandemie-Einschränkungen wieder zur Normalität zurückzukehren. Johan Lundgren, Geschäftsführer von easyJet, sagte der Financial Times, es sei in diesem Jahr immer deutlicher geworden, dass Verbraucher nach der Pandemie dem Reisen Priorität einräumten. Lundgren verwies auf eine kürzlich durchgeführte Studie des Branchenverbands European Travel Commission. Diese zeigte, dass Reisen die einzigen Ausgaben sind, die viele Menschen trotz der aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen aufrechterhalten wollen.

Teure Ticketpreise

Positive Aussichten für die Branche, doch Passagiere werden weiter tief in die Tasche greifen müssen, um ihre Ticketpreise zu zahlen. Ryanair Holdings Vorstandsvorsitzender Michael O'Leary prognostizierte vor Kurzem auf einer Bloomberg-Konferenz, dass Flugticket-Preise wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren teuer bleiben würden. „Mittelfristig bedeutet die Unfähigkeit von Airbus und Boeing, die Produktion in nennenswertem Umfang zu steigern, dass die Kapazitäten in den nächsten zwei, drei und fünf Jahren weiterhin eine Herausforderung darstellen werden“.

O'Leary rechnete damit, dass die Flugpreise in diesem Sommer zweistellig steigen würden, nachdem sie im letzten Jahr um bis zu 15 Prozent gestiegen sind.

Auch hat die Branche das Ziel, bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und damit den Klimawandel zu begrenzen. Nach IATA-Angaben wird der Sektor zwei Billionen Dollar zahlen müssen, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Fluglinien werden die Ticket-Preise anheben müssen und das Fliegen wird voraussichtlich noch teurer werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...